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Hitachi Vantara: »Wir sind wieder eine Storage-Company«

Interview mit Octavian Tanase, CPO bei Hitachi VantaraEs war still geworden um Hitachi Vantara, mit der Konzentration auf wenige Großprojekte verlor der Hersteller seine Sichtbarkeit in der Breite. Dies soll sich nun grundlegend ändern: Chief Product Officer Octavian Tanase erklärt im Gespräch mit speichguide.de, wie sich das Unternehmen mit einer Re-Fokussierung auf Storage neu aufstellt und wo es mit KI hingeht.

Als Anbieter von Storage-Technologien hat Hitachi durchaus eine lange Geschichte: Die begann richtig 1989, als der japanische Konzern mit der Gründung von Hitachi Data Systems (HDS) den Grundstein für seine spätere Rolle als Anbieter einer breiten Palette von Speicher-Technologien – von der Festplatte bis zu kompletten Enterprise-Systemen – legte.

Zunächst bot HDS Lösungen für Großrechner an, später erweiterte es das Angebot auf Speicherlösungen für Unternehmen generell. Mit dem Wachstum der Branche in den 1990er- und den frühen 2000er-Jahren wuchs auch HDS – und konnte die Entwicklung mitbestimmen. Zu den Errungenschaften zählten etwa das Freedom-Storage-System, eine der ersten Enterprise-Speicherplattformen für Mainframes und große Unternehmens-Anwendungen, die Speicher der Reihe Lightning 9900, die sich durch ihre Leistungsfähigkeit und die Fähigkeit auszeichnete, (damals) große Datenmengen von bis zu 37 TByte in Rechenzentren zu verwalten oder die Universal Storage Platform (USP), die 2004 mit dem neuen Konzept der Virtualisierung von Speicher-Ressourcen und Speicher-Pools über heterogene Infrastrukturen hinweg für Aufsehen sorgte. 2010 kam dann die Virtual Storage Platform (VSP) auf den Markt, mit der der Hersteller ein 100-prozentiges Verfügbarkeitsversprechen für Daten abgab.

Durch den Kauf der Festplattensparte von IBM trat Hitachi 2003 auch in diesen Markt ein. Die Serien Deskstar und Travelstar führte Hitachi weiter und profitierte in den folgenden Jahren von der Zunahme an PCs und Notebooks. Aber auch durch eigene Entwicklungen sicherte sich der Konzern einen festen Platz im Markt – etwa 2007, als Hitachi mit der Deskstar 7K1000 die erste 1-TByte-Festplatte vorstellte. Mit der Ultrastar-Reihe hatte HDS auch in Servern und Rechenzentren einen festen Platz – bis es seine Festplattensparte, die damals Hitachi Global Storage Technologies (HGST) hieß, 2021 an Western Digital verkaufte.

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Hitachi Vantara auf dem Weg zur Daten-Company

Bereits in den Jahren zuvor hatte der Gesamtkonzern begonnen, sich umzubauen: 2017 wurde HDS mit 2017 Pentaho (einem zuvor erworbenen Spezialisten für Datenintegration und Analyse), sowie der Hitachi Insight Group (die sich IoT konzentrierte) zu Hitachi Vantara zusammengeführt. Damit rückte der Fokus weg von der Datenspeicherung hin zur Unterstützung bei der Datenverarbeitung, der digitalen Transformation und großen IoT-Projekten. Kunden dafür waren etwa die Stadtverwaltung von Las Vegas für eine Smart-City-Initiative, der Aufzugs- und Fahrtreppenhersteller Schindler sowie die Canadian Pacific Railway für eine Plattformen für Predictive-Maintenance und der Flughafen in Dubai für den Betrieb.

Zwar bot auch Hitachi Vantara nach wie vor physische Speichersysteme an, aber der Schwerpunkte rückte auf software-basierte Lösungen, die beim Umgang mit sehr großen Datenmengen in Unternehmen helfen. Ein Beispiel dafür ist die Hitachi Content Platform (HCP), die es Unternehmen ermöglichen soll, unstrukturierte Daten zu speichern, zu verwalten und zu analysieren.

Mit der starken Ausrichtung auf große, langwierige und anspruchsvolle Kundenprojekte und der Unterstützung der Kunden bei Planung, Durchführung und Betrieb entstanden zwar sehr enge Kundenbeziehungen, allerdings litt die Sichtbarkeit am Markt sowie die Präsenz in der Breite. Auch die Zusammenarbeit mit Technologiepartnern und Dienstleistern litt unter der starken, eigenen Service-Sparte sowie dem Anspruch, alles aus einer Hand zu liefern.

