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Backup: Kosten vs. Sicherheit und Verfügbarkeit

Für Magnetbänder spricht eine lange Lebensdauer und Haltbarkeit von bis zu 30 Jahren. Auch bei den Betriebskosten punkten Tape-Librarys im Vergleich mit Disk-Backup-Systemen. Eine durchdachte Datensicherungsstrategie kombiniert beide Welten und nutzt Bänder als Auslagerungsmedium und zur Langzeitarchivierung.

Fujitsu »ETERNUS LT L2«
Fujitsu »ETERNUS LT L2«
Selbst für Experten sieht es so aus, als ob nur noch Disk-Backup zur primären Datensicherung in Frage kommt. Vor allem die Daten-Deduplizierung hat Schwung in das Segment gebracht und den Einsatz von traditionellen Tape-Librarys verändert bzw. überflüssig gemacht. Allerdings lassen sich damit alle Anforderungen adressieren: »Dedup eignet sich nicht für komprimierte Dateiformate bzw. verschlüsselte Daten«, sagt Rocco Frömberg, Produktmanager bei TIM. »Letztlich stellt sich oft die Frage nach Kosten versus Sicherheit und Verfügbarkeit der Daten. Für ihr Backup und Archiv beantworten dies viele Firmen weiterhin mit Tape Automation, oft kombiniert mit smarten, neuen Lösungen.«

»In vielen Anwendungen ist tatsächlich ein Disk-System vorgeschaltet, wobei die Daten anschließend auf Tape gespeichert werden – ein klassisches Backup-to-Disk-to-Tape (B2D2T)«, erklärt Andreas Hellriegel, Sales Director CEE bei Tandberg Data. »Für einen Großteil der Unternehmen ist diese Lösung praktikabel und sinnvoll. Allerdings gibt es Anwendungen wie den Audio-Video-Bereich, die durchaus Tape-Librarys als primäres Backup-System einsetzen. Dort sind viele große einzelne Dateien zu finden, die auf Band mit hoher Geschwindigkeit gesichert werden können. Tapes sind zuverlässig, austauschbar und weisen nach wie vor die geringsten Speicherkosten pro GByte bzw. TByte auf.«

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Tape-Librarys für Backup und Archivierung

»Ein Argument für Tape ist, dass die Budgets der Firmen nur schwer Schritt halten, mit den massiven Datenwachstum«, sagt Robert Guzek, Eternus Business Management Germany bei Fujitsu Technology Solutions. »Experten gehen hier von einer Vervielfachung im Faktor 17 alle zehn Jahre aus. Gemäß eine Studie der Horison Information Strategies, liegt bei der genannter Einsatzweise eine Preisdifferenz zwischen Tape und Disk von fast 50 Prozent vor.« Ein weiteres gewichtiges Argument sind die Betriebskosten: Trotz zunehmenden Eco-Mode bei Disk kann ein Tape zu überaus großen Einsparungen bei den Energiekosten beitragen, wenn Firmen in der Vergleichsrechnung Strom und Klimakosten berücksichtigen. Je nach Konstellation sei laut Guzek ein Faktor von bis zu 290erreichbar: »Tape ist ein Paradebeispiel für Green-IT. Bei Aufbewahrungsfristen bieten Bänder erhebliche Vorteile, neben der längeren Standzeit der Systeme (Faktor 2 - 3) und der damit verbunden besseren TCO, liegt die Lebensdauer der Daten (»max shelf life«) bei Tape 30 Jahren, gegenüber zehn Jahre bei Disk.«

»Für Tape spricht natürlich die Kapazität, die es im Vergleich zu Festplatten erlaubt, deutlich mehr Daten zu speichern«, argumentiert Andy Walsky, VP EMEA bei Overland Storage. »Darüber hinaus ist die Technologie zukunftssicher, da die Entwicklung von LTO (Linear-Tape-Open) weiter voranschreitet. LTO-6 wird in 2012 kommen und LTO-8 ist schon in der Planung. Auch der Platzbedarf pro Quadratmeter im Data Center ist gering, da 500 Kassetten bereits ein PByte Kapazität zur Verfügung stellen.«

»Das Medium Tape ist dabei eine Renaissance zu erleben« behauptet Kurt Gerecke, Certified Senior Storage Consultant bei IBM, »weil es gelungen ist, GMR-Technik in die Laufwerke zu adaptieren. Das ergibt mit Dünnfilmbeschichtungen auf der Kassette die Möglichkeit, riesige Kapazitäten auf dem Bandmedium abzuspeichern. Das Datenwachstum ist vor allem im Archivierungsbereich riesig. Dort werden hoch kapazitive Datenträger, die vor allem keinen Strom benötigen, gebraucht.«

Kaufkriterien für Bandbibliotheken

Quantum »Scalar i80«
Quantum »Scalar i80«
Für TIM-Manager Frömberg lauten die klassischen Vorteile einer guten Tape-Library: »Große Kapazität bei kleiner Stellfläche, Robustheit, einfache Skalierbarkeit, die Möglichkeit zur Datenauslagerung und niedrige Anschaffungs-/Betriebskosten erhalten und kombiniert diese geschickt mit neuen Funktionen, die der geänderten Rolle im Datensicherungskonzept der Unternehmen gerecht werden. Wie bei vielen anderen Storage-Lösungen findet die Weiterentwicklung heute fast ausschließlich bei der Firmware/Software statt.« Für Firmen lohne sich daher ein genauer Blick auf die Library-Eigenschaften, abseits der Anzahl von Slots/Laufwerken. Daneben gibt es viele hilfreiche Funktionen, wie eine Überwachung mit proaktiven Warnhinweisen, Verschlüsselung, Zugriffsrechte-Management, Daten-Replikation für den Aufbau eines Archivs und Media-Handling.

