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IDC-Studie: Cloud soll Geschäftsprozesse dynamisieren

Die Fachbereiche deutscher Unternehmen fordern von der IT eine bessere Unterstützung ihrer dynamischen Geschäftsprozesse. Kann die IT die Anforderungen nicht erfüllen, bezieht sie Cloud-Services oftmals im Alleingang an der IT vorbei, ist eines der Fazits der neuen IDC-Studie »Cloud Computing in Deutschland 2013«.

Unternehmensziele durch den Einsatz von Cloud-Services (Quelle: IDC)
Unternehmensziele durch den Einsatz von Cloud-Services (Quelle: IDC)
Für IT-Entscheider führt mittlerweile kein Weg mehr daran vor, Cloud-Services zukünftig stärker als bisher an den Bedürfnissen des Business auszurichten. Dabei gibt es zahlreiche nicht-technische Hürden zu überwinden. Doch der Aufwand lohnt sich, so das Fazit der neuen IDC-Studie »Cloud Computing in Deutschland 2013«. Ziel der von IDC im Mai und Juni 2013 – also vor dem Bekanntwerden der Internet-Spionageaktivitäten durch den US-Geheimdienst NSA und deren »Prism«-Programm – durchgeführten Befragung unter 260 IT-Fach- und Führungskräften aus Unternehmen in Deutschland mit mindestens 100 Mitarbeitern war es, die aktuellen Trends und Pläne bei der Nutzung von Cloud-Services zu ermitteln. Der Schwerpunkt der Studie liegt dabei auf der Betrachtung des Themas aus Sicht der Fachbereiche und der Frage, wie die Geschäftsprozesse mittels Cloud-Services besser unterstützt werden können.

Vor allem hat sich das Wissen rund um die Cloud deutlich geändert. »Vier von fünf Befragten wussten vor drei Jahren nicht, was Cloud-Services eigentlich sind«, erklärt Projektleiter Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC in Frankfurt, gegenüber speicherguide.de. »Aber jetzt hat sich das fundamental geändert.« Vor allem das zunehmende mobile Arbeiten spiele im Zusammenhang mit Cloud eine bedeutende Rolle. »Ein Drittel der jetzt Befragten nutzt konkret Cloud-Services – vor zwei Jahren war das erste die Hälfte davon«, erläutert Kraus.

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Cloud-Services sollen vor allem Geschäftsprozesse optimieren

Für die Unternehmen scheint das mit Abstand bedeutendste Geschäftsziel die Verbesserung der Geschäftsprozesse zu sein. Daraus leiten sich die Anforderungen an die IT ab: Neben IT-Kernaufgaben wie der Verbesserung der IT-Sicherheit (45 Prozent) oder der Senkung der IT-Kosten (33 Prozent) fordern vor allem Entscheider aus den Fachbereichen die bessere Unterstützung ihrer Geschäftsprozesse (43 Prozent).

Cloud-Services machen mittlerweile ihren Marsch in die die deutschen Unternehmen. Denn über die Hälfte (55 Prozent) der befragten Organisationen nutzt bereits oder implementiert derzeit Cloud-Services. Außerdem planen oder beschäftigen sich 27 Prozent mit der Einführung von Cloud-Services.

Das strategische Ziel der befragten deutschen Unternehmen ist dabei die bessere Unterstützung der Geschäftsbereiche. Diese Organisationen erkennen den Nutzen für das Business, denn zwei Drittel wollen mittels Cloud-Services langfristig neue Anforderungen der Fachbereiche schneller als bisher umsetzen oder Geschäftsprozesse besser unterstützen.

Neue Geschäftsmodelle und die Entwicklung branchenspezifischer Lösungen durch die intelligente Kombination von Cloud-Services mit anderen IT-Initiativen sind aktuell lediglich für acht Prozent der befragten Unternehmen das langfristige Ziel. Es gibt zwar bereits Anwendungsbeispiele, intelligente Branchenlösungen befinden sich aber noch in den Kinderschuhen.

