Werden mit Windows beschriebene HDDs in NAS-Systemen erkannt?
Leserfrage: Ich habe mir eine neue ICY-BOX IB-NAS5520 gekauft, meine 2-TByte-Festplatte (ca. zur Hälfte mit Videos und Musik gefüllt) reingesteckt, verschraubt, Netzwerkkabel, Stromkabel und USB-Kabel gesteckt und das Gerät eingeschalten. Und dann im Netzwerk nur einen neuen Eintrag namens »Hotte« gesehen, drauf geklickt, es wird nur ein leerer Ordner angezeigt.
Zuerst habe ich gedacht: Mistgerät, funktioniert nicht. Dann habe ich die Festplatte wieder in meinen PC gesteckt, und mit Grausen festgestellt, dass alle Daten, mühsam über Jahre gesammelt, weg sind. Kann das sein, dass das Gerät ohne mein Zutun einfach die Festplatte formatiert hat? Hierzu findet sich auch kein Hinweis in der Kurzbedienungsanleitung.
Wie komme ich wieder an meine Daten? Ich hoffe ganz arg, Sie können mir irgendwie helfen. Es wäre eine Katastrophe, wenn alles weg wäre.
Antwort Doc Storage:
Leider funktioniert es in den seltensten Fällen, dass Sie eine vorher – wahrscheinlich unter einer Windows-Version – genutzte Festplatte einfach in ein NAS-Gerät, egal welchen Herstellers, einbauen und dann dort mit denselben Daten ohne Änderung weitermachen können. Die meisten NAS-Boxen arbeiten mit Linux-Derivaten und organisieren sich ihre Datenträger etwas, aber doch spürbar anders als Sie das von Ihrem Windows-System her kennen. Das von Ihnen genannte Gerät, die Icy-Box, nutzt beispielsweise exFAT als internes Dateisystem, nicht NTFS, wie Sie es wahrscheinlich in Ihrem System verwendet haben. Das heißt im Gegenschluss, dass das NAS-System die Festplatte selbstverständlich neu organisiert hat, bevor es diese benutzen konnte. Selbst wenn es »nur« die Dateieintragstabellen überschrieben und durch exFAT-kompatible ersetzt haben sollte, sieht die Platte beim Rückbau ins Windows-System wie eine nagelneue aus, die erst einmal partitioniert und formatiert werden muss.
Mit sehr viel Glück hat das NAS-System nur am Anfang und am Ende der Platte »gewütet«, so dass die dort unter NTFS gespeicherten Informationen mit Spezial-Software noch auslesbar und damit rekonstruierbar wären. Garantieren kann man das allerdings nicht, und dieser Vorgang ist nicht trivial, so dass er von Spezialdienstleistern übernommen werden sollte, damit Ihre Daten nicht endgültig verloren sind.
Es ist ein alter gern genommener Satz der Rechnertechnik: »Sie haben doch sicherlich ein aktuelles Backup«, meist ausgesprochen mit einem leichten Lächeln im Wissen, dass dies natürlich nicht vorhanden ist und falls doch, dann Wochen alt. Eine andere Wahl werden Sie allerdings jetzt nicht haben, es sei denn, sie wollen zigtausende von Euro in eine Datenrettung bei einem einschlägigen Unternehmen investieren.
Mit Linux Daten von einem NAS wiederherstellen
Eine Option hätte ich noch, die hat bei mir auch einmal in einem ähnlichen Fall geholfen: besorgen Sie sich eine kostenlose Linux-Rettungs-DVD, wie sie von vielen Zeitschriften und Herstellern angeboten wird. Verbauen Sie die Platte in Ihren Rechner, starten Sie diesen mit dieser DVD, und erzwingen Sie das Auslesen der Festplatte bzw. der dort vorhandenen Partitionen unter ihrem ursprünglichen Dateisystem, wahrscheinlich NTFS. Sie werden dann auf einige Fehlermeldungen stoßen, aber vielleicht gibt Ihnen das entsprechende Programm die Möglichkeit, die vorhandenen Daten Track für Track auszulesen und in eine neu erstellte Dateieintragstabelle zu übernehmen. Dann könnten Sie den Großteil Ihrer Daten retten – wie gesagt, könnten.Lesen Sie hierzu auch folgenden Beitrag: So geht’s: Gelöschte Daten von einem NAS recovern.
Falls das NAS-System nicht ganze Arbeit geleistet hat und die gesamte Festplatte mit exFAT überschrieben hat. Manche Systeme tun das beim ersten Mal, um zu Anfang fehlerhafte Zylinder zu erkennen und diese dann vom normalen Betrieb auszuschließen.
Was Sie auch tun: ab jetzt ein aktuelles Backup dabeihaben und – viel Glück!
Gruß
Doc Storage