Cloud-Computing, Virtualisierung, die Kopplung von Rechenzentren und der Zugriff von Mitarbeitern auf Anwendungen in zentralen Data-Centern sind ohne WAN-Optimierung nicht denkbar. Wir sprachen mit Mike Betz, Vice President EMEA von Silver Peak Systems, darüber, welche Rolle WAN-Optimierung heutzutage spielt und welche technologischen Trends in diesem Bereich zu beobachten sind.
Welche Anforderungen stellen Unternehmen und auch Service-Provider heute an WAN-Optimierung, und welche Faktoren forcieren den Einsatz von WAN-Optimiziation?
Mike Betz, Vice President EMEA, Silver Peak Systems
Betz: Es sind vor allem drei Trends, die zu einem Nachfrageschub bei WAN-Optimierungslösungen geführt haben. Der erste ist Virtualisierung. Gefragt sind insbesondere virtualisierte WAN-Optimierungssysteme, die sich auf einfache Weise auf unterschiedlichen Hardware-Plattformen implementieren lassen. Der zweite Faktor ist die Skalierung: Die Bandbreite von WAN-Links nimmt ständig zu. Dies bedeutet, dass Anwender immer leistungsfähigere WAN-Optimierungssysteme benötigen, die auch Bandbreiten im Gigabit-Bereich unterstützen.
Und welches ist der dritte Faktor?
Betz: Das ist die wachsende Zahl von Anwendungen, die zudem häufig unterschiedliche Anforderungen an eine WAN-Verbindung stellen, etwa in Bezug auf die Dienstgüte. Das erfordert eine WAN-Optimierung, die unabhängig von Applikationen arbeitet.
Welche Technologien werden in erster Linie im Bereich WAN-Optimierung eingesetzt, etwa Caching oder das Priorisieren einzelner Anwendungen?
Betz: Wichtig ist zum einen das Deduplizieren von Daten, idealer Weise im Zusammenspiel mit Festplattensystemen, die in WAN-Appliances an beiden Enden einer Weitverkehrsstrecke eingesetzt werden. Besonders effizient ist die Deduplizierung auf Byte-Ebene. Die Network-Memory-Technologie von Silver Peak Systems beispielsweise analysiert jedes Byte daraufhin, ob es mit anderen Daten identisch ist, die bereits zwischen Clients und einem Server übermittelt wurden. Zu diesem Zweck speichern die WAN-Optimierungs-Appliances die übermittelten Daten auf einer Festplatte oder in ihrem Arbeitsspeicher. Identische Informationen werden durch Zeiger ersetzt. Mithilfe dieser Methode lassen sich zwischen 50 und 98 Prozent der Daten einsparen, die über eine WAN-Strecke übermittelt werden. Auch Verfahren wie die Kompression von Daten-Headern entlasten die Weitverkehrsleitungen.
Ein Problempunkt beim Transfer von IP-Daten ist, dass vor allem bei Echtzeitanwendungen die Datenpakete in der ursprünglichen Reihenfolge beim Empfänger ankommen müssen. Wie lässt sich das sicherstellen?
Betz: Beispielsweise mithilfe der »Network Integrity«-Technik von Silver Peak Systems. Sie ist vor allem in so genannten Shared-WANs wichtig, die auf MPLS (
Anm.d.Red.: Multi Protocol Label Switching) und IP-gestützten Virtual-Private-Networks aufsetzen. Network-Integrity setzt Forward-Error-Correction (FEC) und Packet-Order-Correction (POC) ein, um die richtige Reihenfolge der IP-Pakete sicherzustellen. Ergänzend kommen Quality-of-Service-Mechanismen zum Zuge. Sie sorgen dafür, dass Datenverkehr mit höheren Ansprüchen an die Dienstgüte bevorzugt über WAN-Leitungen transportiert wird, und dass entsprechenden Anwendungen genügend WAN-Bandbreite zur Verfügung steht.
Aber Anwendungen wie Voice oder Video-over-IP (VoIP) oder Disaster-Recovery reagieren doch empfindlich auf hohe Latenzzeiten im Netz. Wie lassen sich die Datenübertragungszeiten verringern?
