Vmware optimiert Cloud, KI, Edge…und sogar Speicher
Multi-Cloud, künstliche Intelligenz (KI) und Edge unter der Prämisse der »Enterprise Sovereignty« bringt VMware auf den Laufsteg seiner neuen Herbstkollektion an Neuerungen. Vmwares Cloud- und Edge-Lösungen erhalten Aktualisierungen, Weiterentwicklungen und die Unterstützung gewichtiger Technologiepartner, darunter Dell, Intel, Nvidia und Lenovo. Wir schwenken den Scheinwerfer aber auch auf die Speicher-nahen Neuigkeiten. vSphere erhält ein Update mit NVMe/TCP-Unterstützung und Optane-Snapshots. Zudem treibt Vmware das Projekt »Capitola« voran, das zukünftig Software-defined Memory hervorbringen soll.
Multi-Cloud- und Edge-Computing dürfen derzeit im Vermarktungsjargon unterschiedlichster Hersteller nicht fehlen, allen voran HPE, Dell, Intel oder auch NetApp mit seiner eigenen Begrifflichkeit der »Data Fabric«. Dabei stellen die Marktforscher von IDC fest, dass in Deutschland die Multi-Cloud im Gegensatz zur hybriden Cloud bei Anwendern weniger Freunde findet, als die Hersteller suggerieren (speicherguide.de berichtete).
Dessen ungeachtet setzt Vmware den Schwerpunkt seiner herbstlichen Informationsoffensive vor, während und nach der Online-Hausmesse Vmworld Anfang Oktober genau in diese Richtung. Multi-Cloud, Künstliche Intelligenz und das Computing am Netwerkrand (Edge) rücken in den Mittelpunkt. Neue Tools und Services sollen dazu beitragen, komplexe Infrastrukturen zwischen Core, Edge und Cloud effizient und (künstlich) intellgent zu betreiben.
Multi-Cloud für Unternehmens-Souveränität
Dabei sollen Unternehmen Entscheidungshoheit ohne technologische Einschränkung erfahren können. Dazu postuliert Vmware die »Enterprise Sovereignty« als strategisches Ziel seiner Weiterentwicklungen..
Raghu Raghuram, CEO von Vmware (Foto:Vmware)»Multi-Cloud ist das digitale Geschäftsmodell für die nächsten 20 Jahre, in denen sich ganze Branchen neu erfinden werden«, sagt Raghu Raghuram, Chief Executive Officer von Vmware. »Es geht nicht mehr um einen Cloud First-Ansatz, sondern um Cloud Smart. Unternehmen sollten die Freiheit haben, die am besten geeignete Cloud auf Grundlage ihrer strategischen Geschäftsziele zu wählen. Mit unserem Cloud-agnostischen Ansatz sind wir einzigartig positioniert, um unsere Kunden dort abzuholen, wo sie sind, und sie dorthin zu bringen, wo sie hinwollen. Wir geben jedem Unternehmen die Möglichkeit, seine Innovationen zu beschleunigen und seine Ziele in der Multi-Cloud-Ära selbst in die Hand zu nehmen.«
Die Cross-Cloud-Services von Vmware versprechen einen hohen Freiheitsgrad in Bezug auf Plattform und Nutzung unterschiedlicher Clouds. (Bild: Vmware)Mit der Vmware Sovereign Cloud-Initiative sollen geo-spezifische Anforderungen in den Bereichen Datenhoheit und rechtliche Kontrolle, Datenzugriff und -integrität, Datensicherheit und Compliance, Datenunabhängigkeit und Mobilität sowie Datenanalyse umgesetzt werden- Zu den Cloud-Unterstützern der Initiative zählen UKCloud, OVHcloud, AUCloud, Datacom, NxtGen, Noovle, Telefonica, TietoEvry, Telmex und ThinkOn.
