Dell | EMC | Vmware – ist das ein guter Deal?
Frage: Ausnahmsweise heute keine Leserfrage. Vielmehr eine Antwort auf eine Frage, die sie die Branche generell stellt: Dell kauft EMC für 67 Milliarden US-Dollar. Geht das gut? Passt das? Ist das nicht viel zu viel Geld? Was wird aus Vmware? Wie immer hat der Doc seine ganz eigene Sichtweise…
Antwort Doc Storage:
Bis auf das Server-Geschäft, wo EMC bisher mehr schlecht als recht mit Cisco zusammengearbeitet hat, überschneiden sich die Storage-Portfolios doch sehr. Im Midrange gibt es für alles eine Lösung auf beiden Seiten, und wie schwierig hier eine Integration ist, hat sich schon bei der LSI-Übernahme durch Netapp gezeigt. Dell profitiert hier nur an eineinhalb Punkten: dem Enterprise-Geschäft mit der »VMAX« und – wohlmöglich – dem Virtualisierungsgeschäft mit Vmware. Und hier gibt es ein großes »aber«. Bisher hat Vmware als eigenständiges Unternehmen (nirgends fanden sich Hinweise auf EMC, nicht auf den Folien, nicht auf den Packungen…) sehr guten Umsatz zum Beispiel mit HP, IBM und anderen Großen gemacht. Eben weil sie nicht zu EMC gehört haben. Wenn man jetzt liest, dass ein Großteil der Übernahme in diejenige von Vmware fließt, dann werden die anderen Großen ganz schnell auf andere Hypervisoren (z.B. KVM, Microsoft) umsteigen. Und was das für den Gesamtumsatz von Vmware bedeutet, kann man sich an drei Fingern abzählen. Ganz nebenher – dieser Deal dürfte auch der Todesstoß für das neulich noch mit großem Getöse ins Leben gerufene VCE sein, denn Server hat man nun genug.
Fazit – außer dem Enterprise-Geschäft mit der Vmax dürfte Joe Tucci bei seinem spektakulären Abgang nach 14 Jahren kaum jemandem in Hopkinton einen Gefallen getan haben. Er dürfte alle Altvorderen aus dem Board gleich mit in den »wohlgepamperten« Ruhestand nehmen – die meisten seiner Weggefährten hat er ja sowieso schon in den letzten Jahren hinausbefördert und durch No-Names ersetzt. Oder wer kennt Laura Sen, Paul Sagan, Jami Miscik, Donald Carty Jose Almeida und andere Prominenzen? Aber genauso dürfte es den Boards von VCE oder Pivotal gehen, die mit diesem Deal bestimmt »heim« geholt werden. Und damit dürften die Karrieren von Paul Maritz (ehemals CEO von Vmware) und Scott Yara (Gründer von Greenplum – was war das nochmal?) ebenso vor einer großen Zäsur stehen wie die von Praveen Akkiraju (ehemals großes Tier bei Cisco) oder Frank Hauck (von Tucci schon bei EMC auf den Customer-Experience-Gulag abgeschobenes ewiges Management-Talent).
Im Ende wird sich Michael Dell entscheiden müssen, welches von ihm investierte Geld er in den Orkus wirft, das für seine eigenen Speicherinvestitionen oder das für die VNX, Isilon, XtremeIO und was es da noch so alles bei EMC gibt, wenn man jeden einzelnen Stein hochhebt (oder wem sind VSPEX, ViPR und andere noch geläufig?).
Es wird spannend, vor allem zu sehen, wie sich die bisher größten Vmware-Reseller HP und IBM nun verhalten. Wenn es ganz schlimm kommt, schwenken sie vollständig auf andere Hypervisoren – Lösungen sind da. Ich weiß, ich weiß, jetzt springen die Vmware-Süchtigen aus der Hecke und predigen mir das ewige Lied von der Produktreife und den unerreichten Features von Vmware. Aber mal ehrlich, Jungs – wer benutzt denn die ganzen Fisimatenten wirklich?
Jedenfall könnte sich der ganze Deal schnell als Knieschuss erweisen, wenn die Dell-Verkäufer nicht mehr wissen, was sie bei bestimmten Kundenanforderungen denn nun anbieten sollen. Ich verweise wieder auf ein Beispiel: Wer hat sie nicht in Erinnerung, die armen HP-Verkäufer, als sie EVA und MSA im Köcher hatten? Und nach dem Deal haben die Dell-Vertriebsleute noch viel viel mehr. Das ist kein Köcher, das ist ein 40-Tonner…
Gruß
Doc Storage