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Wie nutzbringend ist der Umstieg auf 6-TByte-HDDs?

Leserfrage: Ein Umstieg auf 6-TByte-Festlatten würde einen sofortigen, enormen Kapazitätenzuwachs bedeuten. Gibt es bestimmte Kriterien, auf die Nutzer trotzdem achten sollten? Birgt die neue Technologie eventuell versteckte Nachteile und wenn ja, welche?

Antwort Doc Storage:

Die neuen, größeren Festplattenlaufwerke bringen natürlich schlagartig ein besseres Kosten-Kapazitäts-Verhältnis als die älteren 4- oder 2-TByte-Varianten. Rein theoretisch lässt sich der Gesamtspeicherplatz eines herkömmlichen Arrays bei gleichem Platzbedarf und annähernd gleichbleibender Leistungsaufnahme verdreifachen. Die Platten sind laut Hersteller genauso zuverlässig wie die bisherigen Modelle, also ist auch hier kein Nachteil zu erwarten.

Allerdings muss sich der Nutzer im Klaren sein, dass zwar die Kapazität des Mediums selbst enorm zunimmt, die Bandbreite der Schnittstelle allerdings bei SATA bzw. SAS nicht. Beim Wechsel von 2- auf 6-TByte-Festplatten bedeutet das theoretisch die bis zu dreifache Menge an Zugriffen über einen gleichbleibend engen Kanal. Diese Leistungsminderung lässt sich selbst unter Zuhilfenahme noch so ausgeklügelter Cache-Algorithmen nicht verhindern. Dieser Effekt steigert sich noch, wenn nun Speichersysteme mit gleicher Kapazität auf wesentlich weniger Platten aufgebaut werden. Das dürfte in den allermeisten Fällen die schöngerechneten Einsparungen bei Standplatz, Energie und Klima wieder zunichtemachen.

Hinzu kommt ein Effekt, den wir beim Streben nach immer höheren Kapazitäten gern verdrängen: die meisten RAID-Systeme nutzen paritätsbasierende Schutzmechanismen wie RAID 5, RAID 6 oder Unterarten. Beim Ausfall eines Laufwerkes in der RAID-Gruppe müssen alle weiteren Laufwerke ausgelesen und das Ersatzmedium beschrieben werden. Mit der 1,5- oder gar dreifachen Datenmenge. Über Schnittstellen, die nicht mitgewachsen sind. In der richtigen Welt bedeutet das: nahm die Rekonstruktion einer vollen 1-TByte-Platte noch 16 bis 18 Stunden in Anspruch, so sind dies bei zwei TByte schon 30 bis 34 Stunden. Erste Tests mit 4-TByte-Medien haben Werte zwischen 55 und 61 Stunden ergeben, für 6-TByte-Modelle dürften also mindestens 80 Stunden Geduld erforderlich sein. Zur Erinnerung: das sind über drei Tage, in denen die RAID-Gruppe entweder komplett ungeschützt läuft oder zumindest kein weiterer Ausfall passieren darf.

Daher meine Conclusio: 6-TByte-Festplatten mit Standard-SATA- oder SAS-Schnittstellen sind überall dort gut und schön, wo Massendaten keinen großen Leistungsansprüchen ausgesetzt und keine allzu forschen SLAs angelegt sind. Platten-Backup oder Archiv dürften ideale Umgebungen sein, genauso wie kompakte Heimsysteme mit 2x6 TByte in RAID-1. Wo allerdings Leistung, schnelle Wiederherstellung oder 24x7-Verfügbarkeit bei gleichbleibender Leistung gefordert sind, dürften die neuen Modelle kaum heimisch werden.

Gruß
Doc Storage

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