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Studie: Deutsche springen wie wild auf Verschlüsselung

Der Einsatz von Datenverschlüsselungsverfahren nimmt bei Unternehmen weltweit deutlich zu. Deutschland hat sich laut einer Studie von Thales, einem Spezialisten für Informationssysteme und Kommunikationssicherheit, an die Spitze der Welle gesetzt – vermutlich wegen der hierzulande intensiveren Diskussion über die NSA-Spionageaffäre.

Der Einsatz von Verschlüsselungsstrategien steigt zuletzt deutlich (Quelle: Thales/Ponemon)
Der Einsatz von Verschlüsselungs-Strategien steigt zuletzt deutlich (Quelle: Thales/Ponemon)
Generell werden für den Einsatz von Verschlüsselungen Gründe wie Verbraucherbedenken, datenschutzrechtlichen Bestimmungen und anhaltende Cyber-Angriffe angeführt. Im Jahr 2013 verfügten 35 (Vorjahr: 29) Prozent der Organisationen über eine unternehmensweite Verschlüsselungsstrategie.Trend damit deutlich steigend.

Im Rahmen der Thales-Studie »Global Encryption Trends Study« wurden über 4.800 Business- und IT-Manager in den USA, England, Deutschland, Frankreich, Australien, Japan, Brasilien und zum ersten Mal in diesem Jahr auch Russland zu weltweiten Verschlüsselungstrends und regionalen Unterschieden im Einsatz von Verschlüsselungen befragt. Die Ergebnisse der Umfrage in Russland zeigen, dass die Einführung der Verschlüsselung in der Region größtenteils der Entwicklung in den restlichen Ländern, die an der Studie teilnahmen, entspricht. Die Umfrage, die mittlerweile zum neunten Mal stattfand und in Kooperation mit Ponemon Institute organisiert wurde, wurde erstmals im Jahr 2005 durchgeführt.

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Größte Bedrohung sensibler Daten: Fehler durch Mitarbeiter

Aber auch wenn der NSA-Skandal wohl als Katalysator für das Hinwenden zu Verschlüsselungslösungen angesehen wird – als größte Bedrohung sensibler Daten werden nicht externe Angriffe, sondern Fehler durch Mitarbeiter wahrgenommen. Generell gibt es zwei große Herausforderungen, denen sich Organisationen mit Datenverschlüsselungsverfahren gegenübersehen: Zum einen zu wissen, wo sensible Daten auftreten, und zum anderen die eigentliche Technologie beherrschen. Dabei wird die Verwaltung der Schlüssel von über 50 Prozent der Organisationen als eine der größten Herausforderungen angesehen.

Die Untersuchung ergab überdies, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Organisation mit sehr strengen Sicherheitsbestimmungen eine offizielle Verschlüsselungsstrategie verfolgt, heute dreimal höher ist als die Wahrscheinlichkeit, dass dies eine Organisation mit sehr niedrigen Sicherheitsstandards tut. Außerdem wurde durch die Studie klar, dass nur 14 Prozent der befragten Organisationen keine Verschlüsselungsstrategie verfolgen, während dies im Vorjahr noch auf 22 Prozent zutraf.

Mit Verschlüsselung Datenpannen abmildern

Deutschland liegt deutlich über den Durchschnitt bei Verschlüsselungs-Strategien (Quelle: Thales/Ponemon)
Deutschland liegt deutlich über dem Durchschnitt bei Verschlüsselungs-Strategien (Quelle: Thales/Ponemon)
Zum ersten Mal wurde von den meisten Organisationen als Hauptgrund für den Einsatz von Verschlüsselungen die Abschwächung der Folgen von Datenpannen angegeben, während in den vergangenen Jahren der Schutz der Marke oder des Ansehens der Organisation an erster Stelle gestanden hatte. Unter den Organisationen, die es als ihre Pflicht ansehen, Datenpannen offenzulegen, glaubt fast die Hälfte, dass die Verschlüsselung ihrer Daten eine Absicherung darstellt, durch die es überflüssig wird, das Vorkommen einer Datenpanne überhaupt publik zu machen.

Als größte Bedrohung für die Sicherheit sensibler oder vertraulicher Daten werden weiterhin Fehler durch Mitarbeiter wahrgenommen, so 27 Prozent der Befragten. Kombiniert man solche Mitarbeiterfehler mit durch Zufall verursachte System- oder Prozessstörungen, so ist die Sorge um eine unbeabsichtigte Offenlegung doppelt so groß wie die, das Ziel von böswilligen Angriffen zu werden.

