NAND-Speicher sichern Wettbewerbsvorteil & Marktanteile
OCZ Storage Solutions, jetzt eine Toshiba Group Company, blickt auf ein turbulentes und ereignisreiches Jahr zurück. Zunächst drohte die Insolvenz, dann kam aber die überraschende Rettung in Form einer Übernahme durch Toshiba. Wie sich das Unternehmen nun positioniert und welche Konsequenzen dies nach sich zieht, erörterte speicherguide.de mit Tobias Brinkmann, Vice President of Global Marketing bei OCZ.
Was bedeutet die Übernahme durch Toshiba für OCZ im Allgemeinen und welche Veränderungen gibt es im Unternehmen?
Tobias Brinkmann, OCZ Storage SolutionsBrinkmann: Das Jahr 2013 war auf jeden Fall eine turbulente Zeit für uns, da wir uns doch vielen Herausforderungen stellen mussten. Dazu gehörten eine Neuausrichtung, die vor allem mit dem Zeitpunkt der Umsatzrealisierung zusammenhing, die Klassifizierung spezieller Incentive-Kosten für Kunden und die Höhe der Rückstellungen für Produktrückgaben.
Was wir in jüngerer Vergangenheit fehlte, war der direkte Zugriff auf NAND, den man heutzutage unbedingt braucht, um im SSD-Markt wettbewerbsfähig zu bleiben und sich als relevanter Anbieter zu positionieren. Toshiba ist einer der größten NAND-Hersteller der Welt und wir sind erfreut, nun ein Teil dieser Gruppe zu sein. Unser strategisches Ziel ist es, erneut Marktanteile zu gewinnen, sowohl im Consumer- als auch im Enterprise-Segment. Obwohl wir nun ein Teil der Toshiba Group sind, operieren wir als separate Einheit. Und als solche werden wir weiterhin marktführende Produkte und Lösungen für unsere Zielmärkte entwickeln und herausbringen. Uns steht ein eigenes R&D-Team zur Verfügung, das nun sehr eng mit Toshiba zusammenarbeitet. Das ist ein Umstand, von dem letztlich wir und der Markt profitieren werden. Toshiba wird weiterhin seine SSDs unter der eigenen Marke entwickeln, produzieren und vermarkten, während wir als neues Unternehmen OCZ Storage Solution unsere Marken-SSDs über unseren gut etablierten weltweiten Sales Channel vertreiben werden. Wir waren eine der ersten Firmen, die bereits 2008 eine Consumer-SSD auf den Markt brachte. Seitdem haben wir einen großen Pool an geistigem Eigentum und Patentportfolio etabliert, sowohl durch Eigenentwicklungen als auch Akquisitionen. Unser »Barefoot 3«-Controller ist einer der besten, wenn nicht sogar der leistungsfähigste Controller, der derzeit am Markt ist, insbesondere wenn es um »sustained« Performance geht. Dank Toshiba verfügen wir nun über die vier Säulen, die es uns möglich machen unseren Marktanteil zu vergrößern: einen leistungsstarken Inhouse-Controller, Anwendungssoftware, Firmware und einen direkten Zugriff auf NAND-Speicher.
Haben die Umstrukturierungen irgendwelche Auswirkungen auf die Kunden, was bedeutet es für sie?
Brinkmann: Eigentlich mussten wir gar keine drastischen Umstrukturierungen vollziehen und für uns ändert sich kaum etwas in Hinblick auf organisatorische Belange. Einer der Gründe, warum Toshiba uns gekauft hat, war die Tatsache, dass wir über Jahre hinweg einen wohl etablierten Channel aufbauen konnten. Wir optimieren unsere Channel-Organisation kontinuierlich.
Kurzfristig ist wohl die größte Veränderung für unsere Partner, dass wir als Teil von Toshiba wieder wettbewerbsfähig und verfügbar sind. Im letzten Jahr konnten wir einige Marktkonsolidierungen beobachten, sowohl auf dem Consumer- als auch im Enterprise-Segment. Der SSD-Markt verzeichnet dabei ein außergewöhnliches Wachstum und ich stimme der Meinung der Analysten von IDC und Gartner zu, dass es nur einige wenige Marken auf dem SSD-Feld geben wird. Es gibt nur wenige Markenhersteller, die Zugriff auf NAND haben und noch weniger können sich die Entwicklungsausgaben für eine eigene Controller-Technologie leisten. Daher werden wir als Teil Toshibas in Zukunft ein wichtiger Partner für Channel-Kunden sein.
