Sex, Cybercrime und Passwörter: intime Daten online
Aber nicht nur Jugendliche sind im Liebestaumel nicht mehr ganz Herr ihrer Vernunftssinne. Wie oft muss ich irgendwo lesen, dass auch verliebte Erwachsene bereit sind, hier eher intime und geheime Daten mitzuteilen als sonst. Und keiner bedenkt, dass solche Daten schnell zwischen Trennungsfronten geraten können, wie nun eine weltweite Studie von McAfee zeigt.
Was mich besonders erstaunt: Zwei Drittel aller Deutschen versenden Persönliches oder Intimes per Text oder Bild – in Australien und England sind es nur gut die Hälfte. Trotzdem traut ein Viertel aller Befragten dem Partner keinen verantwortungsbewussten Umgang mit diesen Daten zu.
Die Deutschen: Naiver bei Intimes?
In der Umfrage »Love, Relationships and Technology 2013« des IT-Sicherheitsspezialist McAfee wurden weltweit rund 7.700 Personen im Alter zwischen 18 und 54 nach ihrem Umgang mit digitalen Daten innerhalb ihrer Beziehungen befragt – mit interessanten Ergebnissen.
75 Prozent der befragten Personen haben bereits intime Texte und Bilder über ihr Smartphone versendet. Sollten am Ende der Liebe jedoch noch ein paar romantische E-Mails oder sexy Fotos übrig sein, rechnen nur 74 Prozent damit, dass der Partner diese auch vertraulich behandelt.
Tut er dies nicht, ist der Schaden nur schwer zu begrenzen. Fünf Prozent aller Befragten wurden von dem Ex-Partner bedroht, private Fotos auf Facebook zu veröffentlichen, hierzulande machten 70 Prozent die Drohung wahr. In anderen Ländern ist man deutlich zurückhaltender: In Mexiko ließen nur 31 Prozent, in Großbritannien 42 Prozent und in Brasilien 55 Prozent der Ex-Partner ihrer Drohung Taten folgen. Die Löschung solcher Fotos kann dann nur vom Ex-Partner selbst ausgehen, 58 Prozent aller befragten Deutschen haben das bereits erlebt und mussten den Verursacher darum bitten. Ein Viertel hat sogar rechtliche Schritte eingeleitet, um die Löschung der intimen Fotos zu erzwingen.
»Menschen müssen über die Folgen Ihrer Nutzungsgewohnheiten sehr viel besser informiert sein«, erklärt Toralv Dirro, Sicherheitsstratege EMEA bei McAfee. »Dem Partner Passwörter für Geräte oder Anwendungen zu überlassen, ist kein Zeichen von Vertrauen – es ist einfach fahrlässig.«
Cyber-Stalking scheint »in« zu sein
Fünf Prozent der Befragten haben sich schon einmal in den Account eines Dritten gehackt um die dortigen Inhalte offenzulegen. Als Gründe hierfür wurden folgende genannt:
? belogen worden (29 Prozent),
? betrogen worden (19 Prozent),
? verlassen worden (35 Prozent),
? unangemessene Fotos mit anderen Personen gepostet (23 Prozent; passierte erst vorgestern dem Frankfurter FDP-Bildungspolitiker Stefan Freiherr von Wangenheim).
Bewaffnet mit dem Kennwort des Partners werden neben E-Mails auch Bankdaten und Social-Media-Dienste durchforstet. 23 Prozent aller Befragten checkten die E-Mails des Partners manchmal, zehn Prozent regelmäßig. Auch die Social-Media-Sites werden regelmäßig (acht Prozent) oder manchmal (22 Prozent) kontrolliert, ebenso Bankkonten, die immerhin 22 Prozent der Befragten manchmal überprüfen.
Der Wunsch zu Teilen ist in Beziehungen normalerweise ein gern gesehener Gast. Aber ich denke, auf die persönlichen Daten sollte man ihn dennoch nicht ausweiten. In deutschen Beziehungen wird so ziemlich alles geteilt: Bankdaten (53 Prozent) der Zugang zum E-Mail-Konto (42 Prozent), Passwörter (32 Prozent), Sozialversicherungsnummer (30 Prozent), Angaben zur Krankenversicherung (45 Prozent), Krankenversicherungsnummer (37 Prozent) und Handy-Inhalte (37 Prozent).
Das Smartphone: für viele ein offenes Buch
Immerhin haben 68 Prozent aller Smartphone-Besitzer ihr Gerät mit einem Passwort geschützt, 33 Prozent jedoch nicht. Hier sind im weltweiten vergleich die Brasilianer führend: 72 Prozent von ihnen schützen ihr Smartphone, in Australien, England und Kanada sind es nur je 59 Prozent.
Was mich wirklich irritiert: Auch das Speichern der Daten ist noch immer nicht selbstverständlich. Sieben Prozent der Befragten speichert die Daten einmal am Tag, neun Prozent mehrmals pro Woche, 18 Prozent mehrmals pro Monat und zwölf Prozent mehrmals pro Jahr. 22 Prozent speichern ihre Daten noch seltener und 31 Prozent niemals. Im weltweiten Vergleich schneiden die Australier am schlechtesten ab: 40 Prozent von ihnen sichern die Daten auf ihrem Smartphone überhaupt nicht.
Mit staunend ungläubigen Augen dreinschauend, herzlichst
Ihr Engelbert Hörmannsdorfer
(Was sind Ihre Erfahrung mit Ihrem Partner / Ihrer Partnerin? Teilen Sie zu schnell zu viele Online-Daten? Auch intime Daten? Dann diskutieren Sie unten unter »Kommentar schreiben« mit. Ist ja schließlich ein Blog....)