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»Western Digital ist so gut aufgestellt wie noch nie«

Im Hause Western Digital tut sich was: steigende Marktanteile, in diversen Segmenten bereits Marktführerschaften, Einstieg in das SSD-Geschäft, als erster lieferfähig bei 3,5-Zoll-/2-TByte-Laufwerken – es gab allerhand Gründe für speicherguide.de-Chefreporter Engelbert Hörmannsdorfer, sich mit Sven Rathjen, dem seit März neuen Sr. Sales Director Central & Eastern Region, und Daniel Mauerhofer, Sr. Public Relations Manager EMEA bei Western Digital Deutschland, zu einem Interview über aktuelle Trends auf dem Festplattenmarkt zusammenzusetzen. Und – wir erfuhren brandneues über die Channel-Strategie des Unternehmens.

von Engelbert Hörmannsdorfer

 Jüngsten Marktzahlen von GfK zufolge scheint es bei Ihnen vor allem bei externen Festplatten sehr gut zu laufen. Was machen Sie anders die Mitbewerber?
 Daniel Mauerhofer  Daniel Mauerhofer
Mauerhofer: Das hat mehrere Gründe. Zum einen vermitteln wir im Marketing nicht mehr nur technische Features, sondern vor allem emotionale Aspekte. Auf PCs werden mehr und mehr emotionale Dinge wie Urlaubsfotos oder Hochzeitsvideos abgespeichert. Und wenn die verloren gehen, dann sind es nicht nur Daten, sondern emotionelle Erinnerungsstücke. Und dafür sind externen Festplatten zum Aufheben bestens geeignet. Zum anderen haben wir diesen Markt bereits vor vier Jahren betreten. Wir haben die Chancen hier rechtzeitig erkannt und uns massiv engagiert. In diesem Consumer-Bereich gelang es uns, einen Brand aufzubauen. Das kommt uns jetzt enorm zugute.
 Wie groß ist der Bereich innerhalb von Western Digital?
Mauerhofer: Wir machen damit bereits rund 20 Prozent des Umsatzes. Stark wachsend. Das muss man sich wirklich einmal vorstellen: Innerhalb von vier Jahren von Null auf Platz Eins.
 Wie groß soll denn der Bereich noch werden?
 Sven Rathjen  Sven Rathjen
Rathjen: Wir denken, dass das jetzt ein guter Mix ist. 80 Prozent der Umsätze machen wir immer noch im OEM/Bulk-Geschäft. Das ist gut so. Wir wollen diese Pyramide ja nicht umdrehen. Schließlich haben wir eine klare OEM- und eine klare Channel-Strategie.
 Das würden einige Ihrer Mitbewerber auch von sich behaupten….
Rathjen: Aber wir arbeiten ständig intensiv an unserer Strategie. Wir haben mittlerweile extrem viele kanaltreue Kunden, denn wir garantieren für unsere Produkte eine Kanalverfügbarkeit, die andere nicht schaffen.
 Und was ist neu an Ihrer Strategie?
Rathjen: So haben wir seit kurzem eigene Support-Funktionen in Deutschland für Händler und Reseller geschaffen. Das war Neuland für uns, dass wir beim Kanal so in die Tiefe gehen. Aber es kommt an. Es ist unsere erklärte Strategie, hier in den nächsten zwölf Monaten noch tiefer reinzugehen. Das ist ein klares Thema in der DACH-Region. Wir haben eine konstante Kommunikation mit dem Channel aufgebaut. Die Channel-Loyalität war schon immer hoch, wir haben es bloß nie richtig rausgetragen. (grinst) Ich denke, das ist eines der bestgehütesten Geheimnisse innerhalb von Western Digital….
 Ist das nur ein DACH-Thema? Oder gilt das auch weltweit?
Rathjen: Im Endeffekt ist es weltweites Thema, dass sich bei uns in vielerlei Hinsicht etwas geändert hat. Seit John Coyne im Januar 2007 unser neuer CEO wurde, haben wir uns enorm bewegt. Wir sind seither die schnellstwachsende Festplattenfirma.
