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Geburtstag! – Oder doch nicht gelöscht?

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*** Blog von Engelbert Hörmannsdorfer, speicherguide.de-Redaktionsmitglied ***

Vor wenigen Tagen hatte ich Geburtstag. Da fiel mir auf einmal auf: Daten löschen ist eben doch nicht gleich Daten löschen. Warum ich da ausgerechnet bei meinem Geburtstag darauf kam?

Zunächst vorweg: Nein, mit diesem Blog-Beitrag geht es mir nicht darum, noch ein paar Geburtstagsglückwünsche von Vergesslichen einzuheimsen. Vielmehr rückte der Termin dieses Jahr etwas in der Vordergrund, was mir früher irgendwie nicht so auffiel: Nämlich, wo mein Geburtstagsdatum überall gespeichert ist – und wo es eigentlich gar nicht sein sollte.

Also: Die meisten Glückwünsch kamen über Facebook herein. Logisch, dort hab ich die meisten »Freunde«. Sehr viel kam auch über Xing zustande. Auch dort poppt erfahrungsgemäß beizeiten auf, dass einer der »Kontakte« Geburtstag hat, oft schon ein paar Tage vorher mit Ankündigung.

Aber dieses Jahr kam noch ein Geburtstaggruß dazu: Einer – den ich auch tatsächlich kenne – funkte mich aus Plaxo an. Plaxo ist ähnlich wie Xing, eher Business-orientert. Aber die Basis ist englisch. Vor vielen Jahren war ich dort, ebenso wie bei Xing, das kostenlose Angebot nutzend, und eher nur Gelegenheitsvorbeischauer. Doch Xing entwickelte sich schließlich besser für mich. Und so entschied ich mich vor knapp vier Jahren, bei Xing in den Bezahlstatus zu wechseln, also Premium-Mitglied zu werden.

Parallel entschloss ich mich, bei Plaxo deshalb alles einzustellen, und mein Profil zu löschen. Das tat ich denn dann auch. Das war freilich nicht ganz einfach. Die Funktion zum Löschen zu finden, dauerte schon mehrere Minuten. Sie war – damals zumindest – regelrecht versteckt. Und nachdem ich »Löschen« anklickte, wurde ich natürlich mehrfach sinngemäß gefragt, ob ich das auch wirklich wolle, ob es endgültig sein soll, oder nur vorübergehend etc etc.

Ich bestätigte immer die schärfste Variante: Wirklich alles weg! Ab in den digitalen Mülleimer! Nach Möglichkeit so spurenlos wie möglich!

Doch ich merkte damals schon und seither immer wieder mal zwischendurch: Ganz weg bin ich offensichtlich nicht von Plaxo. Immer wieder bekomme ich Freundschaftsanfragen, oder Erinnerungen, dass diese oder jene Person immer noch auf meine Bestätigung der Freundschaftsanfrage wartet, oder Hinweise, dass sich einer meiner Freunde mit einem anderen meiner Freunde verbunden hat, etc. etc.

Tja, und dieses Jahr nun ein Geburtstagsgruß von einem meiner Plaxo-»Bekannten«. Bei ihm ist ganz normal wie bei Xing aufgepoppt, dass nun dieser Termin ansteht. Mein Bild, meine Kontakt- und persönlichen Daten – alles ist noch dort.

Sieht so aus: gelöscht ist also doch nicht gelöscht. Auch der Wiener Jurastudent Max Schremms machte im Herbst letzten Jahres eine ähnliche Erfahrung mit Facebook. Wer dort sein Profil löscht, glaubt ebenfalls nur, dass er es löscht. Denn Facebook denkt überhaupt nicht dran, zu löschen. Lediglich das Profil ist nicht mehr sichtbar – auf den Facebook-Servern ist alles (!) noch vorhanden. Dagegen klagen ist sehr schwer. Facebook, und Plaxo, sind kostenlose Dienste. Mit dem Einstellen der Daten gibt der Anwender das Recht an den Daten auf, sie werden Eigentum von Facebook. Steht in den AGBs so drin. Aber vermutlich weniger als ein Promille der Anwender lesen das: Und selbst wenn sie es lesen – sie wollen ja auf Facebook, und akzeptieren es dann doch.

Fazit: Wenn Du denkst, Du löschst, dann denkst Du nur, Du löschst. Denn das Löschen der Gedanken ist gedankenloses Löschen – aber's Internet vergisst Dich nie.

Herzlichts
Ihr Engelbert Hörmannsdorfer
(Sie sind anderer Meinung? Dann diskutieren Sie unten unter »Kommentar schreiben« mit. Ist ja schließlich ein Blog....)

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