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VDI eignet sich nicht für alle Desktop-Probleme

Die Klassifizierung der Benutzertypen hilft Unternehmen bei der Auswahl der passenden Lösung, wenn die Virtualisierung der Desktops ansteht. Dabei erweist sich eine Virtual Desktop Infrastructure (VDI) als eine gute Lösung, wenn die Benutzer mit einem eher statischen Applikationsmix ihre Aufgaben im Unternehmen – und somit innerhalb des schnellen LANs – ausführen müssen.

Bild 1. Aufbrechen der Verbindung bringt Flexibilität; Quelle: Microsoft
Bild 1. Aufbrechen der Verbindung bringt Flexibilität; Quelle: Microsoft
Die moderne Lösung aller Probleme im Bereich der Desktops lautet: VDI – Virtual Desktop Infrastructure. Diese Aussage versuchen einem viele Experten derzeit klar zu machen. Doch wie bei allen Versprechungen, dass eine Lösung alle Probleme beseitigt, gilt es auch diese Aussage vorsichtig zu betrachten. Virtualisierung hat im Server- und Storage-Bereich unter Beweis gestellt, dass es sich dabei um eine sehr effiziente Lösung handelt – aber nur, wenn man die Randbedingungen sauber definiert hat und die Lösung entsprechend angepasst ist. Dasselbe gilt für den Bereich der Desktop-Virtualisierung.

Allerdings darf man nicht den Fehler begehen und die Desktop Virtualisierung generell mit VDI gleichsetzen. Denn eine VDI ist nur eine von mehreren Formen der Desktop-Virtualisierung. Die größten Vorteile einer VDI ergeben sich aus ihrem zentralistischen Charakter. Es wird für die Anwender ein Desktop bereitgestellt, der allerdings auf einem Server im Rechenzentrum »läuft« und sozusagen von der IT-Abteilung eng kontrolliert als ein Service an die Benutzer angeboten werden kann. Damit profitiert zunächst einmal die IT-Abteilung, denn je enger die Kontrolle über den Desktop ist, umso weniger Aufwand muss sie für die Betreuung dieser Arbeitsplätze treiben. Denn im Idealfall muss man nur mehr eine Kopie eines Windows-Desktops betreuen und alle anderen Desktops werden als Kopie von diesem einem Image erstellt.

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Zentralisierung der Desktops vereinfacht Management

Für die Benutzer sind aufgrund dieses Ansatzes aber auch Nachteile zu verzeichnen. Ein derartiger Ansatz funktioniert für eine eng umrissene Zielgruppe von Benutzern sehr gut, wenn sie weitgehend identische Umgebungen und Anwendungen benötigen (die sich zudem nicht häufig ändern), und wenn sie ihre Desktops über eine schnelle Verbindung, wie sie ein modernes LAN darstellt, mit dem Rechenzentrum verbunden haben. Anders sieht die Sachlage aus, wenn Anwender mit anderen Anforderungen zu bedienen sind, wie etwa Verkaufsmitarbeiter, die die meisten Zeit vor Ort bei ihren Kunden verbringen. Eine andere Konstellation ergibt sich auch, wenn Anwendungen mit einem hohen Ressourcenbedarf wie etwa Adobe-Flash oder Video-Applikationen zu bedienen sind.

Daher sollte man für seine Aufgabenstellung eine möglichst passende Einordnung der verschiedenen Benutzergruppen vornehmen. Hierzu sind folgende Gruppierungen denkbar – die sich allerdings bei jedem Unternehmen etwas differenzierter gestalten können:

