IDC-Studie: Software-Defined Storage wird Megatrend
Die allseits bekannte Datenflut hat die Unternehmen und die Administratoren fest im Griff. Aber mit welchen Zuwächsen an Speichervolumina rechnen IT-Verantwortliche wirklich? Und wie stellen sie sich darauf ein? Mit welchen Speichertechnologien und Investitionen wollen sie darauf reagieren?
Engelbert Hörmannsdorfer
»Ganz oben auf der Prioritätenliste der IT-Entscheider stehen die Erhöhung der Storage-Kapazität sowie die Sicherstellung der Datenaufbewahrung und Compliance«, erklärt Projektleiter Mark Schulte, Consultant bei IDC in Frankfurt. »Ebenfalls wichtig ist der Schutz der virtuellen Serverinfrastruktur, die Steigerung der Storage-Performance und die Reduzierung der Storage-Kosten. Unternehmen haben also den Handlungsbedarf erkannt, stehen aber gleichzeitig auch unter Kostendruck.«
Storage-Virtualisierung holt mit großen Schritten auf
Aktuell setzen 56 Prozent der befragten Unternehmen Storage-Virtualisierungstechniken ein, etwas weniger als ein Drittel plant den Einsatz innerhalb der nächsten zwölf Monate. Storage-Virtualisierung ist somit noch nicht so verbreitet wie die Virtualisierung von Servern, holt aber mit großen Schritten auf.
Der größte Treiber dieser Entwicklung ist mit Abstand die bessere Speicherauslastung (41 Prozent), gefolgt von der Steigerung der Storage-Performance (36 Prozent) und einer Verringerung der Speicherkosten (35 Prozent). Demnach sprechen IT-Entscheider der Speicher-Virtualisierung Vorteile zu, die weit oben auf ihrer Prioritätenliste stehen. Dies verdeutlicht, warum 27 Prozent der Unternehmen ihren Speicher im kommenden Jahr virtualisieren wollen.
Cloud-Storage sichert sich seinen Platz
Der Bezug von Speicherkapazität aus der Cloud ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Storage aus der hauseigenen Private-Cloud wird von den Unternehmen gegenüber der beim Cloud-Anbieter gehosteten Private-Cloud und Public-Cloud favorisiert. Die Menge des bezogenen Speichers ist noch relativ gering und bewegt sich um zehn bis 19 Prozent der Unternehmenskapazität, das Volumen dürfte laut IDC in den nächsten Monaten jedoch steigen.
IT-Verantwortliche verbinden mit der Nutzung von Storage aus der Public-Cloud mit Abstand die größten Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf IT-Sicherheit und Datenkontrolle. Es sieht allerdings so aus, dass mit zunehmender »Privatisierung« des Cloud-Storage in der Hosted- und In-House-Private-Cloud die wahrgenommenen Hürden jedoch signifikant sinken.
Dabei werden unterschiedliche Nutzenszenarien je nach Cloud-Variante deutlich: Während die Stärken der Public-Cloud insbesondere bei der Reduzierung von Storage-Kosten liegen, setzen Unternehmen die Private-Cloud zur Verbesserung der IT-Sicherheit und zur Steigerung der Storage-Effizienz ein. 27 Prozent der von IDC befragten Unternehmen nutzen die In-House-Private-Cloud für Backups ihrer Daten.
SSD/Flash wächst stark
Der Einsatz von SSD/Flash-Speicher wächst in den kommenden 24 Monaten laut IDC rapide. Flash wird wohl allgemein als Antwort auf die hohen IOPS-Anforderungen von transaktionalen Applikationen angesehen. Durchschnittlich steigt der Anteil von SSD/Flash an der Speicherkapazität um beachtliche 43 Prozent in den Unternehmen. Allerdings geht diese Entwicklung auch von einem relativ geringen Niveau von aktuell elf Prozent am gesamten Unternehmensspeicher aus.
Aktuell am häufigsten kommen SSDs in Kombination mit Festplatten zum Einsatz. Durch diese Hybrid-Arrays, deren Verwendung am stärksten wächst, können Unternehmen sowohl von den Performance-Vorteilen der SSD-Technologie als auch von den Kapazitätsvorteilen der Festplatten profitieren. Nach wie vor stellt der hohe Preis für SSD/Flash-Speicher den größten Hinderungsgrund für eine noch stärkere Marktdurchdringung dar.