Smarter in die Multi-Cloud-Ära
Konkret vorgestellt wurde zuletzt der Vmware Edge Compute Stack. Er integriert VM- und Container-Technologie, um es Unternehmen zu ermöglichen, Edge-native Anwendungen auszurollen, zu konfigurieren und zu betreiben. Der Stack ist als Standard-, Advanced und Enterprise-Paket verfügbar.
Vmware SASE (Secure Access Service Edge) kombiniert Sicherungsstrategien aus der Cloud mit Zero Trust-Netzwerk- und Edge-Zugang. Die Funktionen werden sowohl am Near- als auch am Far-Edge-Standort über ein globales Netzwerk von Points of Presence (PoPs) as-a-Service bereitgestellt.
Die Vmware Telco Cloud Platform entspringt der Kooperation mit einigen der größten Kommunikationsdienstleistern und soll gesichterte Services an die Edge befördern – über 4G/5G- bis zu Radio Access Network (RAN)-Standards.
Vmware Cloud on AWS Outposts
Vmware Cloud on AWS Outposts soll es Kunden ermöglichen, Cloud-Infrstrukturen im Rechenzentrum oder der Edge über die Hyperscale-Welt von Amazon optimiert zu verbinden, zu betreiben und zu verwalten. Mehr als 200 AWS-Services sollen für Vmware-Infrastrkturen zugänglich gemacht werden. Verfügbar wird der Service vermutlich noch in diesem Jahr (Achtung: Offiziell annonciert wurde etwas verwirrend das dritte Finanzquartal 2022, das schon am 31. Oktober 2021 endet).
Managed Kubernetes-Services für Entwickler
Desweiteren wurde der Vmware Marketplace erweitert. Dort findet sich ein Service-Katalog aus Vmware-eigenen Services, Open-Source-Software (auf Basis von Bitnami) und ISV-Lösungen, um die Beschaffung und Implementierung zu vereinfachen. Ferner kündigte Vmware auch neue Managed-Kubernetes-Services an. Mit diesen Tools könnten Kunden die Modernisierung ihrer Applikationen beschleunigen. Die neuen Services ergänzen das Angebot Tanzu, VMwares eigene Implementierung einer Kubernetes-Plattform für die Cloud.
Ferner kündigte Vmware neue Managed-Kubernetes-Services an. Die neuen Services ergänzen das bestehende Tanzu-Angebot. App-Anbieter können nun vorab getestete Produktionspfade für Entwickler erstellen, die Kubernetes-Ressourcen und bestehende Tool-Chains integrieren.
Zusätzlich wird das Tanzu-Angebot um die Tanzu Community Edition zum Informationsaustausch sowie eine kostenlose Version von Tanzu Mission Control erweitert. Diese Multi-Cloud- und Multi-Cluster-Kubernetes-Managementlösung ist als SaaS (Software-as-a-Service) verfügbar und verwaltet unter anderem Kubernetes-Cluster und Kubernetes-basierte Container-Anwendungen.
Zusammenarbeit mit Dell, Nvidia und Lenovo
Rund um die Ankündigungen des Herstellers baut sich Vmware ein Eco-System aus Technologie-Partnern, um seine Cloud- und Edge-Lösungen in den Markt zu bringen.
Eine Initiative beschäftigt sich mit der Integration der Vmware-Cloud in die APEX Cloud Services von Dell für einen sicheren und konsistenten Betrieb in Multi-Cloud-Umgebungen. Das neue Infrastructure-as-a-Service-Angebot (IaaS) gibt Unternehmen die Möglichkeit, Workloads über mehrere Cloud-Umgebungen hinweg über vorkonfigurierte Instanzen zu verteilen und Ressourcen schnell zu skalieren. Derzeit befindet sich das Angebot noch in der Preview-Phase. Ebenso wurde der Vmware Edge Compute Stack in die Dell EMC VxRail D-Serie integriert, um Edge-Bereitstellungen über die Cloud zu automatisieren und optimieren.
