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Mainframes – ein Glaubenskrieg?

Leserfrage: Zu dem Doc-Storage-Beitrag »Sind Big Data und Cloud das Ende von Mainframes?« gibt es noch weiteren Gesprächsbedarf:

1. Als Basis für Rechnertypen das Betriebssystem zu nehmen passt nicht. Es wurde erst die Hardware geschaffen dann die Software dazugekauft (z.B. MS-DOS bei den ersten 8086ern). Des weiteren kommen Mainframe und Kleinrechnerarchitekturen aus zwei verschiedenen Bereichen.

2. Mainframe-Rechner sind definitiv anders als die heutigen Rechner-Architekturen/-Software-Architektur-Kombinationen. Dinge die anders sind als heutige De-facto-Standards sind inhärent komplizierter, da man andere Vorgehensweisen benötigt. Man kann kaum auf bekanntes Wissen zurückgreifen.

3. Die Migrationen sind schwer, aber machbar. Probleme hier ist vor allem die schlecht dokumentierte Software die auf den Mainframe seit Jahren unbeachtet funktionstüchtig läuft. Wenn man nur noch wenige »alte Hasen« vor Ort hat kann man es sich fast nicht mehr erlauben eine solche Migration mit kalkulierbaren Kosten einzuhalten. Software veraltet schließlich. Die Alt-Systeme ständig mit neuen Software-Wrapper-Schichten zu umgeben ist bald wohl nicht länger durchführbar.

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Antwort Doc Storage:

1. Doch, es passt sehr wohl, das Betriebssysteme als Basis für Rechnertypen zu nehmen. Leider lässt sich zOS, zVM oder andere nicht auf x86-Rechnern betreiben, umgekehrt jedoch beispielsweise zLinux auf IBM-Mainframes. Allein dieses Kriterium macht die größere Architektur jeder so genannten »offenen« überlegen, ja kehrt diesen Sammelbegriff sogar ins Gegenteil um.

2. Auch die Verwendung von Fremdworten macht dieses Argument nicht schlüssig. Nichts ist nur deswegen komplizierter, weil man für seinen Betrieb anderes (teilweise sogar einfacheres) Wissen benötigt, als man sich dieses im Wohnzimmer oder an jeder Volkshochschule aneignen kann. Es ist im Gegenteil sogar so, dass das Wissen um die Großrechner, ihre Architekturen und Anwendungen um Jahrzehnte reifer ist als jedes aus der so genannten offenen Welt. Und die Versäumnisse der aktuellen DV-Generation mit der einfachen Definition neuer Standards umzugehen, ist wahrlich keine fachlich saubere Vorgehensweise. Ich verweise in diesem Zusammenhang nur auf die kleinen, aber manchmal nerv tötenden Unterschiede zwischen AIX, HP-UX und den angeblich so offenen, aber im Ende inkompatiblen Linux-Kompilaten.

3. Würde die von Ihnen erwähnte Unternehmens-Software in den meisten Banken und Versicherungen nicht seit Jahrzehnten unbeachtet (ich nenne es störungsfrei) laufen, gäbe es die meisten dieser Firmen gar nicht mehr. Die Migration der Bestandssysteme scheitert meist nicht an der schlechten Dokumentation, sondern vielmehr an den auf den offenen Systemen nicht oder nur kaum vorhandenen Sicherheitsmechanismen. Hinzu kommt die zuverlässige und transparente Verteilung der Rechenleistung auf eine Vielzahl von Rechnern. Es ist auf keiner Architektur der offenen Welt möglich, verlässliche Angaben zur abgerufenen Leistung an bestimmten Stellen des Systems zu erhalten. So wird man somit vielfach von Engpässen oder gar Stillständen überrascht, wenn die Rechner einmal »unter Feuer« genommen werden. Mit solchen Systemen lässt sich an zentraler Stelle vieler Unternehmen kein Staat machen.

Gruß
Doc Storage

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