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Facebook krempelt Server- und Storage-Markt um

Neuer OCP-Server mit »Group Hug« und Intel-Lichtleitern (Bild: OCP)
Neuer OCP-Server mit »Group Hug« und Intel-Lichtleitern (Bild: OCP)
Angesichts der explosionsartig wachsenden Datenmengen, verursacht durch Mobilgeräte, Internetdienste, soziale Medien und Unternehmensanwendungen, suchen Firmen-, Cloud- und Big-Data-Kunden ständig nach neuen Möglichkeiten zur Optimierung der Kosten für ihre IT- und Speicherinfrastruktur und Verbesserung ihrer Gewinnsituation. Das Open Compute Project (OCP) überträgt die Prinzipien der Open-Source-Software auf den Hardwaresektor, um die Entwicklung möglichst effizienter Rechnerinfrastrukturen zu den niedrigsten Kosten voranzutreiben.

Die Initiative wurde im Frühsommer 2011 von Facebook mit dem Ziel ins Leben gerufen, die technologische Effizienz zu verbessern und Umweltbelastungen durch Rechenzentren zu reduzieren. Vor allem aber geht es Facebook darum, Design und Bau von Servern grundlegend zu verändern. Gemäß dem »Open Compute«-Gedanken sollen die Nutzer entwerfen, was sie brauchen – und nicht das konsumieren, was die Server- und Storage-Industrie ihnen vorsetzt.

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Facebook ist Hyperscale-Unternehmen – was ist das?

Denn das, was von den traditionellen Server- und Storage-Unternehmen an Technologien und Produkten kommt, können Unternehmen wie Facebook, Google, Youtube & Co. kaum gebrauchen. Diese extrem stark wachsenden Cloud-Organisationen werden mittlerweile Hyperscale-Unternehmen genannt. Unter Hyperscale verstehen die Amerikaner extrem hochskalierbare Rechen- und Speicheranforderungen, in denen massiv Daten produziert und konsumiert werden, und die mit traditionellen Rechenzentrumsarchitekturen kaum noch zu bewältigen sind. Facebook mit seinen mittlerweile mehr als einer Milliarde Nutzer ist dafür das beste Beispiel.

Facebook erkannte beizeiten, dass proprietäre Rechenzentrums- und Speicherarchitekturen mit ihrem Wachstum nicht mehr Schritt halten können, und gehörte deshalb zu den Mitinitiatoren des Open Compute Project. Hier sollen vollkommen neuartige Ideen kreiert werden – eben für aufstrebende Internet- und Cloud-Unternehmen mit Hyperscale-Anforderungen.

Mehr Unternehmen treten Open Compute Project bei

Angesichts dessen verwundert es kaum, dass sich immer mehr Anwender wie Hersteller für OCP begeistern. Dem Projekt sind in den letzten Wochen und Monaten mehr als ein Dutzend neue Mitglieder beigetreten, darunter Applied Micro, ARM, Calxeda, NTT Data, Orange, EMC, Fusion-io, Hitachi, Sandisk oder HGST (vormals Hitachi Global Storage Technologies und jetzt ein Tochterunternehmen des Festplattenherstellers Western Digital).

Denn letzte Woche tagte der mittlerweile vierte OCP-Event »Open Compute Summit«, dieses Mal im kalifornischen Santa Clara. Da diese Veranstaltung innerhalb von nur eineinhalb Jahren offensichtlich trendsetzenden Charakter für die IT- und Storage-Industrie bekommt, hieß es eben, rechtzeitig dabei zu sein. Insgesamt sind laut OCP-Leiter Frank Frankovsky bereits um die 50 Unternehmen mit von der Partie. Frankovsky ist auch Vice President bei Facebook, und die Website »Gigaom« kürte ihn bereits zum »Disruptor«.

»Die Nachfrage nach Storage boomt und IT-Manager kämpfen mit einer Flut neuer Daten, die von Cloud-Rechenzentren, Big-Data-Analyse-Tools, Social-Networking-Plattformen, HD-Videos und Millionen von Mobilgeräten generiert werden«, bekennt denn auch Brendan Collins, Vice President of Product Marketing bei beim Festplattenhersteller HGST. »Als strategischer Laufwerklieferant und Berater von Facebook sowie als Mitglied des Open Compute Project definieren wir Best-Practices für die Storage-Industrie, die den Endanwendern größere Einsparungen, eine Steigerung ihrer betrieblichen Effizienz und eine Verringerung des Energieverbrauchs im Rechenzentrum bringen.«

Ankündigungen auf dem Open Compute Summit

Auf der Veranstaltung letzte Woche gab es etliche Projekt-Vorstellungen und Ankündigungen:
? Eine bis zu 3,2 TByte große PCIe-Flash-Karte stellte Fusion-io vor.
? Ein Design einer neuen Storage-Box gab es von Hyve Solutions für ein Open-Rack-Projekt.
? Facebook stellte Modifikationen für das Open-Rack- und Open-Vault-Projekt vor, die in so genannten Cold-Storage-Umgebungen eingesetzt werden sollen.
? Facebook stellte zusätzlich einen All-Flash-Datenbank-Server (Codename »Dragonstone«) und die letzte Version ihres eigenen Web-Servers (Codename »Winterfell«) vor.
? Mehrere Unternehmen – inklusive Intel – bekannten sich zu einem brandneuen Motherboard-Design, genannt »Group Hug«; es trennt die bislang enge Verknüpfung zwischen Motherboard und Prozessor. Das neue Motherboard soll mehrere neue Prozessor-Generationen überdauern. Unterm Strich könnten sich die Hyperscale-Unternehmen ihr ganz spezielles Motherboard selbst designen.
? Intel geht bei seiner Unterstützung von OCP besonders weit und stellt dem Projekt seine noch in der Entwicklung befindliche Lichtleiter-Technologie »Silicon Photonics« zur Verfügung. Darüber lassen sich Daten mit bis zu 100 Gbit/s deutlich schneller als über Kupferleitung übertragen.

200 Besucher kamen zur ersten OCP-Veranstaltung vor 18 Monaten, und es gab nur Beiträge von Facebook – letzte Woche waren es bereits rund 2.000 Besucher, die Beiträge von ein Dutzend Unternehmen hörten. Der Event letzte Woche stand unter dem Motto »Breaking up the Monolith« (Brechen wir den Monolithen auf). Dieses Motto muss wie Donnerhall in den Ohren vieler traditioneller Server- und Storage-Unternehmen tönen.

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