Kryptokrieg: Apple soll sich selbst hacken
Leserfrage: Aus aktuellen Anlass veröffentlichen wir heute keine Antwort auf eine dedizierte Frage, sondern eine Kolumne unseres Doc's zum Kryptokrieg zwischen Apple und dem FBI. Um was geht es? Das FBI verlangt von Apple, Zugriff auf verschlüsselte iPhones, im speziellen auf das eines Terroristen. Apple erklärt, dies sei einerseits nicht möglich, anderseits wäre diese eine Bedrohung für die persönliche Datensicherheit.
Die Kolumne unseres Doc Storage spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. Wir sind uns bewusst, dass das Thema kritisch und kontrovers ist. Wie stehen Sie dazu?
Antwort Doc Storage:
Sehr geehrte Damen und Herren,
und wieder einmal fragt man sich, für wie naiv und debil Apple die interessierte Welt hält. Kein Unternehmen der Welt, schon gar keines mit einer 40-jährigen Erfahrung in der Entwicklung von Hard- und Software, kann mir allen Ernstes erzählen, dass bei der Entwicklung von iOS eine solche Möglichkeit zur Umgehung der automatischen Sperre bei Fehleingabe des Passwortes nicht in den Quellcode aufgenommen wird. Schon allein aus Gründen der einfacheren Handhabung in der Entwicklungsphase. Hier gibt es nichts zu entwickeln, höchstens vielleicht bereits vorhandene Zeilen wieder in das Betriebssystem aufzunehmen und das ganze neu zu kompilieren. Wenn Apple die Funktionalität aus Bequemlichkeit bzw. für eigene Zwecke nicht einfach im System belassen hat.
Es ist momentan schick, sich gegen alles zu stellen, was von irgendeiner offiziellen Stelle kommt. Und das FBI ist nach den Ereignissen vor zwei Jahren natürlich ein dankbares Ziel solcher Verweigerungen. Wir sollten allerdings die Kirche im Dorf lassen. Erstens besteht eine Möglichkeit, wenn Apple nicht vollends anders ist als die anderen, sowieso schon in irgendeiner Art. Zweitens sollte jedem daran gelegen sein, in diesen Apparat hineinzuschauen, wenn dadurch auch nur ein einziges Leben gerettet oder ein einziger Anschlag dieser Verrückten verhindert werden kann. Die zivilisierte Welt steht momentan in einem schweren Krieg gegen völlig verbohrte und offenbar immer besser ausgerüstete Spinner, die auch nicht davor zurückschrecken, Frauen und Kinder in Massen hinzuschlachten. Da sollten wir es eigentlich für selbstverständlich halten, zumindest einschlägigen Behörden die Bekämpfung dieser Typen nicht schwerer zu machen, als es ohnehin schon ist.
Ich möchte nicht in Apples Haut stecken, wenn irgendwo auf der Welt wieder ein Anschlag wie in Paris, Madrid oder London passiert, und hinterher stellt sich raus, dass auch nur ein Teil der Pläne hierzu auf einem iPhone gelegen hat, der Hersteller allerdings die Freigabe verweigert hat.
Also: Solange der Apparat keinem Geheimnisträger gehört, und solange die Anforderung von einer entsprechenden Stelle kommt (immerhin ist das FBI die Bundespolizei der USA, und nicht irgendein Geheimdienst), sollte sich jeder noch einigermaßen normale Mensch im Interesse seiner eignen Sicherheit für das Auslesen der Daten aus diesem Telefon aussprechen. Und nicht noch Apple in diesem blödsinnigen Gezicke unterstützen, eine entsprechende Version des Betriebssystems nicht bereitzustellen. Ich betone, dass ich nicht wollen würde, dass eine solche Version Apples Hallen verlässt. Aber es ist die verdammte Pflicht und Schuldigkeit eines jeden Herstellers, die offiziellen polizeilichen Behörden bei der Aufklärung und vor allem der Vorbeugung von schlimmsten Gewalttaten zu unterstützen. Nochmal – es geht nicht darum, jeglichem Dienst irgendwelche permanenten Hintertüren in entsprechende Geräte zur Verfügung zu stellen. Aber es geht darum, im Einzelfall die Ermittlungsarbeiten zu unterstützen. Gerade um weitere Gräueltaten dieser Verrückten zu verhindern.
So, und jetzt können sich meinetwegen alle über mich hermachen, von wegen Privacy, Datenschutz und was weiß ich nicht noch alles. Doch jeder, der hierauf einen Kommentar schreibt, sollte wissen: Das ist alles eine schöne Idee, aber gegeben hat es das noch nie wirklich. Welcome to the real world!
Gruß
Doc Storage