Das neue Hitachi Vantara

Octavian Tanase, Hitachi VantaraOctavian Tanase, Hitachi VantaraMit mehrere, tiefgreifenden Maßnahmen will das Unternehmen das nun ändern. »Wir haben eine umfassende Reform eingeleitet, um uns wieder auf Storage zu fokussieren«, sagt Octavian Tanase, Chief Product Officer bei Hitachi Vantara, im Interview mit speicherguide.de. »Auch der Services-Bereich wurde abgeschafft. Hier setzen wir jetzt auf Co-Innovation mit Partnern.«

Die Veränderungen werden seit Beginn des neuen Geschäftsjahrs Anfang April nach und nach vorgestellt. Auftakt war die Plattform VSP One (Virtual Storage Platform One). Deren Ziel ist es, eine Hybrid-Cloud-Plattform zu schaffen, die sowohl die Daten-Aspekte als auch die Storage-Aspekte abdeckt.

Diese Strategie fußt laut Tanase auf drei Säulen: »Erstens ist das Storage für geschäftskritische Applikationen, zweitens bauen wir Storage und Lösungen für die Hybrid Cloud und drittens fokussieren wir uns auf KI und darauf, unstrukturierte Daten produktiv zu machen und für die Nutzung mit KI vorzubereiten.«

Mit engen Partnerschaften zum Erfolg

Die KI-Nutzung in Firmen soll das Angebot Hitachi IQ unterstützen. Dazu hat Hitachi Vantara eine Partnerschaft mit Nvidia geschlossen. Selbst steuert es unter anderem sein Dateisystem Hitachi Content Software for File (HCSF) bei. Aber auch andere Partnerschaften, etwa mit Cisco Systems, sowie mit anderen Server-Herstellern und Netzwerk-Anbietern (insbesondere Brocade/Broadcom) und sollen helfen, das Angebot abzurunden. Wobei Tanase die Zusammenarbeit mit Cisco besonders hervorhebt: Das sei ein »natürlicher Partner« für Hitachi Vantara, weil man sich so gut wie gar nicht überlappe, aber eigentlich überall ergänze.

»Best-of-Breed-Storage reicht heute nicht mehr aus«, begründet Tanase diese Partnerschaften. »Kunden wollen integrierte Lösungen. Deshalb muss man mit Firmen Partnerschaften eingehen, die da eine wichtige Rolle spielen, wo Kunden einen zusätzlichen Bedarf haben, etwa bei Data-Protection oder Backup.« In dem Bereich unterhält Hitachi Vantara etwa Technologie-Partnerschaften mit Commvault, Veeam und Veritas.

Die Zeit der Einzelkämpfer sei vorbei, sagt Tanase: »Es ist der bessere Weg, Innovationen auszuliefern, wenn man die im Ökosystem anbietet. Integrierte Lösungen helfen auch beim Go-to-Market. Man muss dazu mit seinen Produkten nicht auf der Preisliste des jeweils anderen stehen. Aber man kann sich sehr gut im Channel treffen und mit gemeinsamen Vertriebspartnern gemeinsame Erfolge erzielen.«

Ein Beispiel, wie das aussehen kann, nennt Tanase mit Cisco. Da gibt es eine sogenannte »validierte Architektur«. Halten Kunden sich an diese, erhalten sie Support von allen beteiligten Firmen. »Sich im Channel zu treffen und validierte Architekturen anzubieten ist ein sehr guter Weg«, sagt Tanase. Dazu müsse natürlich der Storage-Part – die unverzichtbare Grundlage – schon sehr gut sein, »aber die Wertschätzung kommt durch die Innovation, die auf der Grundlage möglich ist«, berichtet der Manager.

KI wandert On-Premises

Mit der neuen Aufstellung will Hitachi Vantara auch von den erwarteten Technologie-Trends profitieren. Einer ist Tanase besonders wichtig: »KI wird künftig viel häufiger On-Premises stattfinden«, betont er. »Hybrid-Cloud ist bei KI das Design-Muster der Zukunft. Insbesondere in regulierten Branchen, in denen Hitachi Vantara besonders stark vertreten ist, werden Firmen ihre KI-Modelle in der Cloud trainieren, dann aber On-Premises nutzen.«

Generative KI könne zwar helfen, die Produktivität zu erhöhen, aber generische Modelle in der Cloud seine für spezifische Anwendungsfälle nicht so effektiv. »Firmen werden daher vortrainierte Modelle nehmen, anpassen und lokal ausführen«, ist Tanase überzeugt.

Als Beispiele nennt er etwa den Einsatz im Gesundheitswesen. Da sei Maschinenlernen zur Unterstützung bei Diagnosen bereits gut etabliert. In Kombination mit GenAI ließen sich aber noch viele zusätzliche Datensätze einbeziehen oder auch die Interaktion verbessern.


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