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Experton sieht Dropbox, Skydrive & Co auf dem Vormarsch

Axel Oppermann
Cloud-Computing ist eine Technologie – so hat es die IT-Industrie in den letzten Jahren gepredigt – welche die enorme Leistungsfähigkeit von Computern und Rechenzentren auf der ganzen Welt ausnutzt, miteinander verknüpft und über das Internet verbindet. Dienste und Anwendungen werden zunehmend durch dieses Bereitstellungsmodel geprägt. Soziale Netzwerke, Messaging-Plattformen zum Hören von Online-Musik, Video-Sharing-Websites, die Verwaltung von Notizen, Cross-Plattform-Synchronisation von Dokumenten etc. sind Werkzeuge, die auf Cloud-Computing aufbauen und die bereits eine breite Mehrheit im alltäglichen Gebrauch nutzt.

»Quasi jedermann, der im Internet aktiv ist, nutzt wissentlich oder in der Regel unwissentlich, Anwendungen, die auf Cloud Computing basieren«, betont Axel Oppermann, Analyst bei der Experton Group. Er verweist darauf, dass praktisch jeder Privatanwender beispielsweise Webmail-Dienste (Yahoo Mail, Hotmail, Gmail etc.), soziale Netzwerke (Facebook, MySpace, Twitter etc), Dienste für den Austausch von Fotos und Videos (Flickr, Dailymotion, YouTube etc.) oder Plattformen für das Hören von Musik (Spotify, Deezer etc.) und vieles mehr nutzt.

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»Teilweise ohne Wissen der IT-Abteilung«

»Eine Kategorie von Services, die sich auch immer öfter in Unternehmen verbreitet – teilweise ohne Wissen der IT-Abteilung oder Genehmigung der Unternehmensleitung – sind Netzwerk-Dateisysteme für die Synchronisation von Dateien zwischen verschiedenen Rechnern und Benutzern«, hat nun Oppermann eruiert. Die Organisation dieser Prozesse erfolgt über spezielle Applikationen für die unterschiedlichen Client-Plattformen (Windows, iOS, Mac OS etc.) oder den Browser. Die Nutzung erfolgt losgelöst von Hardware-Formfaktoren (Tablet-PC, Smartphone, Notebook etc.).

»Eine Abgrenzung dieser Services von denen der klassischen Filehoster kann über das Geschäftsmodell erfolgen«, meint der Experton-Analyst. Filehoster würden ihre Services regelmäßig über unterschiedliche Preis- und Servicelevel monetarisieren, bezogen auf die Downloadgeschwindigkeit. Anbieter für Cloud-Netzwerk-Dateisysteme hätten Speichervolumen oder Zusatzfunktionen wie etwa Freigaben für Benutzergruppen als monetäre Stellschraube für sich entdeckt. »Gleichfalls«, sagt Oppermann, »arbeiten diese Anbieter stark mit Werbung zur Finanzierung ihrer Dienste.«

Junge Unternehmen konkurrieren mit etablierten Größen der IT-Industrie

Ordnerverwaltung mit Dropbox (Bild: Dropbox)
Ordnerverwaltung mit Dropbox (Bild: Dropbox)
Geprägt wird seiner Meinung nach dieser Markt einerseits von jungen dynamischen Unternehmen – wie Dropbox oder Box.net – sowie etablierten Größen der IT-Industrie wie exemplarisch Microsoft (mit »SkyDrive«). Anbieter wie Box.net werden beispielsweise von Unternehmen wie Salesforce oder SAP finanziert. Während sich Dropbox besonders bei Privatanwendern, Studenten und zunehmend bei Unternehmen hoher Beliebtheit erfreut, zielt Box.net besonders stark auf Geschäftskunden ab.

Ziel dieser Services sei es nach Meinung von Oppermann, nicht eine »Mensch-zu-Mensch«-Kommunikation in den Vordergrund zu stellen, sondern vielmehr eine Verbindung von »Mensch – Inhalt – Mensch« zu forcieren. Dies erfolge über Geräte- und Plattformgrenzen hinweg. Die Daten würden oftmals in den großen Cloud-Rechenzentren von Amazon (wie im Falle Dropbox) landen, oder, so Oppermann, »im schlimmsten Fall in Rechenzentren von Anbietern mit noch geringerer Reputation hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit«.

Herausforderung für Unternehmen und IT-Abteilungen

Der Trend des Laissez-faire im Datenaustausch, der über die Gewohnheiten des Anwenders aus seiner privaten Lebenswelt und der geänderten Arbeitsweise entsteht, stelle IT-Abteilungen und Unternehmen vor große Herausforderungen. Auf der einen Seite werden durch den sorglosen Austausch von Daten die Unternehmens-Anforderungen hinsichtlich Compliance und Governance ausgehöhlt. Auf der anderen Seite würden Dienste und Programme, die den Austausch von Daten über Geräte- und Unternehmensgrenzen hinweg ermöglichen, zu modernen Unified-Collaboration-Konzepten zählen.

»Lösungen wie Skydrive oder Dropbox«, argumentiert Oppermann, »werden sowohl für den Ad-hoc-Austausch von Daten genutzt als auch als zentrale Plattform in kleinen Projekten oder als zentrales Cloud-Repository.« Diese Services würden deshalb bevorzugt, da sie für den Anwender eine unproblematische und pragmatische Lösung bereitstellten. Die Risiken für Unternehmen beginnen beim Datenschutz – hier insbesondere bei der Speicherung von personenbezogenen Daten außerhalb der EU – und geht hin bis zur »Datenakquise« (=Wirtschaftsspionage) chinesischer oder indischer Organisationen.

Unternehmen müssen neue Datenaustauschkonzepte entwickeln

IT-Verantwortlichen in Unternehmen ab 250 Mitarbeitern empfiehlt deshalb Oppermann, im Rahmen der UC- bzw. UCC-Strategie Konzepte zu entwickeln und Lösungen anzubieten, die es den Anwendern erlauben, den Ad-hoc-Austausch von Dateien mit Dritten zu orchestrieren. Gleiches gelte für die Bereitstellung der Inhalte, losgelöst vom Device und unter bestimmten Umständen auch außerhalb des Firmennetzwerks.

Anmerkung: Die Experton Group führt aktuell ein Research-Projekt im Themenfeld »Cloud-/Netzwerk-Dateisysteme« durch. Hierzu werden noch IT- und Fachverantwortliche gesucht, die Experton im Rahmen telefonischer Expertengespräche einige Fragen beantworten können.

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