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Online-Veranstaltungen müssen digital gedacht werden

Online-Veranstaltungen haben, unbestritten, großes Potenzial. Allerdings müssen sie digital gedacht werden. Bekannte Offline-Formate einfach nur zu digitalisieren ist nicht die Lösung. Auch gilt es zu vermeiden, die Schwächen der Online- mit denen der Offline-Welt zu kombinieren. Auch wenn das Aufsetzen eines Online-Kongresses zunächst relativ einfach ist, entscheidend sind die Inhalte. Hier muss man sich bedeutend mehr Mühe geben als zuvor, dann können allerdings auch kleine Anbieter und Quereinsteiger profitieren. Für die Teilnehmer hat es so oder so Vorteile.


sgTalk #04: Online-Veranstaltungen müssen digital gedacht werdensgTalk #04: Online-Veranstaltungen müssen digital gedacht werdenDie Diskussion ist nicht neu, Veranstaltungen stehen schon länger auf dem Prüfstand. Zuerst ging es den großen Messen an den »Kragen« und immer wieder maulten IT-Profis über die Sinnhaftigkeit einer Roadshow, Konferenz oder dergleichen zu besuchen. Meist warteten ja doch nur Powerpoint-Präsentationen und viel Marketing auf die Besucher. Nicht immer, aber oft genug bzw. zu oft. Nachdem nun, dank Corona, keine Präsenzveranstaltungen mehr stattfinden können, verlagert sich erstmal alles in Richtung online.

»Wenn man es richtig aufsetzt, funktionieren Veranstaltungen online richtig gut«, weiß Andreas Raum, Branchenkenner und Geschäftsführer von Freyraum Marketing. »Allerdings müssen die Inhalte, die vermittelt werden sollen, deutlich besser vorbereitet und ausgearbeitet sein, als bei normalen Präsenzveranstaltungen. Zudem muss man eine Interaktion mit den Teilnehmern herstellen. Das Networking war bisher immer entscheidend, auch wenn wir wenig neue Inhalte erfahren haben, konnte ein Event trotzdem erfolgreich sein, weil wir dort interessante Gespräche geführt bzw. Leute getroffen haben.«

Online werde dagegen eine »Butterfahrt« nicht funktionieren, wenn die Teilnehmer nicht zufrieden sind, klicken sie sich raus und kommen auch nicht zurück. Marketingprofi Raum zufolge könnten sogenannte Breakout-Räume durchaus helfen, eine Art Networking nachzustellen und online eine Gesprächskultur zu etablieren.



Online-Veranstaltungen müssen anders sein

Kerstin Mende-Stief, speicherguide.de & Storage-ForumKerstin Mende-Stief, speicherguide.de & Storage-ForumDies sieht auch Kerstin Mende-Stief, Veranstalterin des Storage-Forum so. Ursprünglich war die nächste Konferenz erst für das Frühjahr 2021 geplant. Aufgrund der Entwicklungen findet der Event künftig online statt: »Wir planen nun eine reine digitale Veranstaltung und glauben auch fest daran, dass in online die Zukunft liegt. Wenn es nach mir geht, müssen wir nicht zurück zu einem physischen Format.«

Das Hauptaugenmerk des Storage-Forum liegt auf der Wissensvermittlung und dem Networking. Die Wahl der endgültigen Plattform ist noch nicht gefallen, aber es soll beispielsweise einen Lounge-Bereich geben, die Möglichkeit für One-on-Ones und Breakout-Sessions. Die Konferenz ist zwar auf den 13. bis 15. Oktober 2020 terminiert, die Teilnehmer haben aber langfristig die Möglichkeit die Vorträge zu konsumieren. Auch ist kein 9-to-5 geplant, mit stundenlangen Vorträgen am Stück, sondern eine flexible Agenda, zumal Sprecher aus allen Kontinenten dabei sein sollen.

Wichtig werde sein, dass alle verstehen, dass man eine Präsenzveranstaltung nicht 1:1 in ein digitales Format übersetzen kann. Letztendlich müssten die Teilnehmer das Angebot aber auch annehmen und sich selbst aktiv beteiligen.

Sponsoren benötigen auch bei virtuellen Events einen Gegenwert

Hannes Heckel, Fast LTAHannes Heckel, Fast LTAHannes Heckel, Director Marketing bei FAST LTA, ist skeptisch gegenüber virtuellen Räumen: »Das ist eigentlich etwas, was wir online dann nicht mehr brauchen. Wir waren nun schon bei einigen virtuellen Konferenzen mit dabei, die ich zwischen sehr gut und deutlich übers Ziel hinaus bewerten würde. Meiner Ansicht nach, denken die Veranstalter noch nicht digital genug. Noch wird zu viel nach dem gelernten Schema umgesetzt.«

Heckel sieht generell zwei Probleme: Man wisse nicht, ob die Teilnehmer tatsächlich dabei sind. Ein linearer Vortrag könne nur die Rahmenhandlung sein. Zudem bleibt die Währung für den Hersteller ein Lead. »Wenn ich kein Lead mitnehme, hat sich die Veranstaltung für mich nicht gelohnt«, formuliert Heckel die Erwartungshaltung, stellvertretend für alle Sponsoren. »Auch möchten wir schon über unsere Themen und Produkte sprechen. Es ist schön, wenn sich die Teilnehmer ihre Themen raussuchen können, aber wenn wir dafür bezahlen, benötigen wir auch einen Gegenwert.«

