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Kann Copy-Data-Management ein Backup ersetzen?

Leserfrage: In einer früheren Frage haben Sie bereits erläutert, was Copy-Data-Management (CDM) ist. Hersteller wie Actifio positionieren diese Lösung gern als Backup-Ersatz. Kann dies funktionieren und wenn ja, wie? Oder gehe ich zu große Risiken ein, wenn ich mein herkömmliches Backup durch eine Copy-Data-Management-Lösung ablöse?

Antwort Doc Storage:

In manchen Bereichen der professionellen DV ist es nicht angeraten, die klassischen und bewährten Wege gänzlich zu verlassen. Man muss sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass CDM operationell nichts mit Backup zu tun hat, sondern den Nutzern lediglich weitere historische Zustände bestimmter Daten (oder ganzer logischer Laufwerke) zur Verfügung stellt. Die hier erzeugten, meist logischen Abbilder werden größtenteils im selben Speichersystem gehalten wie die Produktivdaten auch, verweisen die nicht geänderten Bereiche der logischen Kopien doch auf die physikalisch gespeicherten in den hier gehaltenen Laufwerken. Dies kann aus verschiedenen Gründen nicht als Backup-Ersatz betrachtet werden.

Die historischen Kopien befinden sich nicht nur auf denselben Medien, sondern sogar im selben Speichersystem wie die Produktivdaten. Fällt dies aus oder wird es unbrauchbar, ist es relativ schwer bis unmöglich, die dort gespeicherten Informationen in ein neues Array zu übertragen. Und zu diesen Ausfällen zählen neben mechanischen und elektrischen auch logische Fehler wie beispielsweise fehlerhafte Microcodes nach Updates, so dass für diesen Zweck auch logische Kopien auf entfernten Arrays wegfallen.

Für ein klassisches Backup muss ein System anderer Technologie mit einem sogenannten Medienbruch zur Verfügung stehen, welches vom Design und vom Betriebssystem nichts mit dem Speichersystem zu tun hat. Erst diese Maßnahme sorgt dafür, dass auch im schlimmsten Falle, also dem kompletten Ausfall zweier über Replikation verbundener Arrays, der jüngste Stand der Produktivdaten auf zwei neuen Systemen wieder hergestellt werden kann.

Ab von diesen Horrorszenarien kann CDM allerdings durchaus wirkungsvoll mit einer entsprechenden Schnittstelle beispielsweise im Self-Service-Helpdesk eingesetzt werden, um den Benutzern zu ermöglichen, selbst eventuell gelöschte oder unabsichtlich überschriebene Dateien wiederherzustellen.

An dieser Stelle kann ich mir einen kleinen Seitenhieb gegen heutige Betriebssysteme nicht verkneifen. Früher, als noch alles gut war in der EDV, brachten Betriebssysteme wie VMS solche Funktionen schon mit, und wir mussten nicht stundenlang diskutieren, wie wir diese Bedürfnisse mit externen Mitteln mehr schlecht als recht lösen. Aber es musste ja unbedingt Unix sein…

Gruß
Doc Storage

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