Hochverfügbare Speicher: Mit Open-Source agiler & unabhängiger
Hochverfügbare Speicher auf Open-Source-Basis erfüllen längst auch Enterprise-Ansprüche. Laut Benedict Schultz, Inhaber von Holstein IT-Solutions, werden Firmen mit Open-Source sogar agiler und unabhängiger werden. Wir sprachen mit dem Open-Source-Spezialisten, wie dies zudem die Widerstandsfähigkeit der Firma unterstützen kann.
? Hochverfügbare Speichersysteme stehen für hohe Investitionen, vor allem aus der Sicht von KMUs. Mit Open-Source sollen sich die Ausgaben spürbar reduzieren lassen. Wie kann eine Lösung für KMUs aussehen?
Schultz: Ausfallsicherheit ist nicht gleich Ausfallsicherheit. Es kommt immer auf die Anforderungen eines Unternehmens an. Beispielsweise sind die Appliances von iXsystems by Design ausfallsicher. Alle Komponenten in einem TrueNAS Enterprise-System sind redundant ausgelegt. Das fängt bei den Netzteilen an und hört bei den Controllern nicht auf. Potenzielle Käufer sollten beim Kauf zum Beispiel immer auf die Leistungsfähigkeit achten und ob die redundante Komponente leistungsfähig genug ist, die Last auch allein zu tragen.
Das zeigt sich besonders offensichtlich bei der Stromversorgung. Zudem raten wir immer, besonders wichtige Teile wie Festplatten als Spare-Parts (Cold Sparers) vorzuhalten. Wer höhere Ansprüche hat, kann auch ein komplettes System vorhalten oder direkt als HA-Cluster (High-Availability) betreiben gern auch georedundant, wenn es besonders sicher sein soll.
In den meisten Fällen entscheiden sich unsere Kunden für ein System und erweitern später. Die kleinste Appliance der M-Serie bietet eine effektive Kapazität von bis zu einem TByte. Die Preise starten bei 7.000 Euro pro System zzgl. 80 Euro pro TByte bei HDDs bzw. 395 Euro pro TByte bei den AFAs. Jeder muss das für sich vergleichen, ob das für ihn günstig ist und welches Risiko er bereit ist zu tragen.
? Genügen Open-Source-Speicher aber auch Unternehmensansprüchen? Wie lassen sich hochverfügbare Speichersysteme auf Open-Source-Basis sicher und stabil betreiben?
Schultz: Mittlerweile nutzen immer mehr Anbieter Open Source-Software bzw. Code in ihren Systemen. Der Unterschied besteht auch nicht in der Tatsache, dass ein System Open Source oder traditionell ist.
Es ist immer wichtig, seine Anforderungen zu kennen und das Budget entsprechend zu kalkulieren. Die Sicherheit und ein stabiler Betrieb von IT-Systemen, die zunehmend geschäftskritisch sind, gehören zur unternehmerischen Verantwortung. Kein Unternehmer kann erwarten, für einen Euro eine hochgradig ausfallsichere Plattform zu bekommen. Neben der Anschaffung eines passenden Systems müssen immer auch Support und Kosten für den laufenden Betrieb kalkuliert werden. Ixsystems zum Beispiel gibt drei Jahre Garantie auf die Hardware und bietet drei unterschiedliche Support-Level: Bronze, Silber und Gold.
Kunden sollten auf verschiedene Kriterien beim Kauf achten. Wie lange ist die Garantie auf die Hardware? In den meisten Fällen beträgt sie nur zwei Jahre. Kann die Garantie auch verlängert werden? Letztere ist besonders bei Behörden, im Defense-Umfeld, KRITIS-Betreibern und im Gesundheitswesen wichtig. Welche Service-Levels werden, angeboten und vor allem, was ist enthalten? Manche Anbieter verlangen für Updates extra Gebühren oder zusätzliche Kontingente für Inanspruchnahme des technischen Supports.
Ein weiterer Blick lohnt auch auf den Funktionsumfang des Systems selbst. Ein stabiler Betrieb eines Storage-Systems beinhaltet auch immer die Sicherheit der gespeicherten Daten. Werden diese verschlüsselt abgelegt? Unterstützt das System ein Rollen- und Berechtigungskonzept und lässt es sich an bestehende Verzeichnisdienste wie AD oder LDAP anschließen? Wir die Integrität der Daten, zum Beispiel mit Hashwerten, kontinuierlich überwacht? Unterstützt das System Mehrfaktor-Authentifizierung (MFA)?
