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Neuausrichtung: Tandberg Data geht in die vorläufige Insolvenz

Keine Neuausrichtung: Overland-Tandberg gibt aufEs geht doch nicht weiter: Overland-Tandberg hat seine Kunden informiert, dass das Unternehmen den Betrieb eingestellt hat. Die ursprünglich geplante Umstrukturierung und Neuausrichtung ließen sich anscheinend nicht umsetzen. In Dortmund ist niemand mehr erreichbar und auch Amerika antwortet uns nicht.

[Update2]  Einem Bericht der c’t zufolge geht es Overland-Tandberg nun doch nicht weiter. Den Kollegen liegt ein Schreiben an seine Kunden vor, aus dem hervor geht, dass der Betrieb seit dem 20. Februar eingestellt wurde. Es werden keine Tape- und RDX-Produkte mehr hergestellt und verkauft.

Tandberg Data hatte am 01. Januar am Amtsgericht Dortmund das Insolvenzverfahren eröffnet. Damit ging auch die Liquidierung der GmbH einher.

E-Mails an deutsche Kontakte werden mit einem Out-of-Office-Reply beantwortet, mit einem Verweis auf US-Kollegen. Doch auch Amerika antwortet uns nicht. Die Distribution kann ebenfalls bzw. möchte keine Auskunft geben.

Wir bleiben weiter dran, gehen aber davon aus, dass Overland-Tandberg nun tatsächlich Geschichte ist. [/Update2]

[Update vom 3.03.2025]

Tandberg Data geht in die Insolvenz: Wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung wurde am 01. Januar am Amtsgericht Dortmund das Insolvenzverfahren eröffnet. Die Gläubiger sind damit aufgefordert, der Insolvenzverwalterin mitzuteilen, welche Sicherungsrechte sie an beweglichen Sachen oder an Rechten der Schuldnerin in Anspruch nehmen.

Als das Insolvenzverfahren im Oktober eingeleitet wurde, klangen die Verantwortlichen in Dortmund noch hoffnungsfroh. Aktuell ist es so, dass wir keine offiziellen Informationen zu Overland-Tandberg haben. Wir sagen es mal so: Unsere E-Mails und Anrufe blieben bis dato unbeantwortet.

Die Insolvenz muss nicht das Aus bedeuten, denn es ist nicht die erste Insolvenz von Tandberg Data. Wir gehen davon aus, dass sich der Hersteller neu aufstellt und mit einem kleinen Team, in reduzierter Form weitermacht. Der Plan war, sich vom Tape-Business zu trennen und nur noch auf RDX zu setzen (siehe unten). [/Update]

[Erstveröffentlichung vom 25.10.2024]

Der in Dortmund ansässige Backup-Spezialist Tandberg Data hat am Montag, den 21. Oktober ein Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen eingeleitet. Rechtsanwältin Dorothee Madsen wurde zur vorläufigen Insolvenzverwalterin bestellt.

Die gute Nachricht, der Hersteller ist nicht auf Hold. Wie wir hören, laufen die Geschäfte wie gewohnt weiter und aktuell kommen auch alle Mitarbeiter zur Arbeit. Ziel ist es, das Unternehmen zu Restrukturieren.

Vor einer ähnlichen Situation stand man bereits 2009. Damals war der Hersteller noch unter norwegischer Leitung und musste wegen Zahlungsschwierigkeiten in die Insolvenz. Damals wie heute, führte die Dortmunder Niederlassung die Geschäfte weiter. Eine gemeinsame Marke sind Tandberg und Overland seit 2013.

Overland-Tandberg voller Fokus auf RDX

In einer Pressemeldung erklärt Overland-Tandberg, dass eine strategische Neuausrichtung geplant sei. Das Unternehmen will sich auf seine firmeneigene RDX-Technologie konzentrieren und dabei von Wachstumsmärkten wie Cybersecurity und Edge-Computing profitieren, während es gleichzeitig seine Betriebsabläufe umstrukturiert, um die Effizienz und den Marktfokus zu verbessern. Im Rahmen dieser Neupositionierung strafft das Unternehmen seine Betriebsabläufe und zieht sich aus dem Geschäft mit Tape-Archiven zurück.

Zur Neuausrichtung gehört auch eine Umstrukturierung der Tochtergesellschaften Tandberg Data in Dortmund und Overland Storage in den USA. Wie das genau ablaufen soll, ist noch nicht bekannt. Es darf aber vermutet werden, dass dies letztendlich auf einen Stellenabbau hinausläuft. Wenn Overland-Tandberg tatsächlich den Tape-Bereich aufgibt, können die bisher damit betrauten Mitarbeiter sicher nicht alle weiterbeschäftigt werden.

Die Insolvenz wird in der gestrigen Pressemeldung übrigens nicht erwähnt. Wie wir hören wurden aber alle Vertriebspartner informiert. Wir sind auf jeden Fall weiter dran.

Anmerkung der Redaktion:

Karl Fröhlich, speicherguide.deKarl Fröhlich, speicherguide.deIch kann nicht sagen, ob mich diese Insolvenz überrascht. Zuletzt war es sehr ruhig um den Hersteller. Das muss nichts heißen, aber als 2022 die Zusammenarbeit mit Dell angekündigt wurde, kam danach quasi nichts mehr. Das war für mich schon ein Zeichen, dass etwas nicht rund läuft.

Andererseits boomt das Tape-Business. Heißt es. Daher verwundert es schon, dass Overland-Tandberg keine Tape-Librarys und Bandlösungen mehr vertreiben will.

Dass Overland-Tandberg seine Zukunft im RDX-Business sieht, klingt zunächst absurd. Mit einer maximalen HDD-Speicherkapazität von 5 TByte gilt das Wechselplattensystem als veraltet. Mit RDX SSD-Medien sind zwar bis zu 8 TByte möglich, allerdings zu wenig attraktiven Preisen.

Dazu hatte ich bereits vor rund zwei Jahren ein Gespräch mit den verantwortlichen Personen und es wurde mir glaubhaft versichert, dass der Absatz prächtig laufe. RDX stelle rund 60 Prozent des Geschäfts der Dortmunder Geschäftsstelle. Anscheinend ist die Technologie für Kleinstunternehmen die perfekte Lösung. Auch kommen viele Produkte in der Medizin zum Einsatz und hier haben Systeme eine enorm lange Lebensdauer. In diesem Umfeld scheint die Speicherkapazität kein Kaufkriterium zu sein, sondern die Wechselfähigkeit und der robuste Aufbau der Medien.

Meiner Einschätzung nach sind die RDX-Systeme und -Medien weniger Support anfällig als Tape-Systeme. Möglicherweise verschlankt sich der Hersteller ohne Tape enorm. Wie gesagt, möglicherweise.

Eventuell schafft dies auch Freiräume für Neuentwicklungen, denn neue Produkte müssen kommen. Die RDX-HDD-Medien basieren auf 2,5-Zoll-Festplatten und die werden längst nicht mehr weiterentwickelt. actidata hatte vor rund einem Jahr ein NAS-System mit integrierter Wechselfestplatte vorgestellt. Aus meiner Sicht muss auch bei Overland-Tandberg eine Lösung auf 3,5-Zoll-Basis kommen.

Wir bleiben auf jeden Fall dran.