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Adobe CC 2015.5: Videobearbeitung in der Praxis

Benedikt Schreiber, Flamboyant MediaBenedikt Schreiber, Flamboyant MediaNachdem unser Praxischeck zu den neuen Funktionen in Adobe CC 2015.5 gut angekommen sind, folgt nun Teil 2. Wie angekündigt nehmen wir uns Premiere Pro vor. Allerdings ist das angekündigte Interview mit unseren Freunden von Pages Media noch nicht zu Stande gekommen. Das liegt vor allem an uns. Stattdessen hatten wir aber ein ausführliches Gespräch mit Benedikt Schreiber von flamboyant media, der seit 2007 als Kameramann und Videoeditor in München tätig ist.

Premiere Pro setzen wir aktuell selbst ein und schneiden damit unsere Video-Beiträge sowie die Podcasts. Speziell zu den Podcasts wurden wir schon einige Male gefragt, wie wir diese produzieren. Dazu wird es in Kürze noch einen extra Beitrag geben. Grundsätzlich können wir sagen, »ja, Videoproduktion ist sehr speicherintensiv«. Wobei wir die Möglichkeiten von Premiere Pro in der Praxis nur an der Oberfläche kratzen. Ganz anders bei Videoproduzent Schreiber: »Eine normale Produktion benötigt durchschnittlich zwischen 30 und 60 GByte an Speicherkapazität. Aber auch 500 GByte bis zu einem TByte sind nicht unüblich. Bei Dokumentationen kann es auch deutlich darüber hinaus gehen.«

Proxy-Workflow gewährleistet flüssigen mobilen Schnitt

Die Top 3 des Premiere-Pro-Juni-Updates: Proxy, Virtual Reality und Keyframes auf Tastendruck (Bild: Adobe).Die Top 3 des Premiere-Pro-Juni-Updates: Proxy, Virtual Reality und Keyframes auf Tastendruck.Zu den wichtigsten neuen Funktionen in Premiere Pro 2016.3 gehören laut Schreiber der erweiterte Proxy-Workflow. Dieser ist vor allem beim mobilen Schnitt sehr hilfreich. Beispielsweise lässt sich von 4k-Material, mit einer hohen Datenrate und einem hohen Durchsatz, nun schon beim Import ein Proxy erstellen. Darunter versteht sich, vereinfacht ausgedrückt, eine abgespeckte Version der Filmdatei mit geringerer Auflösung. Diese lässt sich dann auch auf einem Rechner mit weniger Speicher und Prozessorpower verarbeiten. »Das funktioniert in der Praxis hervorragend«, erklärt Schreiber. »Man kann auf Tastendruck zwischen dem Proxy und der Originaldatei hin und herwechseln. Das ist sehr praktisch.« Man spart sich damit einiges an Durchsatz und Bitrate, der Frame-Wert muss natürlich gleichbleiben, womit ein flüssiges Schneiden gewährleistet wird.

Bisher musste man sich die Dateien manuell verkleinern, was in der Handhabung zum Teil »tricky« war. Als integrierte Funktion erleichtern die Proxys die Arbeit ungemein.

Virtual-Reality-Funktion vereinfacht Schnitt von 360-Grad-Videos

Top-Feature Nummer 2: die Virtual-Reality Unterstützung (VR). »Adobe hat hier den richtigen Zeitpunkt erwischt«, meint Schreiber. »Es gibt bereits einige Kameras und daher überlegen bereits viele, was man mit 360-Grad-Videos machen könnte. Ich habe bereits die ersten Projekte damit geschnitten und kann sagen, es läuft.«

Mit VR hat man letztendlich ein extrem langes Panaromabild, dass man in Premiere bearbeiten und schneiden kann. Daraus wird ein 360-Grad-Video erstellt, um es beispielsweise auf YouTube oder Facebook hochzuladen. Als Nutzer hat man die Möglichkeit unter anderem den Blickwinkel zu ändern, am PC mit der Maus, am Tablet via Bewegung oder mit VR-Brillen. Die Verarbeitung, mit der Umschaltmöglichkeit von der Sphären- in die Panorama-Ansicht, klappt bisher ganz gut. Für die kommenden Funktionen wünscht sich Schreiber auch eine Text-Lösung, denn mit dem herkömmlichen Text-Tool sehen Titel und Beschriftungen innerhalb der Sphäre noch nicht stimmig aus. Hierfür müssen externe Plug-Ins benutzt werden.

Noch steht VR ganz am Anfang. In ein paar Jahren werden vor allem im Spielebereich und im Bildungssektor aber ganz neue Anwendungen erwartet, die heute noch unmöglich erscheinen.

Keyframes per Tastendruck

Eine eigentlich profane Neuerung ist für Schreiber auch eine der wichtigsten: »Keyframes lassen sich nun auch per Tastendruck hinzufügen. Das hört sich nach nichts Besonderen an, erleichtert die Arbeit aber ungemein. In Avid gab es das schon immer und bei Adobe war das über die Maus immer umständlich. Nun lässt sich dafür ein beliebiges Tastenkürzel hinterlegen.«

Adobe Stock: Fragwürdiges Lizenzmodell

Benedikt SchreiberBenedikt SchreiberMit der Integration von Adobe Stock ist es möglich direkt aus der Anwendung, in dem Fall Premiere Pro, freie und auf Lizenzen basierte Videos und Fotos einzubinden. Das funktioniert zwar gut, ist für Schreiber aber aufgrund des Lizenzmodells keine Option. Speziell bei Videos sei schwer vorherzusagen, wieviel Material benötigt werde, daher sei ein Abomodell zu teuer. »Dies gilt auch für Credit-basierte Systeme anderer Anbieter«, unterstreicht Schreiber. »Hier muss man vorher eine bestimmte Anzahl an Credits kaufen, mit den man das Stock-Material bezahlt. Das ist nicht zeitgemäß und im Grunde die totale Abzocke.«

Dem schließen wir uns voll und ganz an. Das Bildmaterial für die Titelseiten unserer eMagazine kaufen wir in der Regel bei iStockphoto oder Fotolia. Da waren uns diese Credits schon immer ein Dorn im Auge. Wie auf einer Pre-Paid-Karte bleibt immer etwas übrig und man bezahlt demnach eigentlich viel zu viel für ein Bild bzw. man gibt dem Anbieter einen unfreiwilligen Kredit.

Fazit: Creative Cloud und die neuen Updates haben sich bewährt

Überzeugt ist Schreiber auch von Adobes Cloud-Modell. »Sich jährlich eine neue Creative Suite zu kaufen macht keinen Sinn. Ich nutze fast alle Programme aus der Creative Cloud und bin mit dem jetzigen System zufrieden.«

Im professionellen Einsatz bewähren sich diesmal fast alle Neuerungen in Premiere Pro 2016.03. Dies ist durchaus nicht immer so. Das nächste Update wird in etwa für Anfang Januar erwartet. Adobe-Guru Jason Levine gab anlässlich der IBC Show bereits einen ersten Einblick.


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