Dell, Vmware und Nvidia arbeiten an einer End-to-End-KI-Lösung (Quelle: Nvidia)Dell, Vmware und Nvidia arbeiten darüber hinaus an der laut Anbieter branchenweit ersten End-to-End-KI-Lösung. Diese soll auf Dell Technologies Validated Design for AI sowie Nvidia AI Enterprise basieren. Das Tool soll die Bereitstellung, Verwaltung und Skalierung von KI-Workloads in Hybrid-Cloud um bis zu 20 Prozent beschleunigen. Validated Design for AI ist auf Dell EMC VxRail, Powerscale und Powerswitch verfügbar.
»Nvidia AI Enterprise« ist eine Cloud-native KI- und Datenanalysesoftware, die für die Ausführung auf »Vmware vSphere« mit Nvidia-zertifizierten Systemen unterstützt wird. (Bild: Nvidia)
Lenovo wiederum nimmt am Nvidia Early Access-Programm im Rahmen von Vmwares »Project Monterey« teil. Ziel ist es, die Leistung, Verwaltbarkeit und Sicherheit von Unternehmensrechenzentren durch die neuesten Netzwerktechnologien wie etwa die Bluefield-DPUs (Data Processing Unit) von Nvidia zu optimieren. Lenovo stimmt dafür seine Thinkagil VX- sowie Thinksystem-Knoten entsprechend ab.
Lenovo und Vmware arbeiten darüber hinaus bei der Entwicklung einer gemeinsamen Edge-Cloud-Plattform zusammen. Dazu wird der Vmware Edge Compute-Stack auf Lenovo Thinksystem SE350-Servern als vorinstalliertes System gepackt.
Zukunftsmusik in Projekt-Formaten
Einblicke in die mögliche Zukunft gewährt Vmware im Rahmen eines Presse-Roundtables. Das Projekt »Arctic« beispielsweise soll Cross-Cloud-Services entwickeln, um Kunden »smarter« in die Multi-Cloud-Ära zu begleiten. Primär geht es darum, Cloud-Konnektivität nativ in vShpere zu verankern und über vCenter zu steuern.
»Cascade« soll die Bedürfnisse von Entwicklern und DevOps-Experten mit einer auf Kubernetes basierenden API erfüllen. Die Tech-Preview liefert eine gemeinsame Schnittstelle für die Nutzung von Infrastruktur (IaaS) und Containern (CaaS) as-a-Service. Unter dem Projektnamen »Ensemble« entwickelt Vmware eine einheitliche Steuerungsebene und Ansicht für alle vRealize Cloud Management Services.
»Capitola« für Software-defined Memory
In der Flut von Neuerungen geht ein besonderes Vorhaben beinahe unter: Vmware verfolgt mit dem »Project Capitola« die Entwicklung eines Software-defined Memory. Dabei handelt es sich um eine Software-Implementierung, die eine Speicherschicht über physischen Arbeitsspeichern wie DRAM, RDMA-over-Ethernet (RoCE), CXL-attached Optane Persistent Memory (DIMM), PMEM, aber auch NVMe SSD und andere zukünftige Technologien bildet.
Vmware arbeitet im Projekt Capitola an der Entwicklung eines Software-defined Memory-Layers (Quelle: Vmware)Vmware entwickelt diese Technologie auf Basis seiner vSphere-Software, um verschiedene Arten von Arbeitsspeicher in einer einzigen logischen Schicht zu virtualisieren, sodass Anwendungen transparent auf mehr Speicher zugreifen können, als im physischen Host-Server vorhanden ist, ohne dass auf unterschiedliche Codierung acht gegeben werden müsse. Arbeitsspeicher wird nach einem Verbrauchsmodell konsumiert.
Im diesem Projekt arbeitet Vmware mit Speicheranbietern wie Samsung, Micron und Intel, mit Server-Anbietern wie Cisco, Dell, HPE und Lenovo sowie mit Dienstleistern wie Equinix.
