NAS als Videorekorder für IP-Kameras
Ein NAS-Speichersystem – richtig im Netzwerk angemeldet – sieht für jedes angeschlossene Gerät wie eine einzige riesige Festplatte aus. Mit dem Vordringen von preisgünstigen IP-Videokameras zeichnet sich ein neuer Trend ab: Ein NAS kann als digitales Videospeichersystem bzw. digitaler Videorekorder konfiguriert werden. Der Vorteil einer solchen Applikation: Video-Streams lassen sich aufzeichnen, ohne dass ein PC oder Server dazwischen geschaltet werden muss.
Im Prinzip braucht ein Anwender nur ein NAS, das einen FTP- oder Samba-Server bietet. Das ist dann zwar eine sehr rudimentäre Konfiguration, funktioniert aber. Andere Hersteller rüsten ihr NAS-System denn auch mit entsprechender Applikations-Software aus. Sie werden typischerweise als digitale Videoüberwachungsstationen vermarktet.
Etliche NAS-Anbieter – vor allem im Einstiegs-Segment – haben sich auf den Trend eingestellt. Das taiwanische Unternehmen Synology beispielsweise kündigte ein NAS-System gleich als »Surveillance Station 2« an. Es basiert auf einer RAID-gesicherten NVR-Disk-Station (Network Video Recorder) zusammen mit der Echtzeit-Anwendung »Visual Station VS60«. Damit bietet der NAS-Spezialist eine kostengünstige und flexible Möglichkeit, Büros, Geschäftsräume und Wohnhäuser per Videokamera zu überwachen. Die Oberfläche der Software basiert auf AJAX-Technologie. Zahlreiche Funktionen wie diverse Aufnahmemodi, für jede Kamera individuell definierbare Aufnahmezeiträume, Audio-Unterstützung für MPEG-4-Kameras, eine Ereignis-Zeitleiste oder ein Ereignisfilter erleichtern die gezielte Suche nach Videos. Benutzerdefinierte Einstellungen erlauben dem Administrator, anderen Nutzern Zugriff auf die Aufzeichnungen zu gewähren oder zu verweigern. Die Videos lassen sich abrufen über FTP, SMB/CIFS, AFP, NFS und den webbasierten Daten-Explorer »File Station 2«.
Lösungen von zwei bis 120 IP-Kameras
Ebenfalls aus Taiwan stammt der NAS-Spezialist Qnap, der in alle seine »All-in-One Turbo NAS Server« die Netzwerk-Überwachungslösung »Überwachungsstation« einbaut. Sie befähigt die Anwender, zwei bis vier IP-Kameras zur gleichen Zeit zu konfigurieren und anzuschließen und Funktionen wie Live-Audio- und Videoüberwachung, Aufnahme und Wiedergabe usw. zu verwalten. Die Installation und Konfiguration kann aus der Ferne in einigen Schritten durch den IE-Browser durchgeführt werden. Dabei sind verschiedene Aufnahme-Modi im Angebot: kontinuierliche Aufnahme, Aufnahme nach Bewegungserkennung und Aufnahme nach Zeitplan. Anwender können diese Einstellungen flexibel gemäß ihrem Sicherheitsplan definieren. Qnap empfiehlt, PC und NAS und IP-Kameras an denselben Router im LAN anzuschließen und allen Komponenten feste IP-Adressen zuzuweisen. Dann sollte eine Konfiguration eigentlich kein Problem mehr sein.Wer es professioneller haben will, für den hat Qnap das Rackmount-Modell »Viostor VS-4016U-RP« im Angebot, an das sich bis zu 120 IP-Kameras anschließen lassen. Bei dem Gerät handelt es sich um einen auf Linux basierenden Netzwerk-Videorekorder mit 16 Aufzeichnungskanälen und redundanter Stromversorgung. Der Rekorder stellt vier Laufwerkseinschübe zur Verfügung und bietet bis zu acht TByte Speicherkapazität. Weitere Merkmale sind eine Megapixel-Aufzeichnung (maximal acht Megapixel), RAID 0, 1, 5, 6, 5 + spare, Online-RAID-Kapazitätserweiterung und Online-RAID-Migration. Darüber hinaus stehen zwei Gigabit-LAN-Anschlüsse für Failover und Load-Balancing zur Verfügung. Qnap liefert den Netzwerkrekorder, mit dem Anwender beispielsweise Geschäftsräume fernüberwachen können, mit Version 3.1.0 der Viostor-Firmware aus. Neue Leistungsmerkmale dieser Version sind eine intelligente Videoanalyse, digitale Wasserzeichen für Videodaten und Auto-Cruising – eine Funktion, mit der Administratoren Intervalle für verschiedene Kamerapositionen definieren können. Ebenfalls neu in der Version sind Benachrichtigungsoptionen. Anwender können sich bei Vorfällen sowohl per E-Mail als auch per SMS vom System informieren lassen. Als Endkundenpreis ohne Festplatten und Netzwerkkamera nennt Qnap 1.385 Euro.An dem Trend, dass NAS- bzw. Speichersysteme direkt die Daten von IP-Kameras speichern, will auch die EMC-Tochter Iomega teilhaben. Ihr brandneues NAS-System »Storcenter ix4-200d« unterstützt bis zu fünf Axis-Network-Videokameras und bietet direkt Echtzeit-Überwachung und Video-Aufzeichnung, ohne dass hierfür ein dedizierter Computer erforderlich ist (abhängig von System-Arbeitslast und Netzwerkbedingungen). Iomega betont, dass die Appliance darüber hinaus für andere Netzwerk-Überwachungskameras als Speicherzielsystem dienen kann. Das NAS selbst ist mit vier Festplatten neuester Bauart bestückbar, wodurch bis zu acht TByte Speicherkapazität zur Verfügung stehen. Besonderheit des Iomega-Geräts: Die in dieser Produktkategorie angebotene VMware-Zertifizierung für Virtualisierung dürfte wohl ziemlich einmalig im KMU-Bereich sein – alles zum Einstiegspreis von weniger als 600 Euro (für die 2-TByte-Version).Auch die Cisco-Tochter Linksys setzt voll auf IP-Überwachung. Sowohl mit IP-Kameras als auch IP-Speichergeräten. Die Linksys-NAS-Einheiten speichern Schnappschüsse, Videoclips oder Video-Streams und Audiodaten, die von Überwachungskameras aufgezeichnet wurden. Je nach Größe des Unternehmens, Art der Videoüberwachung und anderen Parametern eignen sich hierfür beispielsweise die NAS-Einheiten »NSS4x00« oder »NSS6x00«. Die im Rahmen der Linksys-Lösungen bereitgestellte Software ermöglicht die Überwachung mit mehreren Kameras und die Aufzeichnung im Massenspeicher im Netzwerk. Der Speicher kann nach den Kriterien »Uhrzeit« oder »Datum« durchsucht werden. Die Aufnahme lässt sich so einstellen, dass per Bewegungsmelder, manuell oder geplant aufgenommen wird. Die Wiedergabe ist mit Hilfe des »Windows Media Player« möglich, ohne dass ein zusätzliches Wiedergabegerät benötigt wird.Wer nur einen Raum mit einer Kamera überwachen will, für den hat Thecus die Lösung »N0204 miniNAS« parat. In dieses NAS sind zwei 2,5-Zoll-Festplatten einbaubar; mit aktuellen Laufwerken ergeben sich so Kapazitäten von bis zu einem TByte. Besonderheit: Bei einer Konfiguration als Überwachungsserver ist keine IP-Kamera erforderlich, sondern es kann eine noch wesentlich günstigere USB-Kamera sein.