Die Virtual-WAN-Appliances auf Basis von VXOA unterstützen alle gängigen Hypervisors (Bild: Silver Peak Systems)
Betz: Latenz ist speziell in Weitverkehrsnetzen ein Problem. Um die Verzögerungszeiten möglichst niedrig zu halten, hat Silver Peak bei seiner Network-Acceleration-Technologie mehrere TCP-Beschleunigungsverfahren miteinander kombiniert. Eines davon erweitert die Sende- und Empfangsfenster von TCP-Paketen. Statt Windows mit 64 KByte kommen solche mit bis zu 1 GByte Größe zum Einsatz. Hinzu kommen Techniken wie Selectice-Acknowledgement und Verfahren, mit denen sich der Transfer von CIFS-Daten beschleunigen lässt, etwa Read-ahead-/Write-behind-Caching. Diese Techniken begrenzen die »Geschwätzigkeit« von Protokollen. Denn diese wirkt sich negativ auf die Performance von Anwendungen aus, die über ein Weitverkehrsnetz bereitgestellt werden.
Gibt es spezielle Anforderungen, etwa bei Anwendungen wie der Übermittlung von Videodaten oder beim Backup großer Datenmengen, welche die Rolle einzelner WAN-Optimierungstechnologien und der Art und Weise beeinflussen, in der diese kombiniert werden?
Betz: Ja, denn viele Daten reagieren heute empfindlicher als früher auf hohe Latenzzeiten. Das bedeutet, dass Techniken gefragt sind, die den WAN-Verkehr in Echtzeit optimieren. Hinzu kommt, dass immer mehr WAN-Links mit großer Kapazität Verwendung finden. Auch dadurch steigen die Anforderungen an eine WAN-Optimierungslösung. Außerdem nutzen immer mehr Unternehmen Share-Network, etwa MPLS-Infrastrukturen, das Internet oder Cloud-Computing. In solchen Umgebungen kommt es häufig durch die fehlerhafte Übermittlung von Datenpaketen zu Problemen. Deshalb spielen dort »Network Integrity«-Funktionen, wie sie Silver Peak System in seine Lösungen integriert hat, eine zentrale Rolle.
Erfordern Anwendungen wie die Übermittlung von hoch auflösenden Videos über IP spezielle Funktionen in WAN-Optimierungssystemen oder gar den Einsatz von speziellen Routern?
Betz: Nein, es genügt, wenn eine WAN-Optimierungslösung in der Lage ist, Latenzzeiten und Paketverluste für alle Arten von IP-Traffic zu reduzieren. Außerdem sollte eine WAN-Appliance die Bandbreite, die zur Verfügung steht, optimal nutzen. Die Lösungen von Silver Peak Systems tun dies.
Silver Peak konzentriert sich auf softwaregestützte WAN-Optimierungslösungen. Wie sehen Sie hier die Konkurrenz zu Systemen mit speziellen Prozessoren, die oft von den Herstellern der Appliances selbst entwickelt werden?
Betz: Wir setzen bei unserer »Virtual Acceleration Open Architecture« (VXOA) auf Software statt auf applikationsspezifische ICs. Mit diesem Ansatz ist es uns gelungen, die unserer Meinung nach derzeit leistungsstärksten virtualisierten und physischen WAN-Optimierungs-Appliances auf den Markt zu bringen. Sie sind für WAN-Brandbreiten von bis zu 10 Gbit/s ausgelegt. Ein Vorteil unseres Ansatzes ist, dass der Anwender die WAN-Appliance auf der Hardware-Plattform seiner Wahl implementieren kann und keine kostspieligen Spezial-Systeme benötigt. Die heute verfügbaren Server und Betriebssysteme sind so leistungsfähig, dass sie sich auch als Virtual-WAN-Appliance einsetzen lassen.
Wie differenziert sich Silver Peak Systems von seinen Mitbewerbern und welche Alleinstellungsmerkmale weisen die Lösungen von Silver Peak auf?
Betz: Mit unseren Lösungen lassen sich alle Arten von IP-Datenverkehr optimieren. Dadurch weisen die Systeme von Silver Peak einen exzellenten Return-on-Investment und ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis auf. Zudem bieten Silver Peaks WAN-Optimierungs-Appliances eine 20 Mal höhere WAN-Kapazität als die Produkte der stärksten Mitbewerber und unterstützen deutlich mehr Concurrent-Flows. Vor allem in großen Netzwerken wirkt sich das positiv auf die Kosten aus. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist, dass die Virtual-Appliances von Silver Peak alle gängigen Hypervisors unterstützen, also
VMware vSphere,
Citrix Xen,
Microsoft Hyper-V und
KVM. Zudem stehen Versionen für alle Bandbreiten-Bereiche zur Verfügung, von wenigen Mbit/s bis hin zu mehreren Gbit/s. Eine solch breite Palette bietet derzeit kein anderer Hersteller.