Dan Hanson, CTO von Cisco, kommentiert: »Wir freuen uns, mit Vmware beim Project Capitola zusammenzuarbeiten, um die Hybrid-Cloud-Vision, die wir mit UCS, HyperFlex und Intersight haben, weiter zu verbessern, indem wir dieses Software-definierte Speichermanagement in unser Lösungsangebot aufnehmen.«
»Project Capitola kann neue Ebenen des Speicherzugriffs für datenhungrige Anwendungen bieten und es Kunden ermöglichen, die Lösungsleistung und Leistung pro Dollar zu optimieren«, sagt dazu Ryan Baxter, Senior Director des Datacenter-Segments bei Micron.
Laut Vmware ist allerdings Intel der führende Partner. Capitola könnte also möglicherweise in einer ersten Phase mit Xeon-Prozessoren und persistentem Optane-Speicher auf den Markt kommen.
NVMe/TCP und Optane-Snapshots
vSphere 7 Update 3 liefert Analysedaten und Performance-Tuning-Möglichkeiten. (Quelle: Vmware)Sowohl vSphere 7 als auch vSAN 7 mit dem neuen Update 3 unterstützen NVMe-over-Fabrics (NVMe-oF) über TCP/IP-Verbindungen (NVMe/TCP). NVMe/TCP ist die nicht ganz so performante, dafür um ein Vielfaches günstigere Variante etwa zu NVMe-oF RoCE, welches für den Netzwerk-Zugriff auf externe NVMe-Ressourcen zusätzliche Ethernet-Ports und Verkabelungen benötigt. Eine Migration wird so in iSCSI-Infrastrukturen massiv vereinfacht, ohne das große Leistungseinbußen auftreten.
Vmware-Eigentümer Dell unterstützt NVMe/TCP bereits in seiner SmartFabric Storage-Software. Aber auch Anbieter wie NetApp, Lightbits, Toshiba, Infinidat, Mellanox und Pavilion sind auf den NVMe/TCP-Wagen aufgesprungen. Sollten IBM und HPE dies auch tun, dürfte sich die Technologie zu einem neuen Standard mausern.
Darüber hinaus unterstützen vSPhere und vSAN Snapshots mit dem Update 3 des persistenten Intel-Memory Optane (DIMMs).
Vsphere 7 Update 3 und Kubernetes
Weitere Verbesserungen mit dem Update 3 für Vsphere und vSAN 7 betreffen die Cloud-native Anwendungsentwicklung und Bereitstellung:
• Vsphere VM Service-Unterstützung für vGPUs: Mithilfe des VM-Service über die Kubernetes-API können Entwickler VMs bereitstellen, die zugrunde liegende GPU-Hardwareressourcen nutzen.
• Vereinfachte Einrichtung von vSphere mit Tanzu: Schnellere und einfachere Einrichtung von Netzwerken mit weniger Schritten und Eingaben.
• vSAN Stretched-Cluster für Kubernetes-Workloads: Benutzer können einen vSAN-Cluster von einem Standort auf zwei Standorte erweitern, um eine höhere Verfügbarkeit und einen Standort-übergreifenden Lastenausgleich zu bewerkstelligen. Vmware unterstützt dabei Kubernetes-Workloads in einer ausgedehnten Cluster-Infrastruktur.
• Unterstützung für Kubernetes-Topologie in vSAN. Ermöglicht Kubernetes, die zugrunde liegende Topologie einzusehen und die Datenplatzierung über Availability Zones (AZs) hinweg zu verwalten, um die Verfügbarkeit im Falle eines geplanten oder ungeplanten Ausfalls sicherzustellen.
Das Update soll laut Anbieter außerdem vereinfachte Abläufe und eine bessere Ausfallsicherheit und Sicherheit von vSAN bieten.
Sowohl Vsphere 7 Update 3 als auch vSAN 7 Update 3 werden wiederum bis Ende des dritten Geschäftsquartals (also bis 29. Oktober 2021) verfügbar sein.