Datenanordnung im RAID 10 mit 8 Platten
Leserfrage: Ich haben einen IBM-Server Windows 2008 R2, mit acht Festplatten mit jeweils 900 GByte. Nun ist eine Platte (HDD Nr. 7) ausgefallen.
Der Server läuft noch und hat folgende Plattenaufteilung in der Datenträgerverwaltung: Datenträger 0 = 3.348,91 GByte, C:\100 GByte davon 43 GByte frei, D:\1,58 TByte davon 1,47 TByte frei, E:\ 1,58 TByte davon 377 GByte frei.
Meine Fragen:
- Wie sind die Daten auf den jeweiligen 4 Platten verteilt?
- Es kann durchaus sein, dass sich gar keine Daten auf der Platte befanden?
- Wie kann ich das herausfinden?
Antwort Doc Storage:
Da es sich um RAID 10 handelt, und Windows 2008 R2 nicht in der Lage ist, Software-RAID-10 zu betreiben, gehe ich einmal davon aus, dass Sie diese Gruppen mit dem Controller, also einem ServeRAID M5014 angelegt haben. Auf dieser Ebene ist zunächst einmal der Treiber, im Zusammenspiel mit dem Betriebssystem auf der einen Seite und dem Controller auf der anderen, dafür zuständig, aus jeweils vier physikalischen Festplatten (in Ihrem Fall 0, 2, 4 und 6 sowie 1, 3, 5 und 7) zwei logische Laufwerke zusammenzufassen, über die dann – für das Betriebssystem »sichtbar« – ein Laufwerk mit 4 x 900 GByte, also insgesamt 3,6 TByte erzeugt wird.
Diese 3,6 TByte werden in der Datenträgerverwaltung angezeigt, als ob es sich um ein großes Laufwerk handelt, auf dem Sie dann mit dem entsprechenden Werkzeug wiederum logische Laufwerke einrichten können (in Ihrem Fall 100 GByte für C: sowie jeweils 1,58 TByte für D: und E:). Die Zylinder all dieser Laufwerke werden sowohl durch das Betriebssystem als auch durch den Controller über alle physikalischen Laufwerke der ersten Gruppe angelegt. Das heißt, jeweils ein Viertel der Daten befindet sich auf einer der beteiligten Platten und gleichzeitig gespiegelt auf alle Laufwerke der zweiten Gruppe. Es ist also im Ende mehr als unwahrscheinlich, dass sich auf Festplatte 6 (und damit gespiegelt auf Festplatte 7) keine Daten befinden.
Im normalen Betrieb ergibt sich der Vorteil von RAID 10 daraus, dass die Daten auch in sequentiellem Betrieb nicht nur auf eine physikalische HDD weggeschrieben werden müssen, sondern im Idealfalle alle physikalischen Platten eines Spans an diesem Vorgang beteiligt sind. Dadurch erhöht sich die für den Datentransport zu und von den Platten zur Verfügung stehende Bandbreite entsprechend auf das annähernd n-fache der Leistung eines einzelnen Laufwerkes, wobei n die Anzahl der beteiligten physikalischen Festplatten repräsentiert.
Da sich Ihre Daten genau zweimal am Controller befinden (nämlich im Span 0 und Span 1), Ihnen im Span 1 eine Platte ausgefallen ist (Laufwerk 7), arbeitet Span 0 noch »wie immer«, allerdings ist kein vollständiger Schutz Ihrer Daten mehr gegeben, da von denen auf Laufwerk 6 keine Kopie mehr vorhanden ist. Sie sollten die defekte Platte also schnellstmöglich austauschen und damit die Reproduktion von Platte 6 auf Platte 7 ermöglichen.
Um herauszufinden, welche Daten genau sich auf welcher Platte befinden, müssen Sie zunächst mit einem Werkzeug des Controller-Herstellers (vielleicht sogar im Controller vorhanden) feststellen, welche physikalischen Zylinder sich auf welcher Platte befinden, nachdem die RAID-10-Spans und Gruppen angellegt wurden. Erst danach kann man über ein entsprechendes Werkzeug in Windows herausfinden, auf welchem physikalischen Zylinder eines logischen Laufwerkes sich welche Daten befinden. Durch eine Rückkopplung dieser Anzeige mit der Angabe aus dem Controller kann man dann genau sagen, welche Daten sich auf welcher physikalischen Platte befinden.
Gruß
Doc Storage
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