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Overland Storage übernimmt jetzt doch Tandberg Data

So etwas gibt sehr selten: Eine Übernahme, die nicht von Visionen des Managements der beteiligten Unternehmen geleitet ist, sondern von Großinvestoren bei den beiden beteiligten Akteure. Als Fakt steht zunächst mal fest: Overland Storage möchte den Konkurrenten Tandberg Data übernehmen. Angeschoben hat indes den Deal die Finanzgesellschaft Cyrus Capital, die Muttergesellschaft von Tandberg, und zugleich Großaktionär bei Overland.

Bereits seit Februar dieses Jahres drängte Cyrus das Overland-Management, ein Angebot für Tandberg abzugeben. Doch dort zierte man sich. Schließlich machte Cyrus im Mai das Vorhaben im Rahmen eines bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Papiers öffentlich. Hintergrund: Das Overland-Management endlich zum Handeln zu zwingen. Erste Ergebnisse sollten bereits wenigen Wochen danach vorliegen.

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Tandberg-CEO Patrick Clarke wird wohl gehen

Doch wie sich nun zeigte, zierte sich das Overland-Management vehement – es dauerte fast ein halbes Jahr, bis man nun das öffentliche Angebot für Tandberg abgab. Das jetzige Abkommen ist ein reiner Non-Cash-Deal. Es sieht vor, dass Tandberg-Aktionäre zu 100 Prozent in Overland-Aktien ausbezahlt werden, die teilweise erst neu ausgegeben werden. Cyrus wandelt ungefähr 81 Prozent ihrer jetzigen Overland-Schuldscheine in Overland-Aktien zu einem Preis von 1,30 US-Dollar je Aktie um; das liegt deutlich über dem aktuellen Kurs von 0,90 US-Dollar, und soll wohl zeigen, dass man die Zukunft des neuen Unternehmens glaubt.

Weitere Eckdaten sind, dass Overland-CEO Eric Kelly als President und CEO der kombinierten Firma weiter an Board bleibt. Kurt Kalbfleisch wird weiterhin CFO bleiben, und Randy Gast von Overland rückt in die neue Position des COO auf. Über die Zukunft von Patrick Clarke, CEO von Tandberg, wird in der Pressemitteilung nichts mitgeteilt – wohl ein deutlicher Hinweis darauf, dass er nach der Transaktion vermutlich ausscheiden wird.

In der neu entstehenden Firma wird Tandberg dann zu einer 100-prozentigen Tochter von Overland. Tandberg setzte laut Overland-Pressemitteilung im letzten Geschäftsjahr (endete 30. Juni 2013) rund 60 Millionen US-Dollar um. Laut Kelly sei die kombinierte Firma für Umsätze von über 100 Millionen US-Dollar gut.

Überlappungen und Unterschiede

Beide Unternehmen – Overland und Tandberg – sind in sehr ähnlichen Storage-Geschäftszweigen unterwegs. Beide waren früher mal reine Tape-Firmen, und fuhren noch vor wenigen Jahren dreistellige Umsatzzahlen ein, verloren aber Umsätze mit dem Rückgang des Tape-Geschäfts. Beide erweiterten zwischenzeitlich ihr Geschäft mit NAS- und RAID-Systemen. Beide Unternehmen setzen überdies auf die RDX-Wechselfestplattentechnologie. Während Overland alle Systeme von OEMs bezieht, blickt Tandberg auf eine eigene Fertigungsniederlassung in China. Overland ist als US-Firma zwangsläufig stärker auf dem US-Markt unterwegs, während Tandberg mit Hauptquartier in Dortmund eine stärkere Präsenz in Europa aufweist.

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