IDC: Automatisierung und Analytics als Innovationstreiber
Dass sich Rechenzentren stetig erneuern müssen, ist eine Selbstverständlichkeit. Über die Jahre wird es aber zunehmend schwerer eingefahrene Wege und Strategie zu verlassen. Am Slogan »never change a running system« ist etwas dran. Unternehmen, die dieses Motto aber auf ihr gesamtes Datacenter anwenden, laufen Gefahr zu einem schwerfälligen »Tanker« zu verkommen. Vor allem jetzt, wo alles agil, schneller und effizienter werden soll. Speziell der Mittelstand darf sich hier nicht wegducken.
»Die Modernisierung der Rechenzentren ist ein zwingendes Erfordernis für den geschäftlichen Erfolg«, erklärt Matthias Zacher, Senior Consulting Manager bei IDC und Projektleiter der Studie, in einer Presserunde. Das Marktforschungsinstitut hat in einer Umfrage die Modernisierungspläne Deutscher IT- und Fachentscheider (Firmen >500 Mitarbeiter) untersucht: 57 Prozent der befragten Unternehmen modernisieren derzeit ihre IT, um Business-Innovationen in den nächsten Jahren bestmöglich zu unterstützen.
Was ist die Hauptmotivation Ihres Unternehmens für Investitionen in Datacenter-Services (Quelle: IDC)?
Als Trend sieht IDC im Rechenzentrum vor allem die Automatisierung, Analytics, Continuous-Delivery, Paas und Security. »Wenn wir heute über Datacenter sprechen, geht es nicht mehr nur um das physische Object, sondern um Cloud- und Edge-Computing, IoT und dies alles eingerahmt von Innovationen«, hebt Zacher hervor. »Und mit den Innovationen sind wir auch auf der Business-Seite.« Ziel der Unternehmen sei es moderne Technologien und clevere Geschäftsmodelle zusammenzubringen – was natürlich nicht immer funktioniert.
Jedenfalls ist die Steigerung der Produktivität der Geschäftsbereiche für nicht ganz ein Drittel der von IDC Befragten ein Investitionstreiber. »Für 23 Prozent der Unternehmen steht die Konsolidierung der IT im Datacenter im Mittelpunkt der Aktivitäten«, führt Zacher aus. »IT-Konsolidierung ist in den vergangenen Jahren in mehreren Wellen durch die IT-Organisationen gelaufen. Zu ihren Vorteilen zählen eine bessere Auslastung der Ressourcen, ein einfaches Management der Systeme und eine funktionale Entflechtung gewachsener Strukturen.« Sie führe gleichzeitig zu höherer Sicherheit und Compliance sowie zu Kostensenkungen. Beide Aspekte seien für jeweils 15 Prozent die Hauptmotivation für Investitionen.
Business-Ziele erreichen: Analytics und Modernisierung der IT-Architektur haben oberste Priorität (Quelle: IDC)
Strategie und Architektur gehören auf den Prüfstand
Matthias Zacher, IDC Modernisierungsaktivitäten basieren auf einer klaren Strategie. Auch Teilschritte müssen immer in die IT-Strategie und das Architektur-Modell eingebettet sein. 49 Prozent der Befragten optimieren ihre IT-Architektur. Das ist eine wichtige Grundlage für die Nutzung aktueller IT-Infrastruktur.
Das Architekturmodell gibt auch den Rahmen für die Orchestrierung und Automatisierung der IT-Services über verschiedene Systeme und Domains vor und darüber, wie und in welchem
Umfang externe IT- und Business-Services genutzt werden. Mit Edge Computing beschäftigen sich Unternehmen im Kontext von IoT wieder stärker mit einem dezentralen Computing Modell. Edge ist bei 35 Prozent der befragten Unternehmen ein Thema.
