Interview mit Netapp (I): neue Märkte durch Solidfire-Übernahme
All-Flash-basiertes Storage ist im Trend, wie zahlreiche Marktstudien bestätigen. Da verwundert es nicht, dass sich auch marktführende Storage-Anbieter wie Netapp von Festplatten-Arrays zunehmend langsam verabschieden und vollständig auf Flash-Speicher setzen. Im Interview erklärt Alexander Wallner, General Manager & Area Vice President CEMA bei Netapp, die neue All-Flash-Strategie des Herstellers und begründet, warum sich der Kauf von Solidfire gelohnt hat, und was die Kunden jetzt erwartet.
Von Stefan Girschner
Ihre aktuelle Data-Fabric-Strategie soll Unternehmen ermöglichen, ihre vorhandene IT-Umgebung durch Hybrid-Cloud-Ressourcen flexibler und agiler zu gestalten. Wie überzeugen Sie Kunden zu einer solchen Investition?
Alexander Wallner, General Manager & Area Vice President CEMA, NetappWallner: Wenn heute ein Kunde eine Investitionsentscheidung für eine neue IT-Infrastruktur trifft, dann muss diese mindestens fünf Jahre Bestand haben. Mit einem solch langen Zeitraum ist natürlich ein hohes Maß an Unsicherheit verbunden. Denn die meisten Kunden kennen weder ihre IT-Infrastruktur noch die Sourcing-Strategie der nächsten fünf Jahre und wissen nicht, ob sie am Ende Public- oder Hybrid-Cloud-Konzepte integrieren werden müssen. Insofern ist die Fähigkeit der Systeme von NetApp, solche Konzepte, also auch Public-Cloud-Konzepte zu unterstützen, von großer Bedeutung für die Anwender. Es ist auch unabhängig davon, ob der jeweilige Kunde bereits ein Hybrid-Cloud-Modell nutzt. Aber allein die Möglichkeit, dies nutzen zu können, hat für Netapp sehr viel gebracht, und hat auch die eine oder andere Investitionsentscheidung in unsere Richtung gedreht.
Netapp setzt wie viele andere Storage-Anbieter verstärkt auf All-Flash-Technologie. Wie fügt sich das in Ihre gesamte Produktstrategie ein?
Wallner: Flash-Technologie ist derzeit das dominante Medium für Storage, ganz unabhängig von uns als Storage-Vendor. Wir haben jetzt ein 15-TByte-basiertes Flash-System entwickelt, das nicht nur wahnsinnig schnell ist, sondern sich auch als kapazitatives Medium eignet. Derzeit setzt sich Flash ganz massiv durch, wir verkaufen fast kein System mehr, was nicht All-Flash ist oder zumindest als hybrides System einen sehr hohen Flash-Anteil hat. Anfang des Jahres haben wir mit Solidfire eine Flash-Technologie zugekauft.
Dafür wird Flash hauptsächlich eingesetzt: Applikationsbeschleunigung ist der klare Favorit (Grafik/Quelle: Netapp)Dazu muss man verstehen, dass es drei wesentliche Anwendungsbereiche für Flash-Systeme gibt:
► Der erste ist der High-Performance-Bereich, bei dem jede Millisekunde an Latency das Unternehmen Geld kostet, wie es zum Beispiel im Online-Brokerage-Bereich der Fall ist.
► Zweitens haben wir den klassischen Anwendungsbereich, bei dem der Kunde eine hohe Anwendungsperformance benötigt. Hierfür haben wir das All-Flash-System ONTAP in Kombination mit der Data-Fabric-Technologie im Angebot, und mit dem wir 90 Prozent aller Flash-Anwendungsbereiche abdecken können. Der Appetit der Kunden, Flash als heterogenes Storage-System im Rechenzentrum zu integrieren, ist sehr gering. Wenn sich ein homogenes System in das Service-Konzept integrieren lässt, umso besser.
► Mit der Solidfire-Lösung können wir den dritten Bereich von Scale-Out-Architekturen abdecken. Diese werden besonders von Service-Providern nachgefragt und werden eine wichtige Rolle bei zukünftigen IT-Architekturen spielen.
Dann haben Sie mit Solidfire den richtigen Anbieter übernommen?
Wallner: Der Zukauf von Solidfire für fast eine Milliarde US-Dollar ist für uns eine Investition in die Zukunft. Wir glauben, dass wir mit der Storage-Lösung von Solidfire neue Märkte abdecken können. Die Lösung basiert zwar auf einer Flash-Architektur, wir haben das Unternehmen aber weniger wegen der Flash-Komponente gekauft als vielmehr wegen dem geistigen Eigentum, das in der Solidfire-Technologie steckt. Eine wichtige Rolle spielen aber auch Themen wie OpenStack und Internet der Dinge (Internet of Things, IoT).
Was Sie gerade beschrieben haben, klingt nach der im Juni vorgestellten Initiative FlashAdvantage 3-4-5….
Wallner: Genau, damit wollen wir deutlich machen, welche Vorteile der Kunde durch den Einsatz unserer Storage-Technologie hat. Die Flash-Technologie ist heute nichts Besonderes mehr. Für den Anwender ist eher wichtig, herauszufinden, wie sie Flash-basierte Storage-Systeme am besten einsetzen. Unser Kundenprogramm enthält drei Komponenten: eine dreifache, garantierte Performance-Steigerung bei Einsatz unserer All-Flash-Speicher, eine garantierte Effizienz, bei der die benötigte Speicherkapazität um 4:1 verringert wird, und schließlich fünf verschiedene Wege für eine vereinfachte Implementierung von Flash. Hierzu zählen die drei Maßnahmen risikofreier Test, kostenfreies Update-Programm für Storage-Controller und erweiterte Garantien.
(Anm.d.Red.: Dies ist der erste Teil des Interviews mit Alexander Wallner. Im demnächst kommenden zweiten Teil geht Alexander Wallner vor allem darauf ein, wie sich mit den sich derzeit verändernden Märkten auch die Partnerstrategie erweitert.)
- Netapp
- Netapp macht durch Solidfire-Übernahme im Gartner-Magic-Quadrant für Solid-State Arrays (SSA) einen Satz nach vorne
- Netapp: Manfred Reitner geht – Alexander Wallner rückt auf
- All-Flash-System von Netapp beschleunigt Wettervorhersagen beim Wetterdienst
- Peter Wüst führt neues Netapp-Lösungs-Team in EMEA an
- Netapp: in Produktion und Automobilindustrie wird Flash Pflicht
- Mehr über Flash und SSDs (Solid-State-Drives) im speicherguide.de-Schwerpunkt