In-Memory: Riesiger Arbeitsspeicher – droht Desaster?
Leserfrage: Wir haben uns jetzt in unserer feinen mittelständischen Firma prinzipiell für ein In-Memory-Computing-Projekt mit »SAP HANA« entschlossen. Das bedeutet: Toller neuer Server – mit einem Arbeitsspeicher im satten dreistelligen GByte-Bereich. Fiel der Server vor zehn Jahren samt den Daten im Arbeitsspeicher aus, war das verkraftbar. Aber jetzt hab ich angesichts der Masse von Produktions-, Versand- und Bestelldaten, die bei einem Server-Ausfall noch nicht in die Datenbank geschrieben wurden, echte Bauchprobleme.
Das bedeutet doch, dass wir eigentlich eine Art zweite SAP HANA mit echter synchroner Datenspiegelung auch des flüchtigen Hauptspeichers benötigen. Welche vertretbaren Lösungsansätze gäbe es denn hier?
Antwort Doc Storage:
Hier sprechen Sie ein Problem an, das sich viele Anwender von In-Memory-Datenbanken in den meisten Fällen nicht bewusst machen. Für den Schutz größerer Datenmengen im Hauptspeicher der betroffenen Rechner gibt es genau zwei Ansätze. Zum einen das Anlegen eines gespiegelten Speicherbereiches innerhalb eines Clusters, zum anderen das Schreiben aller I/Os nicht nur in den Hauptspeicher, sondern ebenso in ein angeschlossenes Laufwerk, beispielsweise in ein PCIe-SSD.
Beide Lösungen sind extrem teuer: Lösung 1 halbiert Ihnen den verfügbaren Hauptspeicher, Lösung 2 erfordert (theoretisch) mindestens eine SSD in der Größe Ihres Hauptspeichers. Beides zeigt, dass entgegen der durch SAP und andere Anbieter betriebenen Propaganda In-Memory-Datenbanken im Ende wesentlich teurer sind als der herkömmliche Betrieb, wenn man die Daten genauso absichern möchte wie in den herkömmlichen Landschaften.
Ganz davon abgesehen, dass man durch diese Art der Datenverarbeitung die teuerste Ressource im gesamten Server kannibalisiert, bieten heutige PCIe-Lösungen, neuerdings sogar mit der neuen Phase-Change-Technologie, annähernd dieselbe Geschwindigkeit wie die In-Memory-Lösungen und sind durch Replikation oder Spiegelung über herkömmliche Volume-Manager wesentlich einfacher logisch zu schützen. So gesehen ist In-Memory eine Zwischenlösung, deren Lebensdauer bereits heute absehbar ist.
Gruß
Doc Storage