Behörden als böse Datensammler?
Leserfrage: Einmal etwas völlig untechnisches: In nicht allzu ferner Zukunft möchte die Bundesregierung mal wieder eine Volkszählung veranstalten. Es werden allerdings im Gegensatz zu früheren Zählungen nicht nur Daten über Fragebögen erhoben, sondern zum größten Teil von Behörden und der Bundesagentur für Arbeit eingesammelt. Mich würde die Ansicht eines Praktikers interessieren, bevor das Thema wieder von Juristen und anderen sich berufen fühlenden Fachfremden zerredet wird.
Antwort Doc Storage:
Die uns drohende Volkszählung wird der größte Feldzug gegen die Kontrolle über die eigenen personenbezogenen Daten, die jemals in Deutschland stattgefunden hat. Am wenigsten interessiert mich dabei der Teil, der über Fragebogen direkt bei der Bevölkerung abgeholt wird. Hier kann im Ende jeder eintragen was er will und ist nicht etwa wie bei Gericht zu wahrheitsgemäßer Aussage verpflichtet. Darüber hinaus sollen die Bögen nicht personenbezogen sein, das heißt es lässt sich nach Erhebung der Daten kein Zusammenhang mehr zu einer bestimmten Person herstellen.
Viel problematischer sehe ich hingegen die Preisgabe von Daten durch Behörden und vor allem durch die Bundesagentur für Arbeit. Weil diese bereits personengebunden erhoben worden sind, kann niemand wirklich garantieren, dass die Verknüpfung zwischen Namen und Angaben aufgehoben wurde. Auch haben die zuständigen Bundesbehörden sich bisher standhaft geweigert, Datenformate und Erhebungsaufwand detailliert offenzulegen. Es könnte also im schlimmsten Falle problemlos möglich sein, alle vorher elektronisch erfassten Daten miteinander zu verknüpfen und ohne Zustimmung der Betroffenen außerhalb der ursprünglichen Verwendungszusammenhänge zu nutzen. Da ist es dann nur noch ein kleiner Schritt zu einer allumfassenden Überwachung der Bevölkerung.
Um es nochmal ganz deutlich zu machen: Jeder ist selbst dafür verantwortlich, was er über Datenkraken wie Facebook oder andere soziale Netzwerke über sich persönlich preisgibt. Jeder ist selbst schuld, wenn er sich ein iPhone kauft und damit einer Firma die Möglichkeit gibt, seine Bewegungs- und Konsumprofile aufzuzeichnen und weiterzuverwenden. Ich kann auch niemanden davon abhalten, mit seinem Blackberry Nachrichten über einen Server zu verschicken, über den niemand, außer der Hersteller des Gerätes, Kontrolle hat.
Bitteschön, die Leute werden nicht schlauer. Aber ich finde es skandalös, wenn bisher vollkommen abgeschottete Datenspeicher wie die von Behörden oder der Bundesagentur geöffnet und die dort gespeicherten Informationen ohne Zustimmung der Betroffenen an Dritte weitergegeben werden. Meine Ansicht ist daher, dass alle Bundesbürger sich bis zuletzt gegen diese Art der Datenpiraterie wehren müssen.
Gruß
Doc Storage