Grünes Rechenzentrum ist doch sexy
Von Wolfgang Schwab, Experton Group
Nachhaltigkeits-Initiativen sind allseits bekannt. Im Rahmen solcher Initiativen geht es in der IT-Abteilung um die Rückgewinnung, das Recycling, die Reduktion, Beseitigung, Wiederverwendung und Entsorgung von Produkten, die direkt oder indirekt im Rechenzentrum bzw. von anderen IT-Ressourcen verbraucht werden. Bei den meisten »grünen« Investitionen in umweltfreundlichere Technologien, die die Betriebskosten senken sollen, ist allerdings auch nach wie vor eine Amortisierung innerhalb von höchstens einem Jahr gefordert, damit die benötigten Gelder auch wirklich bewilligt werden. Kürzere Aktualisierungszyklen werden dank Cloud-Trend mehr und mehr akzeptiert und in der ROI-Analyse entsprechend berücksichtigt werden.
Durch die hohen Energiekosten steigt der Druck, die so genannte »Power Usage Effectiveness« (PUE), den international anerkannten Messwert für die Energieeffizienz von Rechenzentren, zu verbessern und entsprechend mehr und mehr Server, Speichertechnologie und diverse Virtualisierungs-Technologien einzusetzen, die diesen Energieeffizienzwert erhöhen können. Effizienzstandards gewinnen zunehmend an Akzeptanz und werden von den meisten IT-Herstellern auch im Marketing entsprechend genutzt. In den IT-Abteilungen entwickeln sich Effizienzmetriken zu den standardmäßig eingesetzten Evaluierungs-Kriterien.
TPW-Kennzahl wird zum »Heiligen Gral«
Für viele wird die Transaktion-pro-Watt-Kennzahl (TPW) zum »Heiligen Gral« der Leistungsbewertung. Die Entwicklung eines vereinbarten und abgestimmten Standards und einer Methodik wird im Laufe des Jahres aber dennoch nur langsam vorangehen. Die Automatisierung und die Verwaltung von virtuellen Rechenzentrumsumgebungen werden zu Schlüsselfaktoren für die IT-Effizienz und -Effektivität, des Weiteren spielen das Energiemanagement für Server sowie die Drehzahlreduktion und das so genannte Auto-Tiering für Storage-Arrays eine Rolle, also das automatische Verschieben von Daten entsprechend ihrer Klassifizierung auf schnellere bzw. langsamere Speicherlaufwerke.
So mancher IT-Entscheider treibt aggressiv den Aufbau eines neuen Rechenzentrums der nächsten Generation voran. Das Jahr 2012 wird ein Jahr der Rechenzentrumsmigrationen, und in den neuen Rechenzentren der nächsten Generation werden sich neue Effizienz- und Automatisierungs-Standards etablieren.
Umweltplanung wird Kernkompetenz
Die Umweltplanung im Rechenzentrum entwickelt sich für die meisten Unternehmen im Jahr 2012 zu einer Kernkompetenz. Gebäudemanagement und Rechenzentrumsverwaltung werden zunehmend integriert aufeinander abgestimmt. Auch bei den Systemintegratoren werden die Themen Umweltplanung und Rechenzentrumsarchitektur groß geschrieben, ebenso das Outsourcing von Standard-IT-Funktionen ohne zusätzlichen Mehrwert an Offshore-Dienstleister; das betrifft insbesondere Helpdesk- und 1st-Level-IT-Support. Für die Modernisierung und Rationalisierung des Applikations-Portfolios wird 2012 mehr Geld bereitgestellt.
Die integriert planenden Unternehmen gehen weniger reaktiv vor, um mit Änderungsmaßnahmen die PUE-Rate zu verbessern (angestrebt wird ein Wert zwischen 1,20 und 1,05). Vielmehr wird verstärkt eine eher langfristige Nachhaltigkeitsplanung und die Entwicklung von umweltfreundlichen Komponenten für das Rechenzentrum der nächsten Generation verfolgt.
Die 2011er Realität
Die 2011er Einschätzung der Experton Group über die Umweltschutzmaßnahmen im Rechenzentrum gingen über das hinaus, was in der Realität tatsächlich erreicht wurde. IT- und Gebäudeverwaltung wurden zum Geldsparen durch Energiesparmaßnahmen angehalten, aber in den meisten Fällen spielte das Thema dann doch eine eher untergeordnete Rolle. Grüne Initiativen wurden in die Zukunft verschoben, wenn sie keine wirklich schnelle Amortisierung versprachen.
Dennoch trug »grüne« Technologie mit dazu bei, aufzuzeigen, wie Aktualisierungen und Upgrades in nicht einmal einem Jahr eine Rendite erwirtschaften können. In vielen Unternehmen wurden die Energiekosten in die Kosten-Nutzen-Analysen und die Auswahlkriterien mit einbezogen. Der PUE-Wert als wichtigstes Mess-Kriterium war nützlich bei der Verbesserung der Nicht-IT-Infrastrukturen, wobei diese Komponenten allerdings nicht die größten IT-Kostenträger darstellen. Mit Ausnahme einiger wirklich visionären IT-Entscheider achtete auch kaum jemand darauf, wie sich umweltfreundliche IT bei einer Projektamortisierung von weniger als einem Jahr auch unter dem Strich in Einsparungen bemerkbar machen kann.
.