Wir bieten unseren Kunden beispielsweise immer auch ein Proof-of-Concept, bevor sie sich entscheiden. Vor allem KMU raten wir dazu, sich ein vertrauenswürdiges Systemhaus zu suchen und sich umfassend beraten zu lassen. Wir führen bei unseren Kunden zuerst immer eine Bestandsaufnahme durch. Anders ist es nicht möglich, eine bestehende Infrastruktur sinnvoll zu optimieren bzw. zu modernisieren und/oder zu ergänzen. Bei Neuinstallationen evaluieren wir die konkreten Anforderungen und wählen dann erst eine passende Lösung aus. Da Systemhäuser selten an einen einzigen Hersteller gebunden sind, erhalten Kunden öfter tatsächlich die Lösung, die ihnen am besten hilft.
? Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen hochverfügbaren Speichersystemen auf Open-Source-Basis und kommerziellen Lösungen?
Schultz: Es gibt keinen. Hochverfügbar ist hochverfügbar hier wie da.
? Mit welcher Kostenreduzierung lässt sich durchschnittlich kalkulieren? Warum sind Open-Source-Lösungen preiswerter als kommerzielle Lösungen?
Schultz: Das ist so nicht vergleichbar. Zunächst muss zwischen Open-Source und Lösungen auf Basis von Open-Source unterschieden werden. Truenas Enterprise nutzt Open Source für ihre Speicherplattform. Der Code wird allerdings auf die Appliance optimiert und gehärtet (das bedeutet unter anderem, dass nicht verwendeter Code entfernt wird zum Beispiel Treiber, die nicht gebraucht werden). Ansonsten bieten Lösungen wie Truenas Enterprise alle Leistungen kommerzieller Anbieter, wie professionellen Support und Service-Level-Agreements.
Ein großer Unterschied zwischen offenem und proprietärem Code sind Patente. Die kosten sehr viel Geld und machen Unternehmen unbeweglicher. Das sind natürlich Kosten, die an Kunden weitergegeben werden von Anbietern geschlossener Systeme. Zudem müssen Kunden oft Spezialwissen oder gar Zertifizierungen ablegen, um solche Lösungen administrieren und Herstellersupport beziehen zu können.
Übrigens rät auch das BSI zum Einsatz offener Systeme. Wir sind sehr stolz darauf, diese wichtige Institution zu unserem Kundenkreis zu zählen.
? Wie schätzen Sie die Zukunft von hochverfügbaren Speichersystemen auf Open-Source-Basis ein und welche Vorteile bieten sie für kleine und mittlere Unternehmen im Vergleich zu kommerziellen Lösungen?
Schultz: Wie schon erwähnt, setzen immer mehr Anbieter auf Open-Source-Code in ihren Lösungen. Der Unterschied ist in der Kultur des Unternehmens selbst zu suchen. Knebelt ein Hersteller ein Unternehmen oder kann ein Kunde jederzeit zu einem anderen Anbieter wechseln? Dazu müssen Verträge und die Beweglichkeit der Daten geprüft werden.
Eine ganz wichtige Frage ist immer: Was passiert mit dem Produkt, wenn der Hersteller insolvent oder verkauft wird? Der wohl größte Vorteil von Open-Source ist die öffentliche Verfügbarkeit des Codes. Damit können Communities, andere Hersteller oder Kunden selbst den Code nehmen und weiterentwickeln und Module ergänzen. Damit bieten offene Systeme wie Truenas langfristig die größtmögliche Unabhängigkeit für Unternehmen.
Was die Leistungsfähigkeit angeht oder die Funktionalität, da hat Open-Source längst die klassischen Anbieter überholt. Dafür sorgen unter anderem Communities, die wesentlich agiler ständig den Code weiterentwickeln. Zudem fungieren diese Communities wie ein großer Feldtest. Nur was den besteht, kommt auch in die Enterprise-Version. Am bekanntesten ist dieses Prinzip durch Linux-Betriebssysteme geworden: Red Hat Enterprise Linux (RHEL) vs. Fedora oder SUSE Linux Enterprise Server (SLES) vs. OpenSuse.
Die Truenas-Community (ehemals Freenas) gehört beispielsweise zu den größten Open-Source-Communities der Welt. Enterprise-Grade ist schon lange keine Frage mehr von Open- oder Closed-Source. Kommerzielle Anbieter von auf Open-Source basierter Technologie wie Ixsystems erfüllen die alle Ansprüche eines Unternehmens an hochverfügbare Speichersysteme. Unternehmen sollten viel mehr Open-Source wagen, weil sie damit sogar agiler und unabhängiger werden. Das stärkt nicht zuletzt auch die Widerstandsfähigkeit der Firma.
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