 Trotzdem musste auch John Coyne Einschnitte vergangenen Dezember ankündigen (speicherguide.de berichtete) …
Rathjen: Aber die Maßnahmen waren bewusst sehr radikal und sehr früh angesetzt. Er war nicht scheibchenweise. Es betraf größtenteils nur Fabs in Thailand und Malaysia. Und das Management verordnete sich parallel erhebliche Bezügekürzungen. Wir sind jetzt auf einem Level, wo wir uns wieder auf eine wachsende Zukunft vorbereiten können.
 Western Digital ist erst kürzlich mit der Übernahme von SiliconSystems in den Markt für Solid-State-Disks (SSDs) eingestiegen (speicherguide.de berichtete). War das nicht ein bisschen spät?
Mauerhofer: Überhaupt nicht. Der Markt ist noch sehr jung. Ich bin schon früher oft von Journalisten und Geschäftspartner gefragt worden, wenn wir denn endlich einsteigen würden. Und ich muss dabei immer sagen, dass wir eigentlich eine der ersten Firmen waren, die in diesem Markt überhaupt tätig war.
 Wie denn das?
Mauerhofer: Was eben heute kaum noch jemand weiß: 1989 haben wir zusammen mit der damals noch sehr jungen Firma SanDisk einen der ersten Flash-Drives lanciert. War haben dafür die Controller-Technologie entwickelt. Aus dieser Zeit haben wir sogar ein paar Patente.
 Wie werden Sie die SSDs von Siliconsystems positionieren?
Rathjen: Dazu ist es noch etwas zu früh, hier konkret zu werden. Aber die Integration schreitet gut voran. Die Produkte der Firma sind absolutes Ultra-Highend und z.B. für Militär, Raumfahrt oder Telkos gedacht. Es wird sicherlich aus den jetzigen Produkten mal eine Consumer-Schiene abgeleitet. Der Markt muss verstehen, dass SSDs überwiegend kein Ersatz für HDDs sind, sondern eine Alternative für Highend-Tier-0-Anwendungen. Ein Ersatz sind sie nur teilweise in Notebooks, aber hier spielen andere Anforderungen eine Rolle.
 Bei Ihrem Konkurrenten Samsung hat man dagegen eher das Gefühl, dass es wirklich um eine Ablösung der HDDs geht….
Rathjen: Samsung ist in jeder Beziehung ein Sonderfall. Samsung hat nicht diese klare Channel- und Vertriebsstrategie wie wir.
 Trotzdem hat Samsung in Deutschland einen ungewöhnlich hohen Marktanteil….
Rathjen: Das liegt wohl zum Teil daran, dass viele europäische Verkäufe über Deutschland abgewickelt werden. Und dann sieht es so aus, dass Samsung den Standort Deutschland aus irgendeinem Grund besonders liebt und hier aktiver sind. Dadurch sind sie hier eine größere Herausforderung für uns als in andern europäischen Ländern.
 Wie stark werden eigentlich stromsparende, also »grüne« Festplatten vom Markt angenommen?
Mauerhofer: Die werden sehr gut akzeptiert. Für uns bedeutete das die Wiedergeburt des 5.400-U/min-Drives. Als wir im Juli 2007 unsere »GreenPower«-Linie ankündigten, wurden wir von vielen auf dem Markt belächelt. Mittlerweile macht diese Familie rund 20 Prozent der Umsätze im 3,5-Zoll-Segment aus. Vor allem viele Kunden, die richtig große Data-Center betreiben, erkennen, dass Platz- und Kühlungskosten ein enormer Faktor in ihren Budgets geworden sind. Nachrechnen zahlt sich hier sofort aus, denn man braucht deutlich weniger aktive Kühlung. Für 85 Prozent der Anwender reicht Green-Storage völlig aus.
 Sehen Sie das mittlerweile vieldiskutierte Cloud-Computing bzw. Cloud-Storage als Konkurrenz?
