Virtualisierte Standard-Hardware mit SSDs
Die IT-Infrastruktur des Reisemobilhersteller Dethleffs basiert auf Standard-Hardware von HP. Hochverfügbarkeit wird durch die Speichervirtualisierung von Datacore sichergestellt. Diese erlaubt auch die Einbindung schneller SSDs und senkt die Verwaltungs- und Betriebskosten im SAN.
Von Iris Hatzenbichler-Durchschlag, Datacore Software
Dethleffs ist der traditionsreichste Hersteller von Freizeitfahrzeugen in Europa und schreibt sich die Erfindung des Wohnwagen und damit auch der Urlaubsform Caravaning im Jahr 1931 durch Firmengründer Arist Dethleffs auf die Fahnen. Seit 1983 produziert der Allgäuer Hersteller, der seit 80 Jahren dem Standort Isny treu ist, auch Reisemobile und kann sich seit einigen Jahren als »größter Reisemobilhersteller Europas« bezeichnen.
IT-Leiter Michael Fleschhut kümmert sich mit seinem 8-köpfigen Team am Hauptstandort Isny um die IT-Infrastruktur, die ERP-Systeme und den Bereich Ersatzteildokumentation. Angebunden sind zudem die IT-Systeme von Capron, ein Gemeinschaftsunternehmen von Hymer und Dethleffs zur Fertigung von Reisemobilen und Caravans. Ein weiterer IT-Mitarbeiter ist dort vor Ort im sächsischen Neustadt untergebracht.
Herausforderung: Performance und Hochverfügbarkeit für ABAS
2010 stand eine umfassende Aktualisierung des ERP-Systems »ABAS« auf dem Plan der IT-Mannschaft. Unter anderem wurden dazu 500 Manntage zur Software-Programmierung eingekauft. Die aus der Wartung laufende Hardware, Maxdata-Server mit angeschlossenen Plattensystemen, wurde den gewachsenen Leistungsanforderungen jedoch nicht mehr gerecht und sollte runderneuert werden. Zudem stand vor Projektbeginn nur ein Server-Raum zur Verfügung und die Systeme waren nicht redundant ausgelegt. Für die Hochverfügbarkeits-Anforderungen hatte man nun bereits einen zweiten Server-Raum am Sitz in Isny ausgebaut.
Die Verantwortlichen wählten für jeden relevanten Hardware-Hersteller ein geeignetes Systemhaus und holten so Lösungsvorschläge ein. Ein Ansatz mit EMC-Produkten bot keinen automatischen Failover und hätte bei einem Ausfall händisches Eingreifen erfordert. Die Speicher-Software von IBM hätte dies wohl bewerkstelligt, jedoch überzeugte die Lösung nicht in der Gesamtkonzeption. Auch weitere Angebote wurden abschlägig beurteilt.
Der Lösungsvorschlag des IT-Dienstleisters KUMAtronik mit Sitz in Markdorf kombinierte Hardware von Hewlett-Packard in Kombination mit der Speichermanagement/ -virtualisierung von DataCore Software. »Die Datacore-Lösung hat uns in der Reihe der Alternativen in seiner Konzeption mit Abstand am besten gefallen, und Kumatronik hat diese Konzeption am überzeugendsten und mit Expertise darstellen können«, sagt IT-Leiter Fleschhut. »Die Kombination aus HP-Hardware und Datacore-Software ist für uns optimal. Da uns auch das Preis- / Leistungsverhältnis zugesagt hat, haben wir uns für den noch unbekannten Partner entschieden und es nicht bereut.«
Datacore nutzt Standard-Hardware und SSD
Zwei HP »ProLiant DL370G6«-Server wurden mit rund zwei TByte (TB) SAS-Speicherkapazität und 32 GByte RAM ausgestattet und in jeweils einen Serverraum verbracht. Der Vollausbau mit je 16 SAS-Platten à 146 GByte sichert hohe Performance und liefert rund 1,6 TByte Kapazität (netto). Auf »Windows Server 2008 R2« ist die Datacore-Software für die Virtualisierung und das Management der Kapazität installiert.
Das Schmankerl der Storage-Server bedeutete auch für die IT-Abteilung Neuland: Jeweils sind 320 GByte SSD-Speicherkarten von Fusion-IO eingebaut. Der für den professionellen Einsatz optimierte Flash-Speicher beherbergt die besonders Performance-hungrigen ABAS-Datenbanken des ERP-Systems. Die SAS-Platten werden für weniger Performance-kritische ABAS-Komponenten und für Test- und Entwicklungsmandanten genutzt. Angebunden sind die Datacore-Server über eine neue 8Gbit Fibre-Channel-Infrastruktur, die im Zuge des Server-Raumausbaus auf beide Rechenzentren verteilt wurde.