Wird es Änderungen im Produktportfolio geben? Werden Produkte gestrichen oder muss der Kunde um seinen Support fürchten?
Brinkmann: Wir sind momentan dabei, alle Consumer-Produkte auf 19nm-NAND-Technologie aufzusetzen. Ebenso basieren unsere neuesten Enterprise-Produkte – die »Intrepid SATA SSD« und der »Z-Drive 4500 PCIe« – auf Toshiba-Technologie.
In der zweiten Jahreshälfte wird Toshiba ein SATA-Laufwerk herausbringen, das auf TLC basiert und das unter der OCZ-Marke vertrieben wird. Dies wird uns Marktanteile im Value-Segment zurückbringen. Auch diesen Sommer werden wir zwei weitere SSD-Modell auf den Markt bringen. Kunden dürfen gespannt sein.
Derzeit sind wir der einzige voll integrierte SSD-Anbieter, der sich ausschließlich auf SSD-Produkte fokussiert. Wenn man sich unsere Enterprise-Lösungen ansieht – Lösungen, weil wir Hard- und Software gestalten, die spezifische Speicherprobleme löst – so kann man sagen, dass wir einen breiten Kundenkreis im Enterprise/OEM/SMB- und Workstation-Markt bedienen. Heute haben wir ein bestimmtes Angebot, das wir für folgende Märkte/Applikationen entwickelt haben:
• Die Z-Drive 4500 PCIe Enterprise SSD für Database/Data Warehousing, Database / OLTP, Web2.0 Servers, High-Performance-Computing, Virtualization und Exchange.
• Die Intrepid SATA III Enterprise SSD-Serie für Online-Archivierung, Websuche, Media-Streaming, Indexing, Transaktionsverarbeitung, VM-Infrastrukturen, E-Mail-Server und Analytics.
• Den »ZD-XL Accelerator« für spezifische SQL-Umgebungen und hier für Caching, Acceleration und Optimierung sowie für eine Reduzierung des TCO in Rechenzentren.
• Den »VXL VMware Accelerator«, der wie der ZD-XL eine Caching-, Acceleration- und Opptimierungslösung für bestimmte VMware-Umgebungen ist. Flash kann hier für Caching oder Volumen oder beides genutzt werden, wobei die Anwendungen an den Flash gebracht wird (SAN-los), ohne dabei die Hochverfügbarkeit einzubüßen.
Wir sind bestrebt, branchenführende Kundendienstleistungen zur Verfügung zu stellen und seinen Enterprise-Kunden guten Support zu offerieren. Unser Enterprise-Support bietet direkten Zugriff auf Experten mit einer breiten technischen Expertise. Zusätzlich dazu offerieren wir eine Auswahl an Support-Plänen, um unseren Kunden die Unterstützung zu geben, die sie brauchen, wenn sie sie brauchen.
Gibt es Vorteile für die Produktlinie?
Brinkmann: Einer der wohl größten Vorteile ist offensichtlich der direkte Zugriff auf NAND, den wir als Teil der Toshiba-Gruppe haben und der uns die Möglichkeit gibt, die NAND-Technologie detailliert zu untersuchen und zusätzliche Funktionen zu entwickeln sowie eine bessere Leistung, Zuverlässigkeit und Lebensdauer zu erreichen. Darüber hinaus garantiert es die Verfügbarkeit über die Lebensspanne eines Produktes, was im Enterprise-Segment sehr wichtig ist.
Wird es Auswirkungen auf die Qualität der Produkte haben?
