Wie zukunftstauglich ist Software-defined Storage?
Leserfrage: Der Hype um Software-defined Storage und Software-definiertes Rechenzentrum ist in vollem Gange und vor allem treiben die viel gepriesenen Vorteile diese Sau durchs Dorf. Uns als Unternehmen beschäftigt die Frage, wie zukunftstauglich eine solche Lösung wirklich ist. Umgehe ich aufwendige Migrationsprozesse, vereinfacht es wirklich das Management und die Prozessabläufe oder führt es doch in eine Sackgasse?
Antwort Doc Storage:
Wie immer im Speicherumfeld gibt es hier weder eindeutige noch einfache Antworten. Zunächst einmal sei darauf hingewiesen, dass die Hersteller, um auf diesen bereits fahrenden Zug möglichst ohne Verzögerung aufspringen zu können, mal eben schnell all ihre Virtualisierungslösungen in »software-defined« umgetauft haben. Sowohl die Hardware-Hersteller mit ihren Appliances (u.a. EMC »VPLEX« oder IBM »SVC«) als auch die Software-Anbieter (Datacore, Falconstor, Symantec und quasi alle anderen) haben ihre Produkte zwar mit dem Label SDS versehen, an der eigentlichen Funktionalität kaum etwas geändert.
Entsprechend neue Initiativen wie EMCs »ViPR« oder IBMs »OpenStack« sind auch nach ein bis zwei Jahren Existenz nicht mehr als ein paar wohlwollende Schnittstellendefinitionen. Hinter Absichts- und Strategieerklärungen verbirgt sich kaum ein einsatzfähiges Produkt.
Da wie bereits gesagt die im Markt befindlichen Virtualisierungs-Umgebungen einfach mit einem Speicher-defined-Storage-Paket (SDS) umhüllt wurden, ist es absolut geraten, sich mit den bereits jahrelang im Vertrieb befindlichen Produkten zu beschäftigen, sobald die eigene Speicherumgebung eine gewisse Größe und damit eine gewisse Komplexität erreicht hat. Migrationen auch zwischen Systemen unterschiedlicher Hersteller werden wesentlich erleichtert, die Verwaltung an einer zentralen Stelle konzentriert, damit die Handhabbarkeit und Übersichtlichkeit der Landschaft deutlich verbessert.
Also ist SDS keine Sackgasse, sondern ein neuer Aufkleber auf ganz alten Schläuchen. Wie weiland HSM in ILM umgetauft wurde und Virtualisierung von Rechnern und Speicher keine Erfindung der Jetztzeit, sondern der Mainframe-Ära vor dreißig Jahren ist, ist SDS keine Neuigkeit. Es heißt nur anders...
Gruß
Doc Storage