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Im Interview: TIM

Wenn es um unstrukturierte Daten geht, dann sind NAS-Systeme die erste Wahl. Denn auf NAS-Systemen läuft ein Filesystem. Und das ist der elementare Unterschied zwischen reinen Disksystemen, die nach wie vor erste Wahl für Performance-kritische Anwendungen sind. Administratoren sollten sich aber trotzdem darauf einstellen, dass zusehends die Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundär-Speicher verwischt – Hybrid-Speicher oder Unified-Storage-Systeme finden ihren Platz im Rechenzentrum.Wir sprachen darüber mit Harald Will, Consultant beim Value-Added-Distributor TIM.

Was sind derzeit die Kriterien, wenn sich ein Unternehmen für ein NAS-System entscheidet?

 Harald Will
Harald Will
Will: Die Kriterien für den Kauf eines Storage-Systems sollten immer die Anforderungen sein. Diese ergeben sich aus den Daten und deren Verwendung. So gibt es drei unterschiedliche Typen von Daten: Reine NAS-Daten: Hierbei handelt es sich um Daten, auf die viele User gleichzeitig zugreifen müssen. Typische Anwendungsgebiete sind zum Beispiel Home- und Projekt-Verzeichnisse. Diese Daten müssen über NAS-Funktionalitäten zur Verfügung gestellt werden. Reine SAN-Daten: Hierbei handelt es sich um Applikationen, die einen blockbasierenden Zugriff auf die Daten benötigt. In der Regel sind das Datenbanken (z.B. MS SQL, MS Exchange usw.). Diese Anforderungen können mit einem reinen NAS System nicht mehr gelöst werden. NAS/SAN-Daten: Manchen Applikationen ist es egal, ob auf die Daten file- oder blockbasierend zugegriffen wird. In diesem Fall kann man zwischen einem NAS und einem SAN wählen. Je nachdem, um welchen Datentyp es sich handelt, kann man sich entweder für ein reines NAS-, für ein reines SAN- oder für ein Unified-Storage-System entscheiden.

NAS-Systeme werden bei vielen Unternehmen eher als Sekundär-Speicher eingesetzt. Bei welchen Einsatzszenarien lässt es sich als Primär-Speicher verwenden? Und auf welche Punkte sollten IT-Administratoren bei der Auswahl eines NAS-Systems achten, wenn sie mit einem Einsatz als Primär-Speicher liebäugeln?

Will: Ich sehe keinen überwiegenden Einsatz von NAS-Systemen als Sekundär-Speicher. Neben den üblichen Dateifreigaben setzen viele Kunden NAS-Systeme auch für unternehmenskritische Applikationen wie Virtualisierungs-Umgebungen oder Datenbanken in Verbindung mit dem NFS-Protokoll ein. Kriterien für die Auswahl des richtigen NAS-Systems könnten sein: die Höhe der Verfügbarkeit, die benötigten Protokolle, die Leistung und Skalierbarkeit und die Flexibilität.

Was sind aus Ihrer Sicht die strategischen Vorteile für ein NAS-System mit Windows-Betriebssystem, mit Linux-Betriebssystem oder mit einem vom NAS-Hersteller selbst geschriebenen NAS-Betriebssystem?

Will: Weil ein NAS-Storage mit einem dedizierten NAS-Betriebssystem für die Datenhaltung und Bereitstellung optimiert ist, kann es in der Regel deutlich effektiver arbeiten, als ein Standard-Betriebssystem, welches nur NAS-Funktionalitäten abbildet. Außerdem bieten NAS-Betriebssysteme meist Funktionalitäten, die durch Standard-Betriebssysteme gar nicht oder nur bedingt abgedeckt werden. Dies sind zum Beispiel Snapshots, Spiegelung, Replikation und Cloning. Weiterhin werden die sehr proprietären NAS-Betriebssysteme nur in den seltensten Fällen zum Ziel für Hacker oder Viren. Durch die Begrenzung der möglichen Einstellungen sind diese Systeme meist einfach zu administrieren.

Bei Unternehmen im Enterprise-Segment liegen unstrukturierte Daten oftmals auf NAS-Systemen, die strukturierten Daten (Datenbanken, SAP-Systeme etc.) eher im SAN-Umfeld. Was sollten Ihrer Meinung nach IT-Administratoren bei solchen kombinierten SAN-NAS-Umgebungen beachten?

Will: Aus meiner Sicht gibt es in fast jedem Unternehmen die Anforderung sowohl eine NAS- als auch eine SAN-Umgebung einzusetzen. Aus diesem Grund kann man sich in den meisten Fällen die Frage stellen, ob ein Unified-Storage eine mögliche Lösung für die Anforderungen ist. Eine Unified-Storage-Lösung bietet mehrere Vorteile: einheitliche Administration und Bedieneroberfläche, Flexibilität in den Protokollen und bessere Auslastung der Kapazitäten. Diese Vorteile bieten oftmals einen höheren Investitionsschutz für die Kunden, weil man auch auf zukünftige und veränderte Anforderungen einfacher reagieren kann.

Etablieren sich solche kombinierte SAN-NAS-Umgebungen im Enterprise-Segment als Trend? Oder ist es nur eine vorübergehende Erscheinung, um der aktuell überbordenden Datenflut Herr zu werden?

Will: Fast alle Anbieter haben heute eine kombinierte SAN-NAS-Lösung – die meisten nennen es Unified-Storage – im Portfolio. Ich glaube nicht, dass dies nur eine vorübergehende Erscheinung ist. Nicht nur beim Speicher ist ein »Unified-Trend« zu erkennen, sondern auch in der dazugehörigen Netzwerk Infrastruktur. So wird man mit FCoE die Wahl haben, auf den gleichen Hardware-Komponenten entweder FC (SAN) oder TCP/IP (überwiegend NAS) zu verwenden. Damit ist das Storage-Netzwerk der Zukunft ein Netzwerk, welches sowohl NAS- als auch SAN-Technologie vereint.

Wenn NAS-Systeme in virtualisierte IT-Umgebungen integriert werden sollen, auf was sollten dann IT-Administratoren besonders achten?

Will: Zuerst einmal muss man sicherstellen, dass die Virtualisierungs-Lösung einen Zugriff auf die Daten über NAS unterstützt. Wenn das der Fall ist, dann sollte das Storage-Netzwerk den gleichen Anforderungen unterliegen, die man auch an ein SAN stellt. Aus meiner Sicht heißt dass, dass es sich um ein eigenständiges und in sich abgeschlossenes Netzwerk handelt. Eine Redundanz in der Netzwerk-Infrastruktur, die dafür sorgt, dass es keine Unterbrechung zwischen Storage und Client entstehen kann, muss natürlich gegeben sein. Auch die Performance muss den Anforderungen der Virtualisierungs-Lösung entsprechen. Hier bietet die 10-GbE-Technologie eine gute Alternative zur 8-Gbit/s-FCTechnologie.

Auf welche technologischen Entwicklungen sollten sich IT-Leiter/Administratoren bei NAS-Systemen in den kommenden zwei bis drei Jahren einstellen?

Will: Ich glaube, dass die Grenzen zwischen NAS- und SAN-Systemen immer mehr verschwinden und die Hersteller weiterhin vermehrt auf Unified-Storage-Lösungen setzen werden. Außerdem erwarte ich, dass NAS-Systeme vor allem im Bereich der Virtualisierung weiterhin Marktanteile hinzugewinnen werden. Dabei wird es immer wichtiger, den Kunden die Möglichkeit eines »Quality of Service« sowie einen sicheren Zugang zu den Daten für die jeweilige Anwendung zu garantieren.

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