Cloud-Nutzen sind vor allem flexible Geschäftsprozesse

Die Gründe für die bessere Unterstützung der Fachabteilungen mittels Cloud-Services sind vielschichtig und spiegeln die genannten langfristigen Ziele wider. Schnellere und flexiblere Geschäftsabläufe (56 Prozent) und die kurzfristige Implementierung von neuen Geschäftsprozessen (46 Prozent) sind die wichtigsten Motive für die Nutzung von Cloud-Services. Schnellere Betriebsprozesse werden außerdem durch mobilen Zugriff (46 Prozent) der User auf Daten und Unternehmensapplikationen erreicht. Cloud-Services, in Kombination mit Mobile-Device-Management-Lösungen (MDM) und Verschlüsselungsmethoden, ermöglichen den ebenso sicheren wie einfachen Zugriff auf Anwendungen. Und der Bedarf für mobiles Arbeiten ist hoch, denn bereits heute arbeitet rund die Hälfte der Belegschaft in den befragten deutschen Unternehmen in unterschiedlichem Umfang von unterwegs oder aus dem Home-Office heraus.

»Unternehmen müssen in einem globalen, wettbewerbsintensiven und höchst dynamischen Wirtschaftsumfeld in der Lage sein, ihre Geschäftsprozesse jederzeit agil anzupassen«, sagt Kraus. »Mit der herkömmlichen, oftmals veralteten und deshalb wartungsintensiven sowie heterogenen IT- und Applikationslandschaft lassen sich diese Anforderungen nicht mehr erfüllen. Cloud-Services hingegen unterstützen dynamische Geschäftsabläufe und mobiles Arbeiten.«

Große Cloud-Nachfrage aus Fachbereichen mit mobilen Mitarbeitern

Für die Nutzung von Cloud-Services kommt eine Vielzahl unterschiedlicher Bereiche und Betriebsprozesse in Frage: Kundendienst/Service (27 Prozent), Vertrieb (26 Prozent) und Projektmanagement (26 Prozent) sind für die befragten Entscheider die drei Bereiche, in denen Cloud-Services am besten unterstützen können.

Mitarbeiter im Service und Vertrieb arbeiten oft von unterwegs und bei Projekten müssen temporär Management-Lösungen genutzt und die Beteiligten einfach und schnell integriert werden. Eine einheitliche Datenbasis ist außerdem die Voraussetzung für eine effiziente Zusammenarbeit. Diese Anforderungen können laut IDC mit Cloud-Services erfüllt werden.

Bei der Unterstützung der Fachbereiche mit Hilfe von Cloud-Services sind allerdings vielschichtige Herausforderungen zu lösen: Die Anpassung der Geschäftsprozesse (51 Prozent) selbst, also auf organisatorischer Ebene sowie die Standardisierung und Konsolidierung der Betriebsabläufe (42 Prozent) werden am häufigsten genannt. »Es nutzt letztendlich wenig, wenn durch Cloud-Services technologisch neue Möglichkeiten geschaffen werden, die Abläufe, Rollen und Service-Level aber nicht darauf abgestimmt werden«, meint Kraus. »Nach Ansicht von IDC dürfen sich die IT-Abteilungen bei diesen Prozessanpassungen nicht komplett herausziehen. Erst wenn IT- und Business Hand in Hand arbeiten, können die Betriebsabläufe mit Hilfe von Cloud-Services bestmöglich unterstützt und optimiert werden.

Cloud-Services begünstigen Schatten-IT

Schatten-IT: Cloud-Services-Nutzung ohne IT-Abteilung nimmt zu (Quelle: IDC)
Schatten-IT: Cloud-Services-Nutzung ohne IT-Abteilung nimmt zu (Quelle: IDC)
Diese enge Zusammenarbeit zwischen IT- und Fachbereichen (43 Prozent) stellt für Fachentscheider die zweitgrößte Herausforderung dar, um mit Cloud-Services die Betriebsabläufe besser zu unterstützten. Dies liegt auch am mangelnden gegenseitigen Verständnis, denn Fachbereiche verfügen nach eigener Aussage oftmals über zu wenig technisches Verständnis (43 Prozent), und vice versa verstehen die IT-Abteilungen die Anforderungen der Fachbereiche nicht ausreichend.

