Cebit 2017: Das war's jetzt wirklich…
In der jetzigen Form hat die Cebit für den Doc keine Daseinsberechtigung mehr. Nichts Neues, dafür aber viel Geld verlangen und die Daten der Besucher abgreifen. Eine Veränderung ist dringend nötig.
Meinung Doc Storage:
Eigentlich wollte ich ja nicht mehr hin zur CeBIT. Und eigentlich wollte ich mich nach dem letzten Jahr auch nicht mehr aufregen. Eine Frechheit, was die Messe für ein Tagesticket an der Kasse aufruft – 61 Euro!!! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ich erspare es uns jetzt allen, das Ganze noch einmal in die gute alte Mark umzurechnen, allerdings kann ich mich an Zeiten erinnern, ich meine es war 1986 oder 1987, da kostete eine Eintrittskarte (so konnte man dies riesige Stück Papier damals wenigstens noch nennen) unter 20 Mark, und man konnte sie kaufen, ohne gleich die Farbe der Unterwäsche und die sexuellen Vorlieben preisgeben zu müssen. Ein Messeticket (damals für Mittwoch bis Mittwoch und nicht dieses verweichlichte Montag bis Freitag) war sogar billiger! Was diese Abzocke (von Geld und von Daten) damit zu tun hat, dass man nur noch »Business«-Besucher dort antreffen möchte, versucht die Messe seit Jahren erfolglos zu erklären.
Ein gutes hat es ja: es gehen kaum noch Leute hin, zumindest im Vergleich zu den guten Jahren vor zehn oder fünfzehn Jahren. Man muss nicht mehr in aller Herrgottsfrühe aufstehen, sich durch den Stau auf der B65 oder dem Messeschnellweg mit Maßnahme A quälen, um einen Platz im Parkhaus zu bekommen. Nein, diese sind erstaunlicherweise auch noch gegen Mittag zu bekommen.
Und dann – tief durchatmen und in die sogenannte Storage-Halle 2 hinein. Wie gesagt, ich wollte eigentlich nicht mehr, und nach ein paar Schritten wusste ich auch schon wieder warum. Alle üblichen Verdächtigen standen mehr oder weniger gelangweilt in der Gegend herum, mit dem Zeugs, was sie schon im letzten Jahr angeboten hatten. Bei den großen blauen, deren Stand zu überqueren man praktisch beim Betreten der Halle gezwungen wird, scheint die einzige Innovation zu sein, dass das Marketing nun das allgegenwärtige »Smart« durch ein intelligenter klingendes »cognitiv« ersetzt hat. Dinge, die früher Stunden gedauert haben, dauern nun Sekunden. Was für ein Wunder, aber diese Geschwindigkeit der Innovation haben wir schon vor zwanzig oder dreißig Jahren ganz richtig geschätzt. Und dafür verteilt man immer wieder Nobelpreise an diese Jungs? Naja…
Lustig auch, dass jemand, dessen Marketing gerade hat verbreiten lassen, man würde mehr Speicher verkaufen als die drei nachfolgenden Hersteller zusammen, zwischen den Blauen aus Kalifornien und den Weißen aus China kaum zu finden ist. Aber das entspricht ungefähr der momentanen, von mir in den letzten Beiträgen bereits erwähnten Innovationshemmung der gesamten Branche. Wie im letzten Jahr, und noch erschreckender, weil man sich ja wenigstens nach zwei Jahren mal etwas neues, bahnbrechendes oder aufregendes erhofft hatte. Und – wieder nichts. Größere Festplatten, jaja, huhuuu. Weitere Integration von bereits bestehender Software in andere bereits bestehende Software, Mannmannmann, toll! Und der nächste, der mir mit irgendeiner Cloud-Integration, Automatisierung von Sicherungen oder noch offeneren Schnittstellen kommt, der wird sich tatsächlich eine abholen. Alternativ auch der, der mir noch mehr I/Os von seinen Festkörperspeichern – welcher Art auch immer – vorrechnet.
Das alles ist eine Zumutung, vor allem für diesen Preis! Geht man rum und fragt, was es denn tatsächlich mal neues gibt, halten einem die armen Systemingenieure oder Verkäufer Produkte, Packungen oder Prospekte unter die Nase, von denen man selbst in der Antarktis bereits vor einem halben Jahr gehört hat. Die können einem ja fast schon leid tun.
Ich betone es nicht noch einmal – das war's jetzt tatsächlich mit der einst überlaufenen Messe, auf der sich Hersteller Tag für Tag mit Weltneuheiten gegenseitig das Leben schwer machten. Die Verkürzung ohne Wochenende, und jetzt auch noch die Meldung, 2018 vom Frühjahr auf den 11. bis 15. Juni verlegen und dem ganzen durch Konzerte und anderes »Eventcharakter«“ verleihen zu wollen. Das muss man erst einmal schaffen, die Anzahl der Besucher zu vierteln, und sich dann immer noch hinzustellen und alles besser zu wissen. Wie wäre es denn einmal mit vernünftigen Preisen und einem Wochenende wie früher? Und nicht einem Zeitraum, in dem in mehreren Bundesländern Pfingstferien sind und die Leute besseres zu tun haben.
So, und in der kommenden Woche beschäftigen wir und wieder mit Problemen aus der richtigen Welt.
Lieben Gruß
Doc Storage