Brinkmann: Wir haben unsere Strategie bereits vor einigen Jahren geändert, als wir uns dazu entschieden haben, die über 150 Produkte nicht weiterzuentwickeln und uns auf den Mainstream- und Highend-Markt zu konzentrieren, mit Produkten wie »Vertex«, »Vector« und »RevoDrive«. Das war mit Sicherheit die richtige Entscheidung, denn dadurch konnten wir beispielsweise die Qualität, die Performance und den Funktionsumfang unserer SSDs verbessern. Mit Toshibas ökonomischer Stärke und dem Portfolio an Spitzentechnologie im NAND-Bereich sind wir nun in der vorteilhaften Position, als eines der wenigen Unternehmen in der SSD-Branche mit fortschrittlicher Controller-IP und NAND-Flash-Lieferanten einer globalen Organisation anzugehören. Das wiederum hilft uns, zuverlässigere und wettbewerbsfähige Solid-State-Lösungen hervorzubringen und gleichzeitig unsere Marktpräsenz in diesem rapide wachsenden SSD-Markt zu erweitern.
Was bedeutet es für die Garantie von älteren Produkten?
Brinkmann: Toshiba übernahm mit der Akquise die Vermögenswerte und nicht die Verbindlichkeiten. Wir freuen uns, dass die neue Organisation in der Lage ist, den Kunden-Support für bestehende SSD-Produkte weiterhin garantieren zu können. Das gilt für die Mehrheit unserer Consumer- und alle unseren Enterprise-Kunden, da zum Beispiel unsere Top-Produkte wie Vertex, Vector SATA and Revodrive PCIe SSDs weiterhin unterstützt werden. Die »Agility«-Serie ist bereits am Ende ihres Lebenszyklus und erhält noch ein weiteres Jahr Support. Alle unsere Storage-Lösungen, die nach der Akquisition auf den Markt kamen sowie alle künftigen Produkte haben natürlich die übliche Gewährleistung.
Welche Neuausrichtung strebt das Unternehmen nun an bzw. wie sehen die strategischen Maßnahmen nach der Übernahme aus.
Brinkmann: Unser Ziel ist es, unsere Marktanteile im Consumer-Segment zu vergrößern und uns noch besser im Enterprise-Bereich zu positionieren. Dabei hilft uns der Umstand, dass wir eine voll integrierte Firma sind, die über einen eigenen Controller, Firmware, eine Software-Suite und NAND-Speicher verfügt.
Welche Bedeutung hat die Toshiba-Übernahme generell für den IT-Markt? Müssen Partner und Reseller umdenken?
Brinkmann: Wir werden durch einen guten Channel gestärkt und einer langen SSD-Vergangenheit mit vielen Patenten, die interessant für die Entwicklung von Speicherprodukten sind. Gerade im Enterprise-Bereich haben viele Unternehmen nicht den Luxus, einfach bestehende Infrastrukturen oder Geräte zu ersetzen und eine neue Richtung einzuschlagen. Darum entwickeln wir Produkte, die sich in existierende Plattformen integrieren und es so Firmen und OEMs ermöglichen SSD-Technologien einzusetzen, welche die Bereiche in bestehenden Systemen adressiert, die Performance am nötigsten brauchen.
Darüber hinaus machen unsere Flash-basierten Speicher zu einer kosteneffizienten Investition. Partner, die unsere Lösungen kennen, können ihren Kunden guten Storage und Mehrwerte bieten, denn sie offerieren einen signifikanten Vorteil in einem heiß umkämpften IT-Markt.
Wie wird sich OCZ ab nun geschäftsintern und vor allem auf dem stark umkämpften Markt positionieren?
Brinkmann: Unsere Strategie ist es wie gesagt, mehr Marktanteile sowohl im Consumer- und im Enterprise-Bereich zu gewinnen. Unser Ziel ist es, ein zukunftsweisendes Solid-State-Lösungsportfolio anzubieten, das die Herausforderungen von Endkunden und Unternehmenskunden bewältigt. Als Teil der Toshiba-Gruppe sind wir in einer idealen Position, um diese Strategie umzusetzen.
Der SSD-Markt ist eines der am schnellsten wachsenden Segmente in der IT-Industrie. Analysten zufolge wird das Marktvolumen hier bis 2017 auf 23 Milliarden US-Dollar ansteigen. Somit wird für uns der verfügbare NAND-Speicher zu einem großen Wettbewerbsvorteil.