Diese Barrieren führen offensichtlich dazu, dass die Fachabteilungen nicht auf die eigene IT setzen: Bereits heute nutzen 32 Prozent der Fachabteilungen teilweise und 12 Prozent sogar sehr umfangreich Cloud-Services – ohne die IT-Abteilung einzubeziehen. Diese Schatten-IT kann aber für erheblich Sicherheitsrisiken (57 Prozent) sorgen, denn sowohl Unternehmensrichtlinien (38 Prozent) als auch gesetzliche Regularien (36 Prozent) können verletzt werden. Zudem bilden sich erneut »IT-Inseln«, die wiederum verhindern, Geschäftsprozesse zu automatisieren. (Lesen Sie über die Schatten-IT auch den speicherguide.de-Kommentar: Wolken können auch Schatten werfen.)

Der Einfluss der Fachbereiche ist größer als gedacht

Aus Sicht von IDC ist das vorliegende Ergebnis auch als Aufforderung an die IT zu verstehen, die kurzfristig eingeforderten Wünsche der Fachbereiche nicht einfach abzuweisen, sondern mit den Abteilungen in den Dialog zu treten.

Die IT sollte auch deshalb stärker mit ihren internen Kunden zusammenarbeiten, weil Fachbereiche und Geschäftsleitung im Entscheidungsprozess eine wichtigere Rolle spielen, als von der IT bislang angenommen. Der Einfluss der Fachbereiche wird in den kommenden zwei Jahren nach den Erwartungen von 60 Prozent der befragten Entscheider weiter, teilweise sogar stark, zunehmen.

Sicherheit geht vor Integration und Management

Doch offensichtlich sind die IT-Abteilungen noch zu sehr mit einer der größten Hürden beschäftigt, nämlich den aufwendigen IT-Anpassungen: Bei den IT-Maßnahmen nennt jeder zweite IT-Entscheider die Anpassung der Sicherheitsmaßnahmen an die Cloud-Umgebung (51 Prozent) als wichtigste Aufgabe. Neben den technischen sind auch organisatorische Aspekte und vor allem die Einhaltung gesetzlicher Regularien und Datenschutzbestimmungen (38 Prozent) zu berücksichtigen. Unternehmen werden Cloud-Services erst dann akzeptieren, wenn End-to-End-Sicherheit zwischen allen beteiligen Vertragspartnern sichergestellt ist.

Die Integration von Cloud-Services mit anderen Unternehmensanwendungen (45 Prozent) ist die zweitwichtigste Maßnahme für IT-Abteilungen. Erst wenn Cloud-Services mit anderen Cloud-Angeboten, Datenbanken oder anderen Applikationen (zum Beispiel ERP mit CRM, SCM etc.) verknüpft sind, kann sich der Nutzen von Cloud-Services für die Fachbereiche entfalten und Prozesse automatisiert werden.

Fazit: Cloud-Computing durchdringt den deutschen Markt

Mittel- bis langfristig wollen die befragten Unternehmen mit Cloud-Services die Fachabteilungen und deren Prozesse besser unterstützen. Die IT-Abteilungen sollten sich dabei aber nicht zu viel Zeit lassen, denn die Fachbereiche beziehen bereits heute im Alleingang Cloud-Services. Außerdem wird der Einfluss der Fachbereiche und des Managements bei IT-Investitionen weiter zunehmen.

Die Fachbereiche folgen dem Motto: Besser schnell eine moderne Applikation mit neuesten Funktionen als Public-Cloud-Lösung nutzen, als noch Jahre zu warten, bis die eigene IT endlich so weit ist. Doch für die Fachabteilungen lohnen sich Alleingänge nur kurzfristig: Um Geschäftsprozesse zu automatisieren, müssen Anwendungen und Datenquellen miteinander verknüpft werden. Erst dann kann der Nutzen für die Fachbereiche und deren Geschäftsprozesse ausgeschöpft werden.

Dazu müssen IT- und Fachbereiche aufeinander zugehen. Dabei ändert sich die Rolle des CIO: Der IT-Leiter wird zum Berater der Fachbereiche, der die Unternehmensziele und Betriebsabläufe bestens kennt und neue Anforderungen mit technischen Lösungen wie Cloud-Services erfüllt. Der Nutzen für die Fachabteilungen und der Geschäftserfolg stehen dabei immer im Mittelpunkt.

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