Veranstaltungen: Der Anspruch steigt

Andreas Raum, Freyraum MarketingAndreas Raum, Freyraum MarketingBisher beschränkten sich Online-Veranstaltungen vor allem auf Webinare, die auch regen Zuspruch hatten. Daher liegt die Vermutung nahe, dass auch Online-Kongresse funktionieren könnten. »Im Prinzip ist es egal, wie das Format genau aussieht, solange der Inhalt stimmt«, meint Raum. »Die Zuschauer lernen schnell, im selben Maße steigen aber auch die Ansprüche.«

Eine Präsenzveranstaltung zu organisieren ist mit einigem Aufwand verbunden, inklusive möglichst viele Teilnehmer dafür zu begeistern. Eine Online-Veranstaltung lässt sich dagegen mit überschaubaren Mitteln aufsetzen, angefangen bei einer Zoom-Session, wie es die speicherguide.de-Redaktion macht, bis hin zu Facebook-Live oder YouTube-Live. Auch hier ist es nicht einfach Teilnehmer anzulocken, aber die Hemmschwelle ist etwas niedriger, weil man sich ja nicht fortbewegen muss. Genauso so schnell sind die Teilnehmer aber auch wieder weg, wenn es für sie nicht passt.

Bei unserem sgTalk #04 gab es diesmal eine Verzögerung von zirka zehn Minuten. In der Zeit haben wir drei Besucher verloren, die auch nicht wieder zurückkamen. Es gilt daher, seine Zuschauer zu beschäftigen und zu unterhalten. Allerdings ist der Faktor Live nur die halbe Wahrheit. Hier müssen vor allem Hersteller und Sponsoren noch dazulernen, denn die Klickzahlen erreichen wir in der speicherguide.de-Redaktion immer mit den Aufzeichnungen. Wir kennen das, im Webinar sind live zehn Teilnehmer dabei und der beteiligte Hersteller ist unzufrieden, dass binnen zwei Wochen die Aufzeichnung dann 90 weitere Zuschauer hatte, interessiert nicht.

Egal wie das Online-Format aussieht, die Leute werden es vor allem nichtlinear konsumieren wollen. Wer live dabei ist, kann Fragen stellen und sich einbringen und wer klug ist, hat eventuell Angebote parat, die den Live-Teilnehmern einen Vorteil bieten. Die Inhalte selbst sind und sollten auch darüber hinaus Gültigkeit haben.

Online als Chance für kleine Anbieter

Über online haben nun auch kleinere Anbieter die Möglichkeit sich zu profilieren. Selbst einem Ein-Mann-Betrieb ist es möglich eine spannende Online-Konferenz zusammenzustellen und damit überregional erfolgreich zu sein. Bisher waren Veranstaltungen ein relativ aufwendiges Gebilde von großen Anbietern oder auf Veranstaltungen spezialisierten Unternehmen.

Wir sehen uns selbst als passendes Beispiel. Als wir mit dem Online-Magazin speicherguide.de 2003 an den Start gingen, kamen Presseerzeugnisse nahezu ausschließlich aus einem Verlagshaus. Und selbst kleine Verlage waren kleine Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern. Dass sich zwei, drei Redakteure mit einem eigenen Medium selbstständig machten, galt in diesen Kreisen, als vollkommen verrücktes Unterfangen.

»So lange nicht die Schwächen von online mit den Schwächen von offline kombiniert werden, ist das Potenzial wirklich riesig«, unterstreicht Raum, auch bzw. vor allem für kleinere Anbieter. Wir sehen hier auch User-Groups, die sich ihre Chats und kleine Meetings selbst organisieren.

Das Ende von Präsenzveranstaltungen bedeutet der Trend zu online allerdings nicht. Gerade jetzt, nach Wochen im Home-Office, wären viele froh, wenn sie ihre Kollegen wieder im Büro treffen könnten oder endlich wieder etwas außerhalb der eigenen vier Wände stattfinden könnte. Bei allen Vorteilen die online mitbringt, der Networking-Faktor und Live-Charakter vor Ort lässt sich nicht digitalisieren.

Aufzeichnung: Storage/IT-Veranstaltungen – künftig nur noch online?

In der speicherguide.de-Talkrunde diskutieren wir ausführlich über die Zukunft von Veranstaltungen. Treffen wir uns künftig nur noch online? Können Online-Konferenzen überhaupt ein adäquater Ersatz sein?

Mit dabei sind die Macher des Storage-Forum, Kerstin Mende-Stief und Wolfgang Stief, Branchenkenner Andreas Raum und Hannes Heckel, Director Marketing, Fast LTA.

Ja, 50 Minuten sind lang, aber nehmen Sie sich die Zeit, wir diskutieren wirklich ausführlich verschiedene Aspekte und bringen Sie sich gerne mit Ihrer Meinung ein.  Halten Sie sich nicht zurück.


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