»Eine Tape-Library sollte heute einen kleinen Einstieg darstellen und dann in große Kapazitäten skalierbar sein«, ergänzt IBM-Manager Gerecke. »Wegen des Wachstums in Archivierungsumgebungen, bieten Systeme die Möglichkeit, möglichst viele Kassetten-Slots auf kleinstem Raum unterzubringen. Wenn entsprechende Leistungsanforderungen existieren, sollte der Zugriff auf die Kassetten möglichst schnell vonstattengehen. Dazu ist ein entsprechend schnelles Robotersystem notwendig, das möglichst mit einem Doppelgreifer ausgestattet ist.« Zudem ist ein gutes Reporting-System wünschenswert, welches alle Vorgänge in der Library protokolliert. Wichtig ist auch, dass der Bandroboter redundant in die vorhandene Infrastruktur (z.B. eines SANs) eingebunden werden kann, sodass die Library auch bei fehlenden Pfaden oder Switchen weiterarbeitet.

»Heutige Produkte sollten einfach zu installieren und zu warten sein«, ergänzt Fujitsu-Manager Guzek. »Einstiegssysteme sollten sich von den IT-Abteilungen selbst in Betrieb nehmen lassen. Dies gilt auch für nötige Kapazitätserweiterungen. Die Enterprise-Klasse setzt eine komplette Redundanz voraus. Dazu zählen, neben der Intelligenz und Stromversorgung, auch die Fahrstraße. Weiter sind »hot-replaceable Robots« und ein unterbrechungsfreies Aufrüsten der Kapazität wünschenswert. Neben den Librarys sind Laufwerke eine wichtige Komponente: Laufwerke wie ein »T10000« von Oracle stellen in verschiedenen Szenarien eine sehr sinnvolle Alternative zu den Standard LTO-Drives dar.

Unterscheidung – Einstieg, Midrange, Highend

Die verschiedenen Größenordnungen unterscheiden sich primär in den vorhandenen Schnittstellen sowie der Anzahl an Laufwerken und Stellplätzen. »Für den Einstiegsbereich kommen zumeist Autoloader zum tragen, die grundsätzlich perfekt als Einstieg dienen«, sagt Tandberg-Manager Hellriegel. »Diese sind in der Regel mit einer SAS-Schnittstelle sowie einem Laufwerk ausgestattet und fassen bis zu acht Medien.« Als Bandformat findet sich in diesem Segment zumeist LTO-3 oder LTO-4. Die Schnittmenge zum Midrange bilden beispielsweise Geräte mit LTO-5-Bändern mit einer Kapazität von bis zu 60 TByte. Generell steigert sich im Midrange Bereich natürlich die maximal mögliche Geschwindigkeit, Kapazität und der Funktionsumfang. Hier finden sich skalierbare Librarys, in der Regel mit bis zu zwei Bandlaufwerken (LTO-4/LTO-5) und zwölf bis 24 Medienslots.

»Highend-Librarys müssen von hunderten bis zu tausenden Bandstellplätzen skalieren und die Möglichkeit bieten, mehrere hundert Tape-Drives zu unterstützen«, erläutert TIM-Manager Frömberg. »Die Anforderungen an die Zuverlässigkeit, die Verfügbarkeit und den Service sind für diese Systeme sehr viel höher – auch weil sie eine riesige Datenmenge vorhalten.« Zudem setzen IT-Verwalter Management-Funktionen wie die Überwachung von Subsystemen, Fehler-Reporting, SAN-Port-Failover und die Integration mit Framework-Tools voraus.

Markt und Entwicklung

»Für große Systemumgebungen wird Band weiter das günstige Medium bleiben«, erwartet Fujitsu-Manager Guzek. »Bei Tape ist rund alle zwei Jahre eine Halbierung des Preises pro GByte zu erwarten. Weiter ist mit steigenden Kapazitäten bei den Medien zu rechnen, in den nächsten Jahren sind Bänder mit Kapazitätsgrößen bis 32 TByte möglich.« Auch werde die Datentransferrate weiter zunehmen. Anwendungstechnisch sei zukünftig eine zunehmende Segmentierung in vier Kategorien zu erwarten: Disk-Archiv und Backup, Tiered-Backup, Tiered-Archive und Deep-Archive. Die drei erst genannten realisiert Fujitsu beispielsweise bereits heute schon mit seiner »ETERNUS CS«. Ein Deep-Archiv besteht aus einer Bandlösung und ECM (Enterprise-Content-Management).

Im Einstiegssegment und auch selektiv im Midrange wird Tape in den nächsten Jahren rückläufig sein. Dort hält Deduplikation verstärkt Einzug. »Im Enterprise-Segment ist weiter mit Wachstum zu rechnen«, sagt Guzek. »Als Ausblick auf das Jahr 2014 ist zu erwarten, dass Tape die 1-Cent-Grenze (US-Dollar) pro GByte erreichen wird.«

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