Analytics und Automatisierung sorgen für IT-Betrieb & Sicherheit
Analytics und zunehmend auch Künstliche Intelligenz (KI) liefern Informationen über das Verhalten der IT-Infrastruktur und sind in der Lage, aufgrund der Analyse der Prozesse den Ausfall einzelner Komponenten der IT-Infrastruktur vorherzusagen. 51 Prozent der Befragten nutzen bereits Analytics im IT-Betrieb. Dieses Ergebnis überrascht und war so nicht zu erwarten. Auch immer mehr IT-Security-Lösungen setzen auf Machine Learning, um Auffälligkeiten zu erkennen und Abwehr- oder Quarantäne-Maßnahmen anzustoßen. 41 Prozent der Befragten setzen derzeit gezielt auf die Optimierung unterschiedlicher Automatisierungsaufgaben. »Die meisten IT- Organisationen in Deutschland haben die Zeichen der Zeit erkannt«, sagt Zacher. »Allerdings ist noch Luft nach oben. Das gilt besonders für die Automatisierung im Data Center und die Nutzung von Analytics und künstlicher Intelligenz im operativen IT-Betrieb.«
Datacenter bewegen sich in Richtung Cloud
Der prägendste Trend in den Rechenzentren ist Cloud-Computing in seinen unterschiedlichen Ausprägungen. 90 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über eine Cloud-Strategie. Damit belegt auch diese Studie erneut, dass Cloud-Computing in Deutschland etabliert ist. Eine Diskussion über das »Ob« von Cloud hat sich damit erübrigt. Unternehmen sind vielfach an einem One-Stop-Shopping interessiert, aber in der Realität lässt sich das nur schwer erreichen. Aus diesem Grund wächst in den nächsten 24 Monaten die Zahl derjenigen, die mehr als eine Cloud- Plattform nutzen. 59 Prozent werden mittelfristig auf zwei bzw. drei Plattformen setzen. Damit ist auch der Weg in die Multi Cloud deutlich vorgezeichnet. Workloads laufen immer häufiger in der Cloud. Aktuell dominiert noch die Privat-Cloud, entweder im eigenen oder im Provider-Datacenter. Investitionen fließen am häufigsten in daten-relevante Themen wie Analytics und Management von relationalen Datenbanken (63 Prozent), Künstliche Intelligenz/Machine-Learning (63 Prozent) und Business-Intelligence/Data-Warehouse (61 Prozent).
Software-defined Infrastructure Voraussetzung für flexible IT-Strukturen
Als Basis für flexible IT-Umgebungen gilt Software-defined Infrastructure (SDI) und ist für IDC ein Kernfaktor für die Modernisierung der IT-Infrastruktur. 27 Prozent der von IDC befragten Firmen nutzen SDI bereits seit über zwölf Monaten in ihren Produktivsystemen und bei zirka einem Drittel werde der Ansatz evaluiert. 39 Prozent befinden sich in einem frühen Stadium, SDI sei aber Bestandteil der grundlegenden Planungen.
»Die Erweiterung virtualisierter Infrastrukturen (Software-defined Compute, Software-defined Storage, Software-defined Networking) um Automatisierungs- und Orchestrierungskomponenten schafft die technische Basis, um Private- und Public-Clouds umzusetzen und in hybriden und Multi- Cloud-Szenarien zusammenzufügen«, sagt Zacher.
Open Source ist ein wichtiger Enabler für Innovation
Vorbei scheint die Zeit von proprietären Lösungen: Open-Source-Software bildet zunehmend die Grundlage für neue Anwendungen und Tools. Mehr als drei Viertel der Befragten nutzen eine oder mehrere Open-Source-Lösungen. »Die Antworten der Befragten zeigen, dass Open-Source in allen Bereichen im Datacenter vorhanden ist«, erklärt IDC-Analyst Zacher. »Haupttreiber für die Nutzung von Open-Source-Technologie ist die Flexibilität bei der Bereitstellung von IT-Ressourcen, Kostenreduzierung sowie die Unterstützung der digitalen Transformation.«
DevOps hat es dagegen noch nicht in ausreichendem Maße in den Fokus der IT-Verantwortlichen geschafft. »Sie verschenken damit wertvolles Potential, das aktuelle Infrastruktur in Verbindung mit modernen Software-Werkzeugen und Entwicklungs- und Deployment-Methoden bietet«, meint Zacher. Für ihn ist Devops die Antwort auch die Schlüsselfrage, wie sich das Applikations-Deployment beschleunigen lässt, um so den Anforderungen der Fachabteilungen besser gerecht zu werden.
Komplexität im Datacenter bleibt
Insgesamt ist Zacher aber mit dem Ergebnis der Umfrage zufrieden und sieht deutsche Unternehmen und die Modernisierung der Rechenzenten auf einem guten Weg. »Die Investitionen der vergangenen Jahre machen sich bezahlt, so dass immer mehr IT-Organisationen über eine modernisierte Infrastruktur verfügen«, sagt der IDC-Analyst. »Allerdings bleiben zahlreiche `Baustellen´ bestehen, denen sich alle Unternehmen widmen müssen. Geschäftlicher Erfolg und moderne IT bedingen einander.« Virtualisierte Infrastrukturen seien daher eine Schlüsselvoraussetzung für die Automatisierung von Business und IT.
Die Ergebnisse belegen, dass die Reise immer mehr in Richtung Cloud gehen wird. Die Bandbreite der Einsatzszenarien ist groß und umfasst alle IT-Ressourcen und zunehmend auch die Business-Services eines Unternehmens. Die Komplexität im Datacenter bleibt bestehen. Die Anforderungen an das Management und die Governance werden eher wachsen als sinken. »Aber diese Komplexität lässt sich beherrschen«, meint Zacher. »Auch hier sind Orchestrierung und Automatisierung die zentralen Ansätze. Organisationen sollten daher besser heute als morgen ihre Technologie, Architektur und Prozesse umfassend optimieren.«