Software-Defined Storage findet starke Beachtung
Für eine Überraschung in der IDC-Studie sorgten die Umfragewerte für Software-Defined Storage: Immerhin zwei von drei Unternehmen setzen sich mit dieser Technologie bereits auseinander und 42 Prozent sehen sie als wesentlichen Treiber für Innovationen im Speicherbereich in den kommenden Jahren. Eine konkrete Umsetzung erfolgte bislang zwar nur in acht Prozent der Unternehmen, aber für viele Unternehmen stellt Software-Defined Storage einen interessanten Ansatz dar, der weiter stark an Bedeutung gewinnen dürfte.
Interessant an Software-Defined Storage ist eigentlich: es ist nicht brandneu, den Ansatz gibt es schon länger. Denn vereinfacht gesagt, ist das Ziel einer Software-Defined-Storage-Plattform die Zusammenführung von Storage-Ressourcen und der Aufbau einer Service-basierten Infrastruktur. Also sozusagen Storage-Virtualisierung mit einigen Features mehr.
EMC proklamiert mit ihrem Anfang Mai 2013 in Las Vegas vorgestelltem »ViPR«, dass man beim Software-Defined-Storage-Trend ganz vorne mit dabei sei. Doch bei NetApp relativiert man das doch sehr. »Software-Defined Storage ist lediglich die Begrifflichkeit, die sich im Zusammenhang von Storage-Virtualisierung und Scale-out-Storage-Architekturen immer mehr durchsetzt«, erklärt Alexander Wallner, Area Vice President Germany bei Netapp. Und bei Storage-Virtualisierung und Scale-out-Storage-Architekturen sieht sich Netapp mit ihrer neuen Betriebssystemversion bestens positioniert.
Beim Open-Source-Spezialisten Red Hat freut man sich indes über das IDC-Umfrageergebnis hinsichtlich Software-Defined Storage: »Eigentlich haben wir genau dafür unseren Geschäftsbereich Red Hat Storage gegründet«, sagt Gerald Sternagl, EMEA Business Unit Manager Storage bei Red Hat. »Denn Unternehmen können die Datenflut und damit einhergehenden strukturellen Verschiebungen unserer Meinung nach nur mit einer Software-basierten Lösung bewältigen, bei der sich entweder alle Daten im eigenen Rechenzentrum oder in einer hybriden Cloud befinden.«
Ähnlich im Trend, aber etwas anders in der Lösung sieht es André M. Braun, Germany Sales Director Storage bei Dell. Er verweist auf ein effizientes Storage-Tiering, das die Daten letztendlich am effektivsten handhabt: »Unternehmen müssten eigentlich auf ein dynamisches und automatisches Tiering von Daten achten, damit die Daten immer nach der Art der Nutzung dort landen, wo am wenigsten Kosten, aber ausreichend Geschwindigkeit für den Zugriff zur Verfügung gestellt wird.« Braun verweist in diesem Zusammenhang auf Dells Fluid-Data-Architektur, bei der automatisiertes Storage-Tiering mit integriert ist.
? Software-defined Storage: Stack an Storage-Software, der auf einer gängigen Ressource (x86 Hardware, Hypervisors oder Cloud) installiert werden kann. Dieser Storage-Software-Stack bietet eine vollumfängliche Suite an Storage-Services (zum Beispiel Orchestration-Layer, Skalierbarkeit, Attribut-Management, Datenschnittstellen) und vereinigt zugrundeliegende Speicherressourcen, um Datenmobilität zwischen diesen Ressourcen zu ermöglichen.
? Die Ziele einer Software-defined-Storage-Plattform sind: - Zusammenführung von getrennten Storage-Ressourcen: Die Fähigkeit, Daten auf jeder physischen oder logischen Ressource zu speichern und zwischen Ressourcen automatisch und unterbrechungsfrei zu bewegen. - Service-basierte Infrastruktur: Die Fähigkeit, einen Abstraction-Layer und eine vereinigende Präsentationsschicht über unterschiedliche Ressourcen zu legen. Dies ermöglicht, Komponenten in Abhängigkeit vom Bedarf zu beschaffen, hinzuzufügen, bereitzustellen und deren Nutzung zu messen.