Definieren All-Flash-Arrays Volume-Pinning neu?
Leserfrage: Volume-Pinning gibt es bei Festplatten-Arrays ja schon länger. Man kann damit die Performance der Arrays steigern und das System insgesamt effizienter machen. Aber die Anbieter von All-Flash-Arrays tun jetzt so, als ob sie das Rad wieder neu erfunden hätten. Ist Volume-Pinning bei All-Flash-Arrays wirklich noch mal so ein besonders leistungssteigerndes Feature, oder eher ein früheres Argument lediglich neu aufgewärmt?
Antwort Doc Storage:
Nun ja, wie immer in meinen Antworten – das kommt drauf an. Erstens, wie man ein All-Flash-Array aufbaut, und zweitens, welche Typen von Flash in diesem System laufen. Sollte es sich um ein Array mit einem einzigen Typen von Flash-Laufwerken handeln, also beispielsweise ein Gerät mit einer bestimmten Anzahl an MLC-Flash mit gleicher Größe, und sollte dieses Array darüber hinaus über keinen DRAM-Cache verfügen, so würde Volume-Pinning überhaupt keinen Sinn machen, da das gesamte System sowieso nur über eine Service-Klasse verfügt.
Volumes in einer Umgebung mit dynamischem Tiering bestimmten Leistungsklasse fest zuzuordnen (nichts anderes bedeutet Pinning) macht eben nur dann Sinn, wenn es auch tatsächlich verschiedene Leistungsklassen gibt. Die Industrie hat uns im Laufe der letzten Jahre mit drei unterschiedlich schnellen Klassen von Flash-Speichern gesegnet, SLC, MLC und TLC, die sich neben ihrer »Haltbarkeit« auch in ihrer I/O-Leistungsfähigkeit unterscheiden.
Es würde also für manche Anwendungen durchaus Sinn machen, hochtransaktionsgierige Laufwerke gänzlich in die schnellste Leistungsklasse zu verbannen, schon zumal man es dann dem armen Array erspart, die entsprechenden Inhalte über das Backend bei Bedarf hin und her schaufeln zu müssen. Eine wirklich deutliche Leistungssteigerung in All-Flash-Arrays bringt allerdings lediglich eine Funktionalität, die es so nur in mit unanständig großen Hauptspeichern versehenen Enterprise-Systemen vorgesehen ist (und über die Jahre nur noch den Dinosauriern in Erinnerung blieb), nämlich die Möglichkeit, Laufwerke nicht auf Flash-Medien, sondern direkt im DRAM des Caches abzulegen. Erstens ist dies aber – man entschuldige meine Ausdrucksweise – sauteuer. So viel Geld kann gar keine Anwendung einspielen, und zweitens zehrt es mal wieder an der teuersten Komponente im ganzen System. Machte also früher, als es noch keine Flash-Medien gab, durchaus Sinn. Für die jüngeren Kollegen: Es gab mal Zeiten, da haben wir Arrays mit 50-GByte-Laufwerken, 5.400 Umdrehungen und 160-MByte/s-SCSI gebaut. Heute ist diese Option, nicht zu Unrecht, in Vergessenheit geraten.
Lange Rede, kurzer Sinn – Volume Pinning ist kein Argument in All-Flash-Arrays. Gar nichts wurde hier neu erfunden. Wie übrigens auch nicht das Festspeicher-Array – die angegrauten unter uns erinnern sich wohl noch an einen diamantenteuren Kasten namens Orion aus Massachusetts in den ausgehenden Achtziger Jahren. Vernünftige (oh, oh, ich sehe schon wieder die Kommentare) All-Flash-Systeme für Erwachsene verfügen sowieso nur über eine durchgehend leistungsfähige Art von Speichern, nicht über zwei oder gar drei Abstufungen davon. Da kann man so viel pinnen wie man will, die Laufwerke sind immer gleich schnell. Also – neue Sau, altes Dorf, durchlaufen lassen und dem nächsten Thema zuwenden.
Gruß
Doc Storage