Organisationen scheuen E-Discovery

Des Weiteren stellt die Verpflichtung in den USA, im Rahmen von Gerichtsverhandlungen auf Anfrage Daten offenzulegen (E-Discovery), in der Wahrnehmung der Organisationen mittlerweile die zweitgrößte Bedrohung für die Sicherheit sensibler Daten dar. wichtigstes Einsatzgebiet für Verschlüsselungen sind Datensicherungsdateien und Datenbanken, gefolgt von Netzwerk- und Laptop-Verschlüsselungen. Überraschung dabei: Der Cloud-Verschlüsselung wurde im Vergleich zu den anderen Einsatzarten relativ wenig Bedeutung beigemessen. Sie taucht nicht in den Top-10 auf.

Die beiden größten Herausforderungen, denen sich Organisationen mit einem Datenverschlüsselungsverfahren gegenübersehen, sind zum einen herauszufinden, wo sensible Daten auftreten (61 Prozent), zum anderen die Fähigkeit zu entwickeln, die Verschlüsselungstechnologie tatsächlich effektiv anzuwenden (so 50 %). Die Schlüsselverwaltung wurde als einer der wichtigsten Aspekte genannt.

KMIP-Standard wichtig für Cloud-Verschlüsselung

Der »Key Management Interoperability Protocol«-Standard (KMIP) wird als ein immer wichtiger werdender Standard wahrgenommen. Die meisten Befragten erwarten, dass er zu Verschlüsselungs- und Schlüsselverwaltungsstrategien besonders für Verschlüsselungen im Bereich Cloud, Speicherungen und auf Anwendungsebenen bedeutende Beiträge leisten wird. Über die Hälfte der befragten Organisationen gab an, dass der KMIP-Standard wichtig für die Cloud-Verschlüsselung sei; im letzten Jahr waren es noch lediglich 42 Prozent.

KMIP ermöglicht Organisationen den Einsatz von zentralisierten Schlüsselverwaltungssystemen, die verschiedene Anwendungsfälle und Equipment-Anbieter miteinander verbinden. KMIP scheint zu einem relativ hohen Bewusstsein unter IT- und IT-Sicherheitsfachleuten beigetragen.

Hardware-Sicherheitsmodule (HSMs) werden zunehmend als unerlässliche Komponenten einer Schlüsselverwaltungsstrategie angesehen. Diese Geräte werden zum Schutz kritischer Datenverarbeitungsaktivitäten und besonders bedeutender Schlüssel verwendet.

Schlüsselverwaltung wird operative Herausforderung

»Der Einsatz von Verschlüsselungen ist weiterhin ein klares Anzeichen für ein starkes Sicherheitsbekenntnis. Gleichzeitig gibt es aber immer mehr Anzeichen dafür, dass die Bedenken im Zusammenhang mit der Verwaltung von Schlüsseln ihre weitere Verbreitung verhindern«, meint Dr. Larry Ponemon, Vorsitzender und Gründer des Ponemon Institute. »In dieser Studie sind wir zum ersten Mal dem Thema der Schlüsselverwaltung auf den Grund gegangen und fanden heraus, dass es sich zu einer riesigen operativen Herausforderung entwickelt. Aber besonders angesichts aktueller Besorgnisse über Backdoors, schlecht implementierte Verschlüsselungssysteme und anfällige Schlüsselverwaltungssysteme kommen Fragen zu globaleren Themen wie Verfahrensaspekten oder die Wahl von Verschlüsselungsalgorithmen auf.«

Es gibt erprobte Verfahren für Schlüsselverwaltung

»Auch wenn sich die Verwaltung von Schlüsseln aktuell zu einem Hindernis für den Einsatz von Verschlüsselungen entwickelt, ist sie kein neues Thema«, erklärt Richard Moulds, Vice President Strategy bei Thales e-Security. »Den Herausforderungen, die mit der Schlüsselverwaltung einhergehen, wurde bereits in stark regulierten Branchen wie der Zahlungsabwicklung begegnet, wo die bewährten Verfahren erprobt sind und problemlos auf andere Fälle angewendet werden könnten.

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