Storage-Startups überzeugen mit pfiffigen Ideen
Noch vor wenigen Jahren waren Data Domain, Compellent, Isilon, Akkori oder 3PAR Startups aus der Storage-Szene. Doch in den letzten eineinhalb Jahren wurden sie weggekauft – von Topps der IT-/Storage-Szene wie EMC, HP, Netapp oder Dell. Teilweise für Milliarden-Beträge, und damit zu einem Vielfachen ihrer seinerzeitigen Umsätze.
Doch für Nachschub ist gesorgt. In Nischensegmenten gibt es weiterhin viele Neuentwicklungen, die durchaus das Potenzial für den Massenmarkt und steile Wachstumsstorys haben. Wir haben uns einige angeschaut. Von den meisten dürften Sie zum ersten Mal hören – aber vermutlich nicht zum letzten Mal. Denn viele sind derzeit dabei, Büros in Deutschland zu gründen, oder zumindest via Channel-Partner hierzulande aufzuschlagen.
Avere hat gute Karten mit NAS-Optimierungs-Appliances
Bei vielen Unternehmen ist NAS eine gängige Storage-Installation. Schnell, hochskalierbar, und meist gut verwaltbar. Das gilt für normale Rechenzentren. Aber in virtualisierten IT-Umgebungen kann ein NAS-System seine Vorteile nicht mehr so richtig ausspielen. Das will jetzt Avere Systems mit den »FXT Series«-NAS-Optimierungs-Appliances ändern. »Das ist für alle Anwender gedacht, die NAS-Systeme betreiben, aber Performance-Probleme plagen«, erläutert Dale Lafferty, Director, Strategic Alliances von Avere.
Mit NAS-Optimierungs-Appliances ist der Startup ziemlich alleine auf dem Markt unterwegs. »Unsere Konkurrenz«, erklärt Lafferty, »sind eigentlich diejenigen Anwender, die glauben, dass ihr NAS-System gut läuft, und deswegen nichts unternehmen.« Erste Anwenderberichte geben Avere aber Recht: Mit den Appliances lassen sich die Storage-Kosten bis zu 50 Prozent senken, und zugleich der Datenverkehr um bis zum Faktor 20 beschleunigen. »Der Wert der Daten liegt eigentlich im File-System, und hier schauen wir ganz genau, wie eine Applikation darauf zugreift«, sagt Lafferty.
Tintri verspricht mehr IOPS für Vmware-vSphere-Umgebungen
Die »VMworld« in Kopenhagen nutzte letzte Woche der Startup Tintri, um mit dem Modell »VMstore T540« bereits das Nachfolgegerät des T440 anzukündigen. Die Appliance wurde ganz spezifisch für VMware »vSphere«-Umgebungen konzipiert, um so vielen VMs wie möglich mit sattem I/O-Durchsatz zu versorgen. Tintri spezifiziert 50.000 IOPS für ihr neues Modell. »Damit können Hunderte von VMs einem 3U-Dual-Controller-Chassis laufen«, erläutert Tintri-CEO Dr. Kirian Harty im Gespräch mit speicherguide.de. Dr. Harty war bei Vmware Executive Vice President of R&D von 1999 bis 2006 – er dürfte also die richtigen Stellschrauben, wie man ein Storage-Gerät für Vmware richtig konzipiert, bestens wissen.
In die Appliance baut Tintri extrem viel Solid-State-Disks (SSD) ein, um die I/Os nach oben zu bringen. In die Software wurden viele Features reingepackt – wie zum Beispiel Deduplikation –, die es bei Konkurrenzprodukten erst mit Aufpreis gibt. Auch die Bedieneroberfläche erscheint extrem einfach. »Wir haben 80 Prozent der Komplexität von Storage in virtualisierten IT-Umgebungen herausgenommen«, betont Dr. Harty. In einem speicherguide.de-Blog hatten wir schon mal orakelt, dass Tintri der nächste Übernahmekandidat aus der aktuellen Startup-Szene sein könnte. Tintri wird in Deutschland bereits vom Distributor Zycko vertrieben, mindestens ein weiterer Deal mit einem hiesigen Distributor soll noch in diesem Jahr anstehen.
