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Im Interview: Computacenter

Oliver Leisering, Practice Leader Information Management & Storage Solutions, Computacenter

Virtueller Speicherplatz hilft Firmen, vorhandene Storage-Ressourcen effizient auszulasten, die Verwaltung zu zentralisieren und zu vereinfachen. Vor allem in Verbindung mit SANs ist Virtualisierung für mittlere und große Unternehmen ein Thema.
Wir sprachen mit Oliver Leisering, Practice Leader Information Management & Storage Solutions bei Computacenter.

Welche Vorteile bringt die Speichervirtualisierung auf Blocklevel mit sich?

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 Oliver Leisering 
Oliver Leisering
Leisering: Die Vorteile der Speichervirtualisierung auf Blockebene lassen sich am besten im Vergleich zur konventionellen Bereitstellung von Blocklevel-Storage erörtern. Im klassischen SAN (Storage-Area-Network) haben wir heute noch in weiten Teilen die Situation, dass zwischen den bereitgestellten Speicherkapazitäten und den LUNs eine 1:1-Beziehung besteht. Durch die systeminterne Virtualisierung in den Arrays wird dies ein Stück weit aufgeweicht, so dass zumindest die Bruttokapazitäten besser ausgenutzt werden. Doch diese Form der Virtualisierung findet an den Speichersystemgrenzen ein Ende. Daten können somit nicht controllerbasierend über Herstellergrenzen hinweg repliziert werden. Und selbst wenn zwischen Arrays eines Herstellers repliziert wird, so ist im Fehlerfall meist immer noch ein manueller Eingriff notwendig und eine Downtime der Applikation nur schwer zu verhindern. Werden Daten hochverfügbar benötigt, dann ist im konventionellen SAN immer eine einheitliche Systemarchitektur erforderlich. Virtualisierung hilft, genau diese Problemstellungen zu beheben. Die Virtualisierungsschicht stellt für die Server das Storagesystem dar und kann damit auch den Ausfall von einzelnen Komponenten im Speichernetz verbergen. Für die Server und damit für die Applikationen bleibt dies vollkommen verborgen und der Betrieb wird nicht beeinträchtigt.

Welche Vorteile bringt die Speichervirtualisierung auf Filelevel mit sich?

Leisering: Durch File-Virtualisierung wird die konventionelle geräteabhängige Datenspeicherinfrastruktur in eine netzwerkbasierte Infrastruktur verwandelt. Damit wird die Infrastruktur in die Lage versetzt, sich den ständig wechselnden anwender- und applikationsbedingten Anforderungen anzupassen. Unternehmen können somit Datenspeicher-Ressourcen effizienter verwalten und auslasten. Diese Umwandlung geschieht, indem die statische, physikalische Strukturbindung zwischen Client- und Applikations-Servern und deren Speicherressourcen aufgelöst wird. Der Zugriff erfolgt nicht mehr direkt über unflexible Sockelstellen (eine Stelle für jede gemeinsame Nutzung), sondern über einen konsolidierten Global-Namespace, der alle Speicher-Ressourcen integriert. Die File-Virtualisierung entkoppelt somit Datenspeicherungs-Clients von den Speichergeräten, auf denen die Daten untergebracht sind. Durch die Entkoppelung der Clients von den physischen Speicherplätzen ihrer Daten werden Clients nicht mehr von Änderungen in den Speichergeräten, auf die diese zugreifen, betroffen. Allgemeine Speicheraufgaben, wie Bereitstellung, Konsolidierung und Migration, können so online durchgeführt werden, ohne dass eine Neukonfiguration der Clients erforderlich wird.

Welche Vorteile birgt die Speichervirtualisierung im Speichernetz-Switch?

Leisering: Ziel muss es sein, eine Virtualisierungslösung einzusetzen, die den Bedürfnissen des Kunden entspricht. Ob die Virtualisierung im Switch, im Speichersystem oder in dedizierten Appliances stattfindet, ist dabei nebensächlich. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist, ob innerhalb des Datenpfades ein Caching der Daten eher Vorteile oder Nachteile für den Kunden mit sich bringt – was aber pauschal nicht beantwortet werden kann.

Wie schätzen Sie die Zukunft der Tape-Virtualisierung ein?

Leisering: Tape-Virtualisierung wird zukünftig immer mehr Bedeutung in den Backupkonzepten der Anwender erlangen. Dies gilt nicht unbedingt für die Virtual-Tape-Librarys, sondern vielmehr für Backup-to-Disk-Szenarien. Damit lassen sich Daten schnell sichern und wiederherstellen. Besonders der Single-Filerestore steht hier im Mittelpunkt. Das klassische Tape wird künftig deswegen jedoch nicht verschwinden. Vielmehr werden Tapes weiterhin Anwendung finden, wenn es um Auslagerung oder die Speicherung von sehr großen Datenmengen geht. Stichwort ist hier Green-IT und damit verbunden der ökonomische und ökologische Nutzen.

Wie können die Geschäftsprozesse von der Speichervirtualisierung profitieren?

Leisering: Speichervirtualisierung ist von zentraler Bedeutung, um dynamische Geschäftsprozesse flexibel und zentral unterstützen zu können. Dabei ist das Zusammenspiel mit einer virtualisierten Computing-Plattform und der zentralen Management-Plattform sehr wichtig. Nur so können Ressourcen den unterschiedlichen Abteilungen bedarfsgerecht zugewiesen oder deprovisioniert werden. Virtuelle Server werden beispielsweise sehr schnell auf performantere Systeme verschoben oder »mal eben« neu eingerichtet. Hier fällt der gesamte Beschaffungsprozess weg und das Unternehmen gewinnt an Flexibilität. Mit Hilfe der Speichervirtualisierung wird diese Flexibilität konsequent weitergeführt. Es kann nicht nur der neue Datenbankserver bereitgestellt werden, sondern auch die benötigten Speicherkapazitäten in der Menge und der Güte, wie sie benötigt werden. Vor Jahren war dies undenkbar. Hier mussten Festplatten gekauft, von Spezialisten in Betrieb genommen und dem Server zugewiesen werden. Ein Prozess, der meist Wochen in Anspruch nahm. Mit der Speichervirtualisierung ist dies mit wenigen Mausklicks erledigt und der Fachbereich kann die IT-Ressourcen produktiv nutzen. Mit der Nutzung von Speicherfunktionen wie Snapshots und Cloning werden Daten für Applikationstest sehr schnell zur Verfügung gestellt. Dies einheitlich über alle heterogenen Speichersysteme hinweg.

Wie kann ein Unternehmen in kleinen Schritten die Speichervirtualisierung einsetzen?

Leisering: Die Einführung von Speichervirtualisierung bedeutet neben einer neuen Infrastruktur besonders die Standardisierung der Speicher-Services. Somit ist es in den meisten Fällen eine strategische Entscheidung für die Ausrichtung der IT. Die Aufwände hängen von der aktuellen Infrastruktur und dem Standardisierungsgrad ab. Als Daumenwert ist damit zu rechnen, dass sie den Aufwänden eines Storage-Plattformwechsels entsprechen.
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