Viele Realisierungsmöglichkeiten bei SDS
Es gibt viele Möglichkeiten, Software-defined Storage zu realisieren. Im Folgenden werden drei SDS-Lösungen etwas näher vorgestellt: Vmwares Ansatz, IBMs soeben vorgestellte Produkte und, als Beispiel dafür, wie ein kleinerer Software-Anbieter mit dem Thema umgeht, die neue Lösung von Falconstor.
Software-defined Storage (SDS) gehört zu den gerade erst Schwung gewinnenden Technologien am Speichermarkt, doch dass die Technik wichtig ist und auch flächendeckend so verstanden wird, zeigt sich an den vielen Lösungen, die bereits auf dem Markt erhältlich sind.
IBM: Zwei-Ebenen-Lösung
IBMs Lösung trennt vier Infrastrukturmodule von sieben Applikationen auf der Steuerebene (Bild: IBM).
IBM hat das Thema Virtualisierung mit dem Mainframe, der seit jeher virtualisiert werden kann, gewissermaßen erfunden und gehört auch zu den ältesten Playern im Speichermarkt. Daher sei hier der aktuelle Ansatz, den Big Blue im Umgang mit dem Thema Software-defined Storage verfolgt, kurz dargestellt. Speichervirtualisierung betreibt IBM schon seit einer ganzen Reihe von Jahren mit dem »SVC« (Storage Volume Controller). Das nun präsentierte SDS-Konzept geht aber weiter.
IBMs SDS-Lösung »Spectrum« besteht aus zwei Ebenen: der Data-Access-Ebene und der Steuerungs- und Kontrollebene. Die vier Applikationen auf der Access-Ebene sind:
- Spectrum Virtualized für Virtual SANs
- Spectrum Accelerate für Hyperscale-Blocks
- Spectrum Scale für globale File- und Object-Stores
- und Spectrum Archive für Bandarchive.
Damit bedienen die Module alle möglichen Speicherformen (File, Block, Objekt) und binden die jeweils vorhandene Speicherinfrastruktur an die Speicher- und Kontrollebene an. Daher können Kunden unterschiedliche Speichersysteme für unterschiedliche Workloads verwenden und trotzdem eine einheitliche überlagerte Struktur nutzen.
Die Steuerungs- und Kontrollebene »Spectrum Control« bietet sieben Applikationsmodule, die bestimmte Aufgaben auf allen unterhalb, auf der Access-Ebene befindlichen Speichersystemen beziehungsweise Daten durchführen beziehungsweise für Anwender bereitstellen können: Storage Management, Policy Automation, Analysis & Optimization, Snapshot & Replication Management, Integration & API Services, Self Service Storage sowie Data Backup und Recovery. Dabei stellt IBM im Rahmen von Spectrum Accelerate seine Hyperscale-Storage-Lösung XIV als Software für x86-Server mit beliebig vielen integrierten Festplatten bereit, wobei sich mehrere Accelerate-Knoten über eine Managementebene verwalten lassen.
Vmware: Zwei Produkte für SDS
vVols lassen sich nun auf den angeschlossenen Arrays über VASA direkt aus vSphere einrichten (Bild: Vmware).
VMware bildet die SDS-Idee in zwei Produkte ab: »vSAN«, inzwischen in Version 6.0 angekommen, und »vVol«. Die Speicher-Policys werden innerhalb von »vCenter« oder »vAutomation Center« formuliert und an die VM gekoppelt. vSAN ermöglicht es, alle Speicher in einem System, also Festplatten und SSDs, zu einem Datastor zusammenzufassen, der blockweise adressiert wird und auf dem sich vStorage-Segmente für bestimmte Applikationen definieren lassen. Bisher diente dabei ein eventuell vorhandener SSD-Speicher automatisch als Cache, nun, mit Version 6.0, lässt sich eine SSD erstmalig auch für Primärdaten verwenden. Über die integrierte Virsto-Software lassen sich Hardware-Clones direkt auf der vSAN-Ebene ziehen, dazu muss man nicht mehr auf der »vSphere«-Ebene arbeiten. Wer gleichzeitig auch Objektdaten speichern möchte, wird von Vmware auf EMCs Produkt VIPR nebst »Isilon«-Hardware verwiesen.
Mit vVol, das direkt auf der Speicherhardware läuft, lassen sich nun auch externe Arrays zu einem großen Datastore konfigurieren. Dabei arbeitet das System mit Containern. Die vVols werden vom Vsphere-Administrator verwaltet. Allerdings kann eine Applikationsinstanz ihre Speicherräume jeweils nur entweder innerhalb der von vVol oder der von vSAN verwalteten Storage-Bereiche haben. Es ist nicht möglich, den Speicher einer Applikationsinstanz beispielsweise über eine SSD in einem vSAN-Server und ein an diesen Server angeschlossenes vVol-Array auszurollen.
Der Vorteil der Lösung ist, dass sie Hardware-agnostisch ist, ein möglicher Nachteil, dass sie eng verzahnt mit der übrigen Software von Vmware, eben beispielsweise Vsphere, arbeitet. Das dürfte gegebenenfalls die bestehende Herstellerbindung verstärken.
In Zukunft sollen vSAN und vVOL um weitere Funktionen erweitert werden. Unter anderem steht hier Object Storage ganz oben auf der Liste.FreeStor: Intelligente Abstraktion
Falconstor schaltet zwischen Speichermedien und -dienste eine Abstraktionsschicht (Bild: Falconstor).Falconstor gehört zu den kleineren, aber nichtsdestotrotz erfolgreichen Playern bei der Storage-Virtualisierung. Nun liegt mit »FreeStor« auch eine Speicherlösung vor. Freestor bezieht auch Cloud-Storage ausdrücklich in die Liste der unterstützten Speichermedien mit ein. Diese werden durch den »Intelligent Abstraction Core« von einer Service-Schicht getrennt, auf der derzeit acht verschiedene Services wie Virtualisierung, Clustering, Tape Out, Automated-Recovery, Deduplizierung, Virtual-Tape, Snapshots und Replizierung angeboten werden. Darüber lagern die Applikationen, die über eine einheitliche Schnittstelle auf die Services und eine Datenbank mit Transaktionsdaten zugreifen. Die Kommunikation mit den Services erfolgt über ein REST-API. Die Datenbank liegt auf einem Managementserver. Unterstützt wird die Lösung von diversen Hard- und Software-Partnern, darunter allen großen Serverlieferanten sowie Vmware, Oracle, Microsoft und IBM »AIX«.
Der Charme der Lösung liegt darin, dass Kunden sie in einer Art Abomodell beziehen, bei dem sie eine zeitbezogene Gebühr entrichten. Darin enthalten sind die intelligente Abstraktionsschicht mit allen Schnittstellen, sämtliche Services, Support und Wartung. Zusätzliche Lizenzgebühren fallen nicht an. Nachteilig ist, dass sie derzeit Block Storage noch nicht unterstützt. Dies steht aber auf der To-Do-Liste.
Betrachtet man die ständig wachsenden Datenmassen, wird wohl für jede dieser Lösungen und auch noch für einige andere ein Platz auf dem Speichermarkt zu finden sein.