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Das Wort zur CeBIT: Danke, das war's!

Aus aktuellen Anlass veröffentlichen wir heute keine Antwort auf eine dedizierte Frage, sondern eine Kolumne unseres Doc's zur CeBIT 2015. Wir freuen uns auf Ihre zahlreichen Kommentare. ;)

Kolumne Doc Storage:


Sehr geehrte Damen und Herren,

nachdem die einstmals größte Messe der Branche, die vormals beste Marke der Deutschen Messe AG nun fast die zusammengekürzten fünf Tage rumgebracht hat, ist es Zeit, eine Bilanz des diesjährigen Jammerspiels zu ziehen. Man kann schon erahnen, was einen erwartet, wenn man gegen 10 Uhr morgens den Messeschnellweg runterfährt und ohne Stau, ohne Warten einen Platz auf der zweiten Ebene des Parkhauses vor Halle 1 bekommt (sollte die nicht schon vor Jahren abgerissen werden...?). Die Besucher bilden am Eingang Nord keine langen Schlangen mehr, die ankommenden Straßenbahnen erbrechen keine Menschenmassen mehr Richtung Kassen. Und in der grellen Eingangshalle erahnt man dann, was das Volk davon abhalten könnte, die im eigenen Saft kochenden Aussteller zu stören. 60 Euro Eintritt!? Am Tag? Man traut seinen Augen nicht, es gab Zeiten, da hat eine Messekarte – damals acht Tage – 120 Mark gekostet. Das ruft der Veranstalter also nun am Tag auf, an sich schon eine reife Leistung.

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Aber in den Hallen erwartet einen noch schlimmeres. Wer denn erwartet hatte, für diesen Premiumpreis auch Premium geboten zu bekommen, sieht sich bitterlich enttäuscht. Weder die großen noch die kleinen Hersteller zeigen »irgendetwas« neues, alles ist Big Data, Cloud und Security. Gähn. Man fühlt sich, als hätte man aus Versehen ein schwarzes Loch erwischt und wäre zwei Jahre zurückgeschleudert worden. Hardware ist bäh, Software ist alles, besser noch software-defined, das muss auf jedem Stand stehen, sonst kommt ja keiner. Lösungen sind natürlich besser als Produkte, Dienstleistungen werden immer noch angepriesen wie Sauerbier, obwohl diese in DACH, anders als im Rest der Welt, (fast) niemand haben will und muss.

Selbst die Shows auf den Ständen, falls es sie denn überhaupt noch gibt, sind von Performances wenigstens schön anzusehender ausgebildeter Schauspieler oder Tänzer zu folienvorlesenden Langeweilern verkommen, an denen jeder so schnell wie möglich versucht vorbeizukommen, um keinen Knallschaden zu erleiden. Die einzigen, die einem wirklich leidtun, sind die Aussteller gegenüber, die dieser halbstündig wiederkehrenden Vorhölle nicht entkommen können. Dante hätte es nicht besser inszenieren können.

Fazit: Liebe CeBIT, das war's nun endgültig. Aber Ihr, die Deutsche Messe, seid nicht allein schuld. Schuld sind die Weicheier unter dem Standpersonal, die mir nach drei Tagen erzählen, so jetzt wäre es aber genug, sie seien völlig fertig. Vor zwanzig Jahren, als noch alles gut war, haben wir zwei Tage aufgebaut, acht Tage auf der Messe gestanden, jeden Abend irgendwo Fete gemacht und waren zum Abbau auch noch da! Schuld sind die Aussteller, die hier noch nicht einmal mehr den Versuch unternehmen, interessant zu sein, sondern freiwillig im »xaaS-Service-irgendwas-Brei« unterzugehen. Aber eine Mitschuld trifft Euch trotzdem: Schämt Euch, 60 Euro für einen Tag, für so eine miese Show!

Im nächsten Jahr werde ich besseres zu tun haben, das war's für mich, nach 27 Jahren. Danke

Gruß
Doc Storage

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