  • Sachbearbeiter mit einem eng umrissenen Aufgabenbereich (oft auch als Task Worker bezeichnet): Diese Mitarbeiter benötigen meist nur einen eng gefassten Anwendungsumfang. Sie müssen mit diesen wenigen Tools ihre Aufgaben erledigen und erfüllen diese Aufgabe meist in ihrem normalen Arbeitsalltag – Überstunden/Mehrarbeit gegenüber den normalen Wochenarbeitszeiten fallen dabei auch an. Die Aufgaben werden aber meist vom Arbeitsplatz im Unternehmen (sprich mit Anschluss an das schnelle LAN) aus erledigt. Dabei muss dieser Mitarbeiter aber keinen fest zugeordneten Schreibtisch haben.
  • Der kreative Manager (Knowledge Worker): Hier fehlt eine klar definierter Aufgabenbereich, es sind zwar enge Ziel- und Zeitvorgaben zu erfüllen, doch um diese Aufgaben gut zu erledigen, ist ein breiter Applikationsmix nötig. Hier kommen auch Faktoren wie unabhängige und selbstbestimmte Bereiche und keine regelmäßigen Arbeitszeiten und Ort, von denen aus die Arbeit zu erledigen ist (Stichwort Mobilität), ins Spiel.
  • Software-Entwickler: Hier handelt es sich um einen Spezialfall des »Knowledge Workers«. Denn zu den speziellen Applikationen kommen oft auch Anforderungen ins Spiel, dass sie Administrator-Berechtigungen benötigen – etwa auf den Testsystemen, auf denen die Software geprüft wird.
  • Außendienst-Mitarbeiter: Dabei sind Mitarbeiter gemeint, die so gut wie nie in der Unternehmenszentrale auftauchen. Damit wird ihr Arbeitsplatzsystem – meist ein Notebook – auch so gut wie nie im schnellen Unternehmensnetzwerk eingebunden sein. Allenfalls eine langsamere Verbindung über ein VPN (Virtual Private Network) wird hier anfallen. Daher sind höhere Berechtigungen nötig, weil diese Mitarbeiter unter Umständen administrative Aufgaben selbst stemmen müssen. In letzter Konsequenz sind bei dieser Gattung auch in Bezug auf die IT-Sicherheit spezielle Vorkehrungen zu treffen, denn deren Rechner sind einem höheren gefährdungs-Potenzial ausgesetzt – wie etwa bei der Anbindung über WLAN-Strecken, wie sie in Flughäfen vorkommen.
  • Mitarbeiter mit teilweisem Außendienst: Hierbei handelt es sich um eine abgeschwächte Form des vorherigen Charakters. Dazu gehören meist Mitarbeiter aus der Unternehmensführung. Hier kommt auch noch der »Wichtigkeitsfaktor« ins Spiel – die IT-Unterstützung für diese Klientel sollte von der IT-Abteilung ohne Probleme erfolgen – egal ob diese Führungspersonen im Unternehmen oder unterwegs arbeiten.
  • Externe Consultants: Darunter fallen nicht die eigenen Mitarbeiter. Es geht dabei vielmehr um externe Spezialisten, die bei einem speziellen Projekt im Unternehmen mit von der Partie sind und womöglich sogar mit ihrer eigenen Hardware arbeiten. Dabei sind besondere Zugriffsbeschränkungen nötig – idealerweise haben diese Personen nur Zugriff auf die Informationen zu diesem Projekt. Alle anderen internen Infos dürfen nicht für diese Leute offen stehen.

Bild 2. Das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten bei VMware View 4.6, Quelle: VMware
Bild 2. Das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten bei VMware View 4.6, Quelle: VMware
Zusätzliche Anforderungen ergeben sich noch  für Mitarbeiter, die zum Beispiel in Schulungsmaßnahmen des Unternehmens eingebunden sind. Sie müssen noch Zugriff auf ihre Testumgebung bekommen – immer mit dem Hintergedanken, dass bei einem Fehler die Umgebung schnell wiederhergestellt werden muss.

In Unternehmen, die großen Wert auf Präsentationen und Meetings legen, sollte man auch noch mit einplanen, dass die entsprechenden Mitarbeiter in einem Meeting-Raum auch Zugang zu ihrer Arbeitsumgebung haben müssen. Hier sind unter Umständen auch sehr dynamische Anwendungs-Mixturen nötig.

Aus dieser Klassifizierung lässt sich ableiten, dass die  Sachbearbeiter mit einem eng umrissenen Aufgabenbereich, die externen Consultants und die Mitarbeiter in Schulungen sowie die in vielen Meetings eingebundenen Akteure gut in das Muster der VDI-Anwendung passen.  Bei allen anderen Benutzertypen muss man sich den Anwendungsmix und das Benutzerverhalten genauer ansehen, ehe man hier einen VDI-Einsatz empfehlen kann.

Eine gute Anleitung für die Planung von VDI-Umgebungen (nach dem Microsoft-Umfeld) zeigt die Online-Plattform NT4ADMINs mit dem Beitrag „Planung von Umgebungen auf VDI-Basis“. Wie sich mit dem VMware-basierten VDI-Ansatz Aufgabenstellungen wie die Migration der Desktop-Betriebssysteme gleich mit abdecken lassen, zeigt der Beitrag  „VDI-Einsatz vereinfacht Migration der Desktop-Betriebssysteme“.

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