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Datenretter warnen vor zu viel Vertrauen in Magnetband-Backups

Nach wie vor sichern und archivieren viele Unternehmen ihre Daten auf Magnetbänder. Die altbewährte und preisgünstige Technologie gilt trotz vieler Alternativlösungen immer noch als gesetzt. Doch eine aktuelle Studie vom Datenrettungsunternehmen Kroll Ontrack und dem Vertriebsunternehmen EDP zeigt: Mehr als ein Drittel aller Unternehmen haben Probleme, auf ihre archivierten Magnetband-Daten zuzugreifen.

Von Engelbert Hörmannsdorfer

Magnetbänder sind bei Unternehmen zu lange im Einsatz (Quelle: Kroll Ontrack)Magnetbänder sind bei Unternehmen zu lange im Einsatz (Quelle: Kroll Ontrack)Laut der Studie »Management von Magnetbändern für Backup- und Archiv-Lösungen«, die gemeinsam vom Kroll Ontrack und dem Vertriebsunternehmen EDP erstellt wurde, haben Mehr als ein Drittel aller Firmen bereits Schwierigkeiten beim Zugriff auf ihre Magnetband-Daten gehabt. Mehr als zehn Prozent konnten schließlich gar nicht mehr auf ihre Archivdaten zuzugreifen. Über die Hälfte aller befragten Unternehmen verfügen zudem nicht über einen Krisenplan, wie in einem solchen Fall vorzugehen ist.

Doch es ist weniger die Technologie, die Probleme macht – vielmehr wird in der Studie in deutschen Unternehmen ein oft fahrlässiger Umgang mit Dark-Data aufgezeigt. In die Umfrage flossen die Ergebnisse von rund 250 deutschen Unternehmen ein, die auf das bewährte Magnetband als Speichermedium setzen

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Magnetband sowohl für Backup als auch für Archivierung

Dark-Data, die auf Archivbändern gespeichert wurden, können so nicht für neues Geschäft analysiert und strukturiert werden sowie in Business-Intelligence-Systeme einfließen. Den Spitzenplatz unter den verwendeten Bändern hält laut Studie das LTO-Format mit fast 90 Prozent. Dabei nutzen die befragten Firmen ihre Magnetbänder je zur Hälfte zur Archivierung und für regelmäßiges Backup.

Beängstigend: Mit der Qualitätssicherung ihrer archivierten Dark-Data-Schätze ist es in deutschen Unternehmen offensichtlich nicht weit her. Denn rund ein Drittel aller befragten Unternehmen nutzen ihre Magnetbänder gefährlich oft, bis sie gegen neue ausgewechselt werden. Aus diesem Grund haben auch schon etwas mehr als ein Drittel aller Firmen Probleme beim Zugriff auf ihre Tape-Daten gehabt.

Zu viele alte Magnetbänder im täglichen Einsatz

Dabei sind die Schwierigkeiten beim Zugriff auf die Daten oft selbstverschuldet: Mehr als 40 Prozent aller Teilnehmer prüfen zu keinem Zeitpunkt den Zustand ihrer Bänder. Darüber hinaus verfügen mehr als 80 Prozent aller Unternehmen über Magnetbänder, die älter sind als fünf Jahre sind, und somit vielleicht nicht mehr täglich eingesetzt werden sollten.

Neben der Qualitätssicherung der verwendeten Magnetbänder besteht in vielen Unternehmen auch beim Archivmanagement Handlungsbedarf: Knapp die Hälfte aller Firmen – nur rund 49 Prozent der Befragten – verfügen über einen Katalog oder eine Indexierung all ihrer auf Bandmedien gespeicherten Daten. Die meisten Firmen hingegen haben entweder gar keine oder nur eingeschränkte Informationen über den Inhalt oder die Verteilung ihrer Daten auf den Tapes.

Verdammt noch mal – wo ist die Backup-Software?

Erschwerend kommt hinzu, dass bei fast einem Fünftel der Befragten (18 Prozent) entweder die Original-Software oder die nötige Hardware zum Auslesen der Daten nicht mehr im Unternehmen vorhanden sind. Eine kurzfristige Wiederherstellung der Tape-Inhalte zur Einhaltung von gesetzlichen oder internen Compliance-Vorgaben ist so nicht mehr möglich.

»Mit diesen Ergebnissen haben wir eigentlich so nicht gerechnet«, erklärt Hannes Sieverling, Geschäftsführer von EDP. »Die Umfrage beweist leider ganz deutlich, dass viele Firmen sich über die Gefahren eines laxen Umgangs mit ihren digitalen Schätzen offensichtlich nicht klar sind. Zwar kommt es sehr auf den Einzelfall an, aber dass Magnetbänder ewig im Einsatz sind und dass die im Archiv gelagerten Tapes von vielen Firmen nicht mehr geprüft werden, hat uns dann doch sehr überrascht.«

Aktives Backup- oder Archiv-Managements ist zu empfehlen

Sowohl Kroll Ontrack als auch EDP weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Magnetbänder in fest definierten Abständen auf ihre Datenlesbarkeit geprüft werden sollten, damit im Falle einer Compliance-Anfrage schnell auf die gespeicherten Daten zugegriffen werden kann. Zudem sei das Wiederherstellen von defekten Magnetbändern aufwendig, da hierbei neben den verwendeten Anwender- und Archiv-Backup-Lösungen auch die Verteilung der Daten auf den Tapes nachgestellt werden muss. Es lohne sich daher im Rahmen eines aktiven Backup- oder Archiv-Managements bereits frühzeitig, an Notfallpläne und dem Ende des physischen Lebenszyklus der Tapemedien zu denken.

»Wahrscheinlich befinden sich auf vielen dieser Tapes Altdateien, die nur im Falle einer Prüfung ausgelesen werden müssen«, erläutert Christian Prella, Business Manager für Tape-Services bei Kroll Ontrack. »Aber selbst dann sollte man sich zumindest einen aktuellen Inhaltskatalog erstellen lassen und nicht warten, bis nichts mehr geht.«

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