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Unternehmen haben kaum eine Strategie für Backup-Tapes

Das Management langlebiger Archiv- bzw. Backup-Tapes stellt viele Firmen vor echte Herausforderungen. Erschreckend dabei: Viele Unternehmen kennen den Inhalt ihrer Magnetbänder nicht. Dies ergab eine aktuelle Umfrage des Datenrettungsunternehmens Kroll Ontreck, die zusammen mit EDP Vertriebs durchgeführt wurde, einem Anbieter von Dienstleistungen und Produkten im Bereich Magnetbandlösungen.

Eine Auswahl an Magnetbändern (Bild: EDP Vertriebs)Eine Auswahl an Magnetbändern (Bild: EDP Vertriebs)Die Studie wurde in den USA, Großbritannien, Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Polen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Obwohl die meisten Unternehmen auf dringende Wiederherstellungsanfragen von Archiv-Magnetbändern reagieren müssen, sind nicht alle in der Lage, schnell spezifische Daten zu identifizieren oder auf sie zuzugreifen, wenn diese für Compliance, Untersuchungen oder Gerichtsverfahren benötigt werden. Gründe hierfür sind gravierende Fehler bei der Datensicherung und das Fehlen einer vorausschauenden Backup-Strategie.

Die Studie behandelt die angewandten Verfahren, das Management von alten Magnetbändern für Backups und Archivierung sowie die dabei auftretenden Probleme. Mehr als 720 IT-Spezialisten von Unternehmen und IT-Dienstleistern auf der ganzen Welt wurden befragt. Die hohe Beteiligung an der Studie zeigt laut Kroll Ontrack, dass Unternehmen Magnetbänder immer noch häufig für Backups und für die Archivierung einsetzen.

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21 Prozent der Befragten nutzen Bänder, die älter als zehn Jahre sind

Fast zwei Drittel aller befragten Personen – 62 Prozent – benutzen für ihr tägliches Backup das Magnetband. Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass 34 Prozent aller Teilnehmer mehr als 100 ältere Archiv-Magnetbänder in ihrer Organisation lagern. Dabei ist das durchschnittliche Alter der weltweit eingesetzten Bänder ziemlich hoch: 55 Prozent der Befragten verwalten Magnetbänder, die älter als fünf Jahre sind, 34 Prozent Tapes mit einem Alter zwischen fünf und zehn Jahren und 21 Prozent Bänder, die sogar älter als zehn Jahre sind.

Zwar ist ein hohes Alter kein zwingender Grund für einen späteren Datenverlust. Probleme kann es aber geben, wenn ein älteres Tape viele Schreib- und Lesevorgänge durchlaufen hat, schlecht gelagert wurde oder eine passende Infrastruktur fehlt.

»Die große Überraschung bei der Auswertung war, dass knapp 25 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Inhalt ihrer Magnetbänder nicht kennen. Damit haben wir eigentlich nicht gerechnet. Unternehmen haben offensichtlich teilweise Schwierigkeiten auf ihre Archiv- oder Backup-Daten zuzugreifen oder sie zusammenzutragen, weil ihnen dabei entscheidende Fehler unterlaufen und es an einer vorausschauenden Backup-Strategie fehlt«, meint Hannes Sieverling, Geschäftsführer von EDP Vertriebs. »Man unterschätzt offensichtlich die Langlebigkeit der Magnetbänder und denkt nicht an die Zukunft. Auf gut deutsch: Die Probleme sind größtenteils hausgemacht.«

Große Nachfrage nach Tape-Wiederherstellungen

Wegen der großen Anzahl von internen und externen Anfragen aufgrund von Compliance, Untersuchungen und Rechtsstreitigkeiten werden IT-Experten von Unternehmen überraschend oft um die Wiederherstellung von Archiv-Bändern gebeten: bei 30 Prozent der Teilnehmer werden täglich, wöchentlich oder zumindest monatlich Datenwiederherstellungen von Magnetbändern nachgefragt. Weitere 32 Prozent werden mehrmals im Jahr mit der Wiederherstellung beauftragt. Gerade diese Zahlen zeigen, dass es für Unternehmen entscheidend ist, schnellen Zugriff auf die Archivdaten zu erhalten.

Bei der Umsetzung der Anfragen ist die tatsächliche Situation laut Studie komplett anders: 22 Prozent der Teilnehmer bestätigten, dass sie auf die Anfragen nicht so reagieren können, wie es eigentlich gefordert war. Sie seien nicht durchgängig in der Lage, die erwünschten Daten zu lokalisieren und den Zugriff auf sie zu gewährleisten. Weiteren 30 Prozent stehen zudem nicht alle Informationen über die Daten, die im Unternehmensarchiv oder auf den Magnetbändern gespeichert sind, zur Verfügung.

Gründe, warum man nicht mehr auf Backup-Bänder zugreifen kann

Als häufigsten Gründe, warum IT-Profis nicht in der Lage sind, auf ihre Bänder zuzugreifen, wurden genannt:
► Das Unternehmen oder die Abteilung hat nicht mehr die Infrastruktur, um auf die Archivbänder zuzugreifen. (24 Prozent)
► IT-Fachleute aus der zuständigen Abteilung finden es zu schwierig und zu zeitaufwendig, auf die alten Daten zuzugreifen, da sie dazu die alte Hardware und Software installieren und warten müssten, um diese auch ständig funktionsfähig zu halten. (43 Prozent)
► Dem Unternehmen war die Erhaltung der alten Infrastruktur zu teuer. (18 Prozent)
► Die Magnetbänder waren beschädigt. (7 Prozent)

»Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass die größte Herausforderung das Datenmanagement ist: Unternehmen haben Schwierigkeiten, Daten auf den gelagerten Tapes zu identifizieren und auf sie zuzugreifen«, erklärt Peter Böhret, Managing Director von Kroll Ontrack in Böblingen. »Viele Teilnehmer der Studie erklärten, dass es sehr zeitaufwendig sei, herauszufinden, auf welchen Bändern die gewünschten Daten tatsächlich gespeichert sind. Auch ist es für sie zu viel Aufwand und zu teuer, die alte Hard- und Software für diese Aufgabe funktionsfähig zu halten.«

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