Mauerhofer: Das können wir nicht erkennen. Es muss ja trotzdem immer mehr gespeichert werden. Der Speicherplatzbedarf verlagert sich ja bloß: Vom Rechenzentrum des normalen Anwenders hin zum Riesen-Data-Centers eines Cloud-Anbieters.
 Wie ergeht es Ihnen eigentlich auf dem 2,5-Zoll-Markt?
Mauerhofer: Ein voller Erfolg. Wir haben ja vor fünf Jahren auf diesem Markt überhaupt erst angefangen. Aber seit fünf Quartalen sind wir laut IDC die Nummer Eins auf dem Notebook-Markt.
 Was machen Sie anders? Die Konkurrenten schlafen doch eigentlich nicht….
Rathjen: Aber wir investieren enorm viel in Forschung & Entwicklung….
 Ich glaube, diese Antwort könnte ich von Seagate oder Hitachi auch bekommen….
Rathjen: Das ist schon richtig. Aber trotzdem machen wir anscheinend etwas anders. Wir waren die ersten, die mit 2,5-Zoll-/500-GByte auf dem Markt waren. Und wir sind jetzt die ersten, die mit 3,5-Zoll-/2-TByte auf dem Markt sind. Wir liefern diese Laufwerke seit Anfang März in Stückzahlen aus. Es ist sicherlich unser klarer OEM-Fokus, den ich vorhin ansprach und der uns hier voranbringt. Wie schon gesagt, seit unser neuer CEO tätig ist, hat sich bei uns vieles geändert. Wir sind momentan so gut aufgestellt, wie noch nie in der Firmenhistorie.
 Wie sieht es bei High-Performance-Drives aus. Im SCSI- bzw. SAS-Bereich haben Sie eigentlich nichts?
Mauerhofer: Das stimmt. Aber hier wird sich etwas tun. SAS steht auf unserer Agenda. Wir arbeiten an einem 2,5-Zoll-Laufwerk mit 10.000 U/min. Es wird ein richtiges Enterprise-Drive sein.
 Dann vermutlich gleich mit dem neuen SAS-II-Standard mit 6 Gbit/s…
Mauerhofer: Das ist noch nicht sicher. Es könnte auch noch eine 3-Gbit/s-Version geben. Denn wir machen ständig Marktanalysen und sprechen mit vielen Kunden über ihre Bedürfnisse. Und viele sagen uns, dass es für diese extrem schnelle 6-Gbit/s-Variante noch zu wenig Anwendungen gibt. Aber schauen wir mal – die Ankündigung steht nicht unmittelbar vor der Tür.
 Wie beurteilen Sie den beabsichtigen Merger des Festplattengeschäfts von Toshiba und Fujitsu?
Rathjen: Schwer zu sagen. Auf dem Markt treffen wir eigentlich nur auf Seagate und Hitachi. Auf Toshiba etwas im 2,5-Zoll-Bereich. Ansonsten hat Toshiba viele Aktivitäten im Sub-2,5-Zoll-Segment, wo wir nicht sind. Und Fujitsu war praktisch nur im SCSI-Highend-Geschäft, wo wir auch nicht sind. Man muss erst mal sehen, wie das Joint-Venture anläuft, dann kann man mehr sagen. Aber wir schauen uns das natürlich genau an.
 Welche Trends beeinflussen ansonsten noch derzeit Ihr Geschäft?
Rathjen: Wir erkennen beispielsweise – wie eingangs beim externen Festplattengeschäft angedeutet –, dass auch beim Consumer das Bewusstsein für das Verlieren von Daten schärfer wird. Eine externe Festplatte ist eine attraktive Vollkaskoversicherung für Daten – und ein Backup ist damit einfach durchzuführen. Jeder, der mal eine defekte PC-Festplatte zum Datenretten eingeschickt hat, weiß, dass ein Recovery von Daten viel Geld kostet. Die Antwort darauf sind externe Festplatten.
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