Anzeige

Datenklau: »Die Betroffenen sind selbst schuld«

Kolumne Doc Storage:

Mein Chefredakteur hat mich gebeten, aus aktuellem Anlass etwas über »diesen gemeingefährlichen Schüler« aus Mittelhessen und dessen »Datenklau« zu schreiben. Nun gut, mache ich das, auch wenn mir das wieder als »Rant« ausgelegt und eine latent negative Haltung unterstellt werden wird...

Gleich zu Anfang sollte ich mal einiges klarstellen. Zunächst einmal ist dieser Halbstarke aus Homberg (ich liebe Alliterationen) nicht »gemeingefährlich« und wohl auch nur aus Sicht einiger Betroffener und derer, die ihn von Berufs wegen verfolgt oder über ihn berichtet haben, überhaupt ein Krimineller.

Dabei habe ich mich nur eines gefragt: Gibt es jetzt eigentlich schon ein »Winterloch«, das ebenso wie sein altbekannter sommerlicher Partner mit irgendwelchem journalistisch übertriebenen Blödsinn gefüllt werden muss, weil es sonst nichts anderes zu berichten gibt?

Betroffene selbst schuld

Ich habe es damals gesagt, als sich über den ach so schlimmen NSA-Skandal und den ach so guten Herrn Snowden geschrieben habe, und ich sage es gerne hier noch einmal, auch wenn bestimmte Personen mit Hang zu Verschwörungstheorien oder Biographien jenseits des Eisernen Vorhangs mir daraus wieder eine Tendenz zur Unterstützung von Big-Brother oder so einen B*llshit konstruieren werden: Die Leute sind selbst schuld.

Wem das zu undeutlich war: DIE BETROFFENEN SIND SELBST SCHULD!

Die hier Betroffenen haben, soweit man dies aus den öffentlich zugänglichen Informationen entnehmen kann, die nun so skandalös in einer Art Adventskalender (was ich schön wieder stilvoll finde) veröffentlichten Daten selbst vorher irgendwo irgendeinem elektronischen Medium zur Verfügung gestellt. Entweder per E-Mail versendet, auf Facebook (natürlich nur den »Freunden«) zugänglich gemacht oder ähnliches.

E-Mail ist fast so einsehbar wie eine Postkarte

Per E-Mail: Möglicherweise noch »verschlüsselt«, weil dies der eine oder andere Anbieter seit den NSA-Vorfällen so angeboten hat. Hurra. Jeder, der über einen Rechner mit DVD-Laufwerk oder einen einigermaßen breiten Internet-Zugang verfügt, kann sich ein bestimmtes Linux-Derivat installieren und fröhlich drauflos dechiffrieren. Selbst mein 11-jähriger Sohn hat schon begriffen, dass alles, was er per E-Mail versendet, wie auf einer Postkarte steht. Und damit (theoretisch) für jedermann, der nicht gerade zwei linke Hände hat, innerhalb recht kurzer Zeit zugänglich ist.

Datenkrake: Auf Facebook ist nichts privat

Auf Facebook: Diesen Leuten kann man ja nun überhaupt nicht mehr helfen. Sie stellen der größten Datenkrake seit der Stasi fröhlich freiwillig privateste Daten zur Verfügung und erwarten, nur weil sie irgendwo auf »privat« gedrückt haben, dass ihre Daten privat bleiben? Erwarten, dass jemand eben nicht nach den Originalen auf der lokalen Festplatte sucht, wenn diese einmal – aus welchem Grund auch immer – das Interesse eines Dritten gefunden haben? Nochmal – das bestimmte Linux-Derivat hilft auch dabei, und man glaubt manchmal einfach nicht, wie ungeschützt manche Menschen ihre Daten auf einem Rechner liegen lassen, der stundenlang am Internet hängt.

Dass der ach so kriminelle und gemeingefährliche Schüler vielleicht einfach nur Langeweile hatte, sich (wie er selbst ja bei den Verhören angegeben hat) von den Äußerungen der sogenannten Prominenten und Politiker genervt gefühlt hat (was ich im Übrigen sehr gut nachvollziehen kann), das wird leider bei den nun folgenden Klagewellen gegen den armen Kerl unter den Tisch fallen. Weil alle Rache wollen, weil sie ihre eigene Dummheit und Bequemlichkeit bei der Nutzung digitaler Plattformen nicht wahrhaben wollen.

Ausbilden und einstellen...

Dem BKA kann man nur eines empfehlen: Gebt dem jungen Mann einen anderen Namen, entzieht ihm so dem Zugriff durch die Trittbrettfahrer, die aufgrund ihrer eingebildeten Prominenz jeden Kontoauszug, jede Kreditkartenanrechnung und jedes Partybildchen für streng geheime Verschlusssachen halten (wenn die wüssten, wer die sowieso alles sieht, hihi), verschafft ihm eine solide Ausbildung in unserem Fach und benutzt ihn dann für die wirklich wichtigen Sachen da draußen. Benutzt ihn, um Kinderschänder zu finden, illegale Organhändler, Waffenschieber. Das sind die Bösen, nicht ein 20-jähriger, der den bequemen »Prominenz*dioten« einmal gezeigt hat, was Prominenz wirklich bedeutet: aus der Gesellschaft heraus zu ragen, und damit für alle sichtbar zu sein. Diese Menschen verdienen sonst ihr Geld damit, ihre mehr oder weniger ansehnlichen Gesichter in jede wehrlose Kamera zu halten, derer sie habhaft werden können. Damit sie in jedem noch so drittklassigen Magazin abgedruckt werden. Und nun, da mal jemand den Spieß umdreht, wird geheult? Das kennen wir doch sonst nur aus unserer Jugend von dem Schläger, der irgendwann mal selbst eine abbekommt.

Also: was bei Frank William Abagnale im analogen Zeitalter funktioniert hat, wird auch mit dem 20-Jährigen aus Homburg klappen. Holt ihn auf die richtige Seite, aus dem kann was werden. Wenn man ihn lässt!

Ach ja, und bevor die ganzen Gutmenschen da draußen über mich herfallen, von wegen Datenschutz und dem ganzen Mumpitz: Ich habe es schon einmal geschrieben, und es wird nicht falscher (gibt es überhaupt einen Superlativ von »falsch«?), auch wenn es schon länger her ist: Daten, die irgendwo auf einem Client-Server-, einem mobilen oder andersartig »offenen« System abgespeichert sind, sind nicht zu schützen. Basta. Egal, ob sie nun noch, um es einfacher zu machen, durch das (im Übrigen am Anfang vom Militär zur Verfügung gestellte) Internet versendet oder auf einem dusseligen Windows-PC vor sich hindösen.

Der einzige Schutz dieser Daten ist, dass sich zu 99,995 Prozent niemand dafür interessiert, weil wir als Personen für die Suchenden nicht von Interesse sind. Seien wir froh, dass das so ist und noch lange so bleibt.

So, aufregen bitte... 😉

Gruß
Doc Storage

Anzeige