Umstellung ohne Betriebsstörung
Die Inbetriebnahme fand im Oktober 2010 statt. Die Vorbereitung hatte man zwei Wochen vorher gestartet und parallel zum laufenden Betrieb Punkt für Punkt abgearbeitet. Hier wurden Geräte eingebaut, angebunden, konfiguriert etc. Auch die Datenmigration erfolgte größtenteils in dieser Phase, sodass die Umstellung in den Produktivbetrieb mit dem Überspielen letzter Deltas auf die neue Hardware innerhalb eines Wochenendes, an einem Freitag und Samstag durchgeführt werden konnte.Die Datacore-Software ermöglicht das zentrale Management des Disk-Arrays sowie der integrierten SSDs und stellt den Speicher physischen oder virtuellen Maschinen als virtuelles Laufwerk zur Verfügung. Von hier aus werden in wenigen Mausklicks virtuelle Platten eingerichtet, mit synchroner oder asynchroner Spiegelung versehen und den Servern zugewiesen. Gespiegelte virtuelle Laufwerke bieten die gewünschte Hochverfügbarkeit, da der Autofailover sowie die automatische Resynchronisierung den temporären Ausfall einer Redundanzseite – geplant oder ungeplant – ohne weiteren Eingriff der Mitarbeiter oder gar mit Stillstand des Betriebs kompensiert. Die virtuellen Platten können im laufenden Betrieb bewegt, migriert, dupliziert und gesichert werden. Dazu dienen Snapshots, auch dynamische Speicherplatzbelegung (Thin-Provisioning) ist im Datacore-Paket enthalten.
Bis zu dreifacher Performance-Zuwachs
Stand heute nutzt Dethleffs in erster Linie die Zentralfunktion: Bereitstellung von leistungsfähigem und hochverfügbarem Storage. Getestet wurde das Autofailover dann vor Inbetriebnahme und unter der Last des laufenden Betriebs. Etwa wurden Stecker gezogen oder durch komplettes Abschalten eines Switches ein Stromausfall simuliert. Das Ergebnis: Der verbliebene Datacore-Server tat wie angekündigt seine Arbeit, die Resynchronisierung erfolgte automatisch, die Anwender bekamen vom simulierten Vorfall nichts mit. Seit der Inbetriebnahme gab es so keine Ausfälle im Produktivbetrieb zu beklagen.
Auch die Performance wurde vom IT-Team mit entsprechenden Benchmark-Programmen getestet. Die Kombination aus neuen Prozessoren, Speicher und SSD unter Datacore wies je nach Last und Tageszeit eine zwei- bis dreimal höhere Performance im Vergleich zu den ersetzten Systemen aus. Auch wenn dieser Performance-Gewinn nicht zu 100 Prozent bei den Usern ankommt, weil diese schnell ihr Verhalten den Möglichkeiten anpassen, ist sich der IT-Leiter sicher: »Im Vergleich zum nur 3,5 Jahre alten Vorgängersystem haben wir eine signifikante Performance-Verbesserung mit der HP-Hardware und der Datacore-Software gesehen«, erklärt IT-Leiter Fleschhut. »Die Anrufe in unserer IT-Abteilung wegen zu langsamer Zugriffe gab es schlagartig nicht mehr.«
Flexibel in der Zukunftsplanung
Mittlerweile wurde die Datacore-Umgebung kapazitätsseitig auf vier TByte aufgestockt, um weitere Systeme auf Basis von »SUSE Linux Enterprise Server 11« mit anzubinden. Die Erweiterung wurde im April 2011 ohne jegliche Downtime und im laufenden Betrieb gemeinsam mit Kumatronik durchgeführt. Im Herbst 2011 läuft der Wartungsvertrag für ein HP EVA-Speichersystem aus, auf dem »VMware ESX« und gehostete Dienste für das Joint-Venture Capron lagern.
Nach den positiven Erfahrungen ist nun angedacht, auch diese Systeme in die redundante, ausfallsichere Datacore-Umgebung zu migrieren und die Hochverfügbarkeit innerhalb von VMware mit der Hochverfügbarkeit des Storage zu koppeln. Denkbar ist hier eine Integration der vorhandenen HP »EVA« ebenso wie die Anschaffung günstigerer »MSA«-Systeme oder Hardware eines anderen Herstellers. Die neu gewonnene Flexibilität sollte Dethleffs neben Administrations- und Migrationserleichterungen dabei bares Geld sparen.
»Die Datacore-Lösung läuft stabil und unauffällig im Hintergrund, auch unsere Erwartungen an die Performance wurden erfüllt«, resümiert IT-Leiter Fleschhut. »Die Kombination von HP-Hardware mit der Datacore-Virtualisierung, auch aus strategischen Gründen, war definitiv die richtige Entscheidung für uns. Durch Hardware-Unabhängigkeit und Flexibilität senken wir Kosten für Administration und Betrieb.«Regus Airport, Terminalstraße Mitte 18, 85356 München
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