Nimble pocht auf günstigste Kosten pro I/O und pro GByte
Nimble Storage hat es sich zum Ziel gesetzt, die iSCSI-SAN-Technologie neu zu erfinden. Immerhin schaffte man es noch mal im Sommer, 25 Millionen US-Dollar an Venture-Capital einzusammeln; es war die vierte VC-Runde. Die »CS Series«-Appliance ist jetzt vertriebsbereit. Ihre Besonderheit: Sie vereint iSCSI-Storage, Backup und Disaster-Recovery in einer Box. Und das extrem kostengünstig, denn die Zielgruppe lautet kleinere und mittlere Unternehmen (KMU). An Komponenten wird alles eingebaut, was gerade das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.
Das Nimble-Storage-Management ist sich sicher, dass man bei einer Gesamtlösungsbetrachtung die günstigsten Kosten pro I/O und pro GByte aufweist. Ein Büro in Deutschland soll in wenigen Wochen eröffnet werden, sagte ein Sprecher am Nimble-Stand kürzlich auf der »VMworld« in Kopenhagen. In England ist man bereits über den Distributor S3 vertreten. Vor allem Dell-Equallogic- und NetApp-Storage-Systeme dürften die Hauptkonkurrenten sein.
Starwind ist bereits »VMware ready« und »Veeam certified«
Storage-Software muss übrigens nicht nur aus den USA stammen. Das Unternehmen StarWind Software kommt aus Kiew in der Ukraine – gibt sich aber wie viele andere Firmen einen amerikanischen Anstrich. Das Unternehmen fokussiert auf Hochverfügbarkeit in Vmware-Umgebungen. Etliche Pakete gibt es schon, das neueste nennt sich »StarWind Enterprise HA«, das auf Microsoft Windows Server 2008 und Windows Server 2008 R2 aufsetzt. Man hat den »VMware ready«-Status, außerdem ist man »Veeam certified«.
Starwind-Marketingleiterin Irina Makarova betont im Gespräch mit speicherguide.de, dass man damit ziemlich mit DataCore Software konkurriere. Natürlich habe man diverse Features mehr, aber vor allem schlage man Datacore mit dem günstigeren Preis. Außerdem seien die Starwind-Pakete »sehr einfach zu installieren«, schließlich habe man KMUs als Zielgruppe. Starwind ist bereits mit einer deutschen Website unterwegs. SOS Software Service in Augsburg ist ihr hiesiger Distributor. Vor wenigen Wochen wurde in Sankt Augustin in Deutschland ein eigenes Büro eröffnet.
Pivot3 sucht Channel-Partner in Deutschland
Pivot3 ist eigentlich kein Startup mehr, das Unternehmen gibt es schon rund zehn Jahre lang. Aber mit der »vStac VDI«-Appliance geht man erstmals ins breitere Storage-Geschäft. Bislang konfigurierte Pivot3 ganz branchenspezifische Storage-Systeme für Video-Überwachungsbranche. Die neue Appliance wird als Scale-out-Plattform positioniert, die vor allem in virtualisierten IT-Umgebungen bis zu 40 Prozent weniger Hardware/Software-Kosten verursacht als vergleichbare Storage-Server, und dazu noch 20 Prozent weniger Energie und 20 Prozent weniger Rack-Space verbraucht. Drei bis acht Appliances sind stapelbar und zentral verwaltbar – Erweiterungen sind also extrem einfach durchzuführen.
»CrashPlan« konkurriert heftig mit »Mozy« von EMC
Cloud-Storage für Backup-Zwecke ist das Ziel von codefortytwo software mit ihrer Offerte »CrashPlan«. Den Online-Backup-Speicher gibt es in den Versionen »Plus« für Heimanwender/Consumer, »Pro« für KMUs, und »ProE« für Enterprise-Organisationen. Crashplan konkurriert damit natürlich in erster Linie mit »Mozy« von EMC. Allerdings mit einem Design-Unterschied: Mozy richtete sich zunächst an den Consumer, und setzte nach der Übernahme durch EMC eine Version für Business-Anwender auf. Crashplan wurde dagegen zunächst von Grund auf für Unternehmen entwickelt, eine Consumer-Version wurde aus Marketinggründen hinterher geschoben.
Und deswegen glaubt Mike Evangelist, Vice President Marketing von Codefortytwo, dass man bei professionellen Administratoren einen besseren Stand habe: »Für Administratoren ist alles sehr transparent und konfigurierbar.« Vor allem die Automatikfunktionen kämen sehr gut an. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 75 Mitarbeiter, machte zuletzt rund 15 Millionen US-Dollar Umsatz, und ist laut Evangelist profitabel: »Wir wachsen derzeit extrem schnell.« Die Anwender begeistere gerade ein Angebot, bei dem man für 5 US-Dollar pro Monat pro PC unlimitierten Speicherplatz erhält.