Virtualisierung: enorme Kosteneinsparung durch Open-Source
Maschinenbauer Hahn Automation betreibt ein aktives Speichervolumen von 7,6 PByte. Die Lizenz für Vmware Vsan würde sich auf jährlich 1,5 Millionen Euro belaufen. Hinzukommt ein höherer sechsstelliger Betrag für verschiedene Hosts, Sockel und Kerne. Dagegen kostet Proxmox mit Enterprise-Support jeweils lediglich 27.000 Euro pro Jahr. Die Planungen bei Hahn lauten daher, weg von kostenintensiven, proprietären Lösungen hin zu Open-Source-Alternativen.
Die HAHN Automation Group ist auf den Maschinenbau spezialisiert. Man mag es kaum glauben, dabei handelt es sich um ein sehr datenintensives Geschäft, mit einer hohen Datenlokalität. »Weil im Sonder-Maschinenbau Unmengen an Konstruktionsdaten anfallen, die uns auch vor die ein oder andere Hürde stellen«, erklärt Franke Benke, Head of IT bei Hahn Automation. »Deswegen haben wir in den letzten zehn Jahren, verschiedene Evolutionsstufen an Server- und insbesondere Storage-Virtualisierung durchlebt.«
Frank Benke, Hahn Automation GroupÜber verschiedene Stationen mit Nexenta, Open-E und TrueNAS hat Benke und sein Team viel Tests gefahren und irgendwann den Weg Richtung Software-defined Datacenter eingeschlagen. Die Virtualisierung der Server wurde nicht mehr getrennt vom Storage gesehen und in allen Situationen geprüft, dass sowohl eine Scale-up- als auch Scale-out-Strategie möglich ist.
»Geprägt ist das Ganze tatsächlich von ein paar sehr spezifischen Workloads«, erläutert Benke. »Die kommen zum einen tatsächlich aus dem Bereich Storage bzw. File-Handling oder wie kriegt man Unmengen von Konstruktionsdaten schnell zum Anwender. In unseren größten Konstruktionen werden beispielsweise knapp 95.000 Dateien geöffnet. Selbst von einer NVMe in einer lokalen Workstation, dauert es im entsprechenden CAD-Programm 20 Minuten.«
Wenn nun vom Server und Storage Latenzen hinzukommen, steigt die Wartezeit auf zwei bis drei Stunden. Dies soll nicht sein und deswegen steckt Hahn viel Aufwand in die Virtualisierungs-Plattformen und der Verschmelzung von Storage- und Server-Virtualisierung. Bis dato betreibt Hahn aktiv genutzte 7,3 PByte in einer lokalen VMware-Umgebung.
Die Cloud ist im Übrigen keine Alternative, weil der Hahn-Workload je nach Anbieter zwischen 300.000 und 400.000 Euro im Monat kosten würde. Das sprenge laut Benke »jedes zur Verfügung stehende Budget im Maschinenbau«. Die IT-Abteilung berechnet die IT-Kosten an einzelne Abteilungen weiter und werden natürlich auch mit Angeboten vom freien Markt vergleichen. Eine Preiserhöhung von Seiten Vmware schlägt hier hart zu Buche.
Die Entscheidung für Proxmox
Angesichts steigender Kosten und der Notwendigkeit, eine noch flexiblere und skalierbarere IT-Umgebung zu schaffen, wurden verschiedene Möglichkeiten geprüft. Die ersten Gehversuche mit Proxmox, unternahm das Unternehmen bereits vor über einem Jahr. »Wir haben 2023 einen Hackerangriff erleben dürfen, aus dem wir sehr viel gelernt haben«, sagt Benke. »Damals hatten wir die Entscheidung getroffen, dass wir die Backup Infrastrukturen nicht mehr auf Vmware laufen lassen, sondern auf Proxmox. Das hat den Vorteil, dass es sich um lokale Workloads auf Stand-Alone Hosts handelt. Diese Konfiguration geht ohne großen administrativen Aufwand von Statten, obwohl wir rund 500 Systeme betreiben.«
Laut Benke liegt hier Software-defined-Storage-Idee zu Grunde, die bisher schon bei den Produktivsystemen mit virtuellen Maschinen genutzt wurde. Daraufhin zog man die ersten kleineren Standorte mit Proxmox hoch und sammelte bereits einiges an Erfahrung. Für Hahn war dies ein großer Vorteil, den mit den Preiserhöhungen bei Vmware, wäre es unmöglich gewesen, wie bisher weiterzuarbeiten.
Für die installierte Basis kalkuliert Hahn aktuell für eine Enterprise-Support-Lizenz für 80 Sockel, mit knapp 70.000 Euro. Für 1.214 Kerne fallen in der VMware vSphere Foundation über 147.000 Euro an bzw. 382.000 Euro im Jahr mit der Cloud Foundation. Realistisch sieht Benke das neue Preismodell »irgendwo zwischen diesen beiden Werten«.
»Würden wir die Storage-Kapazität mit den vSAN lizenzieren, kämen noch 1,5 Millionen Euro hinzu«, fasst Benke zusammen. »Demgegenüber stehen 27.000 Euro pro Jahr Proxmox-Support.«
Benke kommuniziert die Kosten, wie gewohnt, sehr offen. Wenn er alles weiterhin über Vmware lizenziert, könnten sich die heutigen Kosten bis zu dem Faktor 23 erhöhen. Wenn nur Teile lizenziert würden, belaufen sich die Erhöhungen im Schnitt vermutlich auf den Faktor acht. So oder so seien die Mehrkosten nicht finanzierbar.
Eine langfristige Statistik des VDMA sagt, dass im deutschen Maschinenbau durchschnittlich zwei Prozent des Umsatzes ins IT-Budget fließen. Hahn liege hier schon etwas darüber, aber recht viel mehr Luft sei nicht vorhanden, wenn man wettbewerbsfähig bleiben wolle. Im Maschinenbau gäbe es Randbedingungen, die es nicht erlauben, solche Kosten einfach an den Kunden weiterzugeben. Hahn beliefert produzierende Gewerbe, die solche Kosten ebenfalls für sich behalten könnten. Das würde bedeuten, dass im Konsumgüterbereich jährliche Steigerungen von bis zu 15 Prozent anfallen, wie zum Beispiel für Kontaktlinsen oder Medikamente. Benke bezeichnet dieses Verhalten, im Gespräch mit speicherguide.de, auch als demokratiegefährdend.
Daher sieht die langfristige IT-Strategie der Hahn Automation Group vor, sich von proprietären Lösungen zu lösen und verstärkt auf Open Source und flexible, skalierbare Systeme zu setzen. Die bisherigen Erfahrungen der Hahn Automation mit Proxmox oder auch den Open-Source-Storage-Plattformen sind ein Beleg dafür, dass ein Wechsel weg von etablierten Lösungen nicht nur möglich, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist.