IDC: die dritte Plattform treibt digitale Transformation massiv
Bereits 2007 beschrieb IDC die »dritte Plattform« als Basis für Innovation und Wachstum der IT-Branche auf den technologischen Grundlagen Mobile-Computing, Cloud-Services, Big Data und Analytics sowie Soziale Netze. Durch die schnelle Einführung neuartiger Technologien in den Unternehmen befindet sich die dritte Plattform nun in einer Phase der Weiterentwicklung, der »Innovation Stage«.
Die »dritte Plattform« reift: was die IT-Branche in den nächsten Jahren bewegen wird (Quelle/Bild: IDC)Die Marktforscher von International Data Corporation (IDC) veröffentlichten ihre Prognosen für die ITK-Branche für das Jahr 2016 und darüber hinaus in ihrem neuen »IDC FutureScape«-Bericht. Und die IDC-Analysten sehen sich bestätigt: Erwartet werden drastische Veränderungen in allen Branchen durch massive digitale Transformation auf Basis der sogenannten »dritten Plattform«.
Doch was ist die dritte Plattform? Die »erste Plattform« war geprägt durch Mainframes, Terminals sowie einer geringen Anzahl an Lösungen und Nutzern; quasi die Anfänge der Unternehmens-IT. Als »zweite Plattform« ist die Ära ab Mitte der 1980er anzusehen, in der der Personal-Computer (PC) eingeführt wurde und sich die Server-Umgebungen sowie LAN/Internet rasant verbreiteten. Die altbewährten Technologien und Konzepte reichen aber mittlerweile nicht mehr aus, um den neuen, datenhungrigen und applikationsgetriebenen IT-Infrastrukturen gerecht zu werden. Hier soll die »dritte Plattform«, erstmals von IDC so 2007 apostrophiert, Abhilfe schaffen.
IDC: es wird sich eine »DX Economy« entwickeln
Frank Gens, Senior Vice President und Chief Analyst, IDCAber auch die dritte Plattform befindet sich bereits in einer Phase der Weiterentwicklung: der »Innovation Stage«, wie es IDC beschreibt. Auf der Grundlage der dritten Plattform haben unzählige Innovationen und Transformationen das Licht der Welt erblickt. Virtualisierung, Cloud oder hyperkonvergente Infrastrukturen gehören hier beispielsweise dazu. IDC erwartet, dass diese Phase in den kommenden drei bis fünf Jahren weiter an Fahrt gewinnen wird, da sich die Unternehmen in großem Stil mit der digitalen Transformation (DX) befassen. Diese Entwicklung werde zur Bildung einer »DX Economy« führen.
»Die Umwälzungen der digitalen Transformation werden dann branchenübergreifend zu spüren sein, wenn die Unternehmen den sprichwörtlichen Schalter umlegen und ihre Anstrengungen bei der digitalen Transformation deutlich ausweiten, um sich eine führende Position in der DX-Economy zu sichern«, erläutert Frank Gens, Senior Vice President und Chief Analyst bei IDC. »In den kommenden zwei Jahren werden zwei Drittel der 2.000 weltweit führenden CEOs die digitale Transformation ins Zentrum ihrer Wachstumsstrategie rücken. IDC erwartet, dass sich bis zum Ende dieses Jahrzehnts der Anteil an Unternehmen mit fortgeschrittener Digital-Transformation-Strategien und entsprechenden Implementierungen mehr als verdoppelt.«
IDC prognostiziert, dass die Ausweitung der Digital-Business-Strategien innerhalb der kommenden 24 Monate mehr als die Hälfte der IT-Ausgaben der Firmen in Beschlag nehmen und dieser Anteil bis zum Jahr 2020 auf bis zu 60 Prozent steigen werden. Dabei ist es für die erfolgreiche Umsetzung der Initiativen im Bereich Digital-Business unerlässlich, die dritte Plattform zu beherrschen.
»Cloud First« wird das neue Mantra der Unternehmens-IT
»Cloud First« werde deshalb zum neuen Mantra der Unternehmens-IT: Nahezu keine der Technologien der dritten Plattform oder der zentralen digitalen Initiativen kann ohne die Cloud realisiert werden. IDC erwartet, dass bis zum Jahr 2020 die Ausgaben der Unternehmen für Cloud-Dienste, Hard- und Software zur Cloud-Unterstützung sowie für Implementierung und Management der Cloud-Services die Grenze von 500 Milliarden US-Dollar übersteigen wird. Das ist mehr als das Dreifache der heute aufgewendeten Summe.
Die DX-Economy wird in erster Linie Code-getrieben sein. Die Fähigkeit der Organisationen, zu wachsen und sich am Markt zu behaupten, hängt zunehmend von ihrer Fähigkeit zur Innovation ab. Diese wiederum ist bestimmt durch die Größe der Software-Entwicklungsteams und deren Können. So gesehen werden alle Unternehmen zunehmend zu Software-Firmen. IDC geht davon aus, dass die Unternehmen, die Digitalisierungsprojekte umsetzen, ihre Kapazitäten in der Entwicklung bis 2018 mehr als verdoppeln werden. Die Entwickler werden sich fast ausschließlich mit der digitalen Transformation befassen.
Ebenso wichtig werden in der DX-Economy die Daten sein. Ohne große Mengen an Daten, die die Innovationen befeuern, wird dieser Prozess nicht gelingen. IDC geht davon aus, dass der Erfolg der DX-Economy davon abhängt, ob es gelingt, stabile »Daten-Pipelines« für Datenströme zum und vom Unternehmen zu etablieren. Bis 2018 erwartet IDC, dass der Zulauf externer Daten zu Organisationen mit fortgeschrittenen Digitalisierungsinitiativen bis um den Faktor fünf anwachsen wird. Firmen, deren digitale Transformation extrem weit fortgeschritten ist, werden die Menge der ausgehenden Daten um den Faktor 500 oder mehr steigern.
Deshalb generiert »Internet of Things« (IoT) 200.000 neue Apps und Lösungen
Innerhalb der digitalen Transformation spielt das »Internet of Things« (IoT) eine herausragende Rolle. IDC erwartet, dass sich die Anzahl an Geräten im IoT auf mehr als 22 Milliarden verdoppeln wird. Das wiederum wird die Entwicklung von 200.000 neuen Apps und Lösungen zur Folge haben, die davon profitieren. Diese Geräte und Lösungen haben das Potenzial, in beinahe jeder Branche Wettbewerbsvorteile neu zu definieren. IDC prognostiziert, dass sich die besonders interessanten IoT-Entwicklungen in den Bereichen Fertigung, Transport, Handel und Gesundheitswesen entwickeln werden.
Kognitive Systeme haben sich bereits als unerlässliches Hilfsmittel in Firmen etabliert, die mit einer Flut von Daten operieren. Die Unternehmen werden in diesem Jahr laut den Prognosen über eine Milliarde Dollar für kognitive Software-Plattformen ausgeben. Dieser Bereich wird in den kommenden drei Jahren drastisch zulegen. IDC erwartet, dass über die Hälfte der Entwicklerteams bis 2018 kognitive Services in ihre Apps integrieren werden, um ihre Daten-Pipelines zu nutzen und um kundenspezifische Personalisierungen weiter zu verbessern. Aktuell nutzt gerade ein Prozent der Entwickler diese Möglichkeit.
IDC: Unternehmen werden Partnerschaften mit branchenspezifischen Cloud-Plattformen eingehen
In der sich ausweitenden DX-Economy kommen branchenweiten Cloud-Plattformen und aktiven Communities zunehmend zentrale Positionen zu, um die digitalen Supply-Chains und Distributionskanäle um den Faktor 100 bis 1.000 auszuweiten. IDC erwartet, dass bis zum Jahr 2018 mehr als 50 Prozent der großen Unternehmen und mehr als 80 Prozent der Unternehmen mit einer fortgeschrittenen Digitalisierungsstrategie Partnerschaften mit branchenspezifischen Cloud-Plattformen eingehen werden oder solche ausbauen, um ihre digitalen Zulieferer- und Distributions-Netzwerke auszubauen. IDC geht davon aus, dass die Anzahl der Branchen-Clouds von heute über 100 bis 2018 auf 500 oder mehr ansteigt.
In der DX-Economy dürften überdies in vielen Bereichen die Preise sinken. IDC erwartet deshalb, dass 60 Prozent der Unternehmen im B2B-Segment und 80 Prozent der Unternehmen im B2C-Bereich ihre »digitalen Ladentüren« und die Customer-Engagement-Systeme dahinter grundlegend überarbeiten werden. Das Ziel dabei: Eine im Vergleich zu heute um den Faktor 1.000 bis 10.000 größere Anzahl an Kunden und Kunden-Touchpoints zu unterstützen.
Ein Drittel der heutigen IT-Anbieter wird übernommen
Gleichzeitig werden die Unternehmen drastisch mehr personalisierte Services anbieten müssen als das heute der Fall ist. IDC rechnet damit, dass »Customer/Intimacy @Scale« – die angepasste Kundennähe – eine der größten und komplexesten Herausforderungen der digitalen Transformation im Unternehmen sein wird. Hierfür bedarf es einer grundlegenden kulturellen und operationalen Veränderung.
Auch an der IT-Branche selbst wird die DX-Economy nicht spurlos vorbeigehen. IDC erwartet, dass bis 2020 fast ein Drittel der heutigen IT-Anbieter übernommen werden, mit anderen Anbietern verschmelzen, sich verkleinern oder sich signifikant neu positionieren müssen. In diesem Umfeld sollten die Unternehmen fortlaufend die Lösungen ihrer Zulieferer und Partner im Blick behalten und die Geschäftsbeziehungen wo nötig neu ausrichten, empfiehlt IDC abschließend.
- Mehr über die IDC-Studie »IDC FutureScape: Worldwide IT Industry 2016 Predictions: Leading Digital Transformation to Scale«
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