Veritas zündet zum Comeback ein Produktfeuerwerk
Stefan Henke, Managing Director DACH-Region, VeritasDie Weichen sind gestellt: Veritas wird, nachdem es 2005 von Symantec für 13,5 Milliarden US-Dollar übernommen wurde, voraussichtlich zum Jahreswechsel wieder komplett selbständig. Nach zehn Jahren stellt sich doch raus: Business- und Consumer-Lösungen lassen sich doch nicht so einfach integrieren, wie das ursprünglich gedacht war. Das Comeback als eigenständiges Unternehmen rund um Backup und Datensicherung feiert Veritas mit einer Vielzahl an Produktankündigungen. Praktisch alle bekannten Pakete erhielten oder erhalten noch in diesem Jahr ein Update, und es gibt sogar komplette Neuvorstellungen.
Der Schwung bei der Veritas-Mannschaft nimmt gerade Fahrt auf. »Endlich können wir uns wieder auf unseren angestammten Markt konzentrieren«, freut sich Stefan Henke, Managing Director für die DACH-Region von Veritas. Hanke selbst ist seit 14 Jahren bei Veritas, kam mit der seinerzeitigen Übernahme zu Symantec – und nun ist er Teil des hiesigen Managements, das die Abspaltung umsetzt.
Mit zu seinen Aufgaben gehört es, hierzulande den altbekannten Namen »Veritas« wieder in Erinnerung zu bringen. Und ihn im Business-Bereich unter anderem wieder mit Backup, Datensicherheit, Datenwiederherstellung und Datenverfügbarkeit zu verbinden. Henke: »Veritas war immer ein starker Brand für Enterprise-Lösungen, auch während der Symantec-Zeit.«
Henke verweist unter anderem auf eine Gartner-Studie, wonach rund 70 Prozent der Daten in Unternehmen keinen besonderen Wert haben. »Ein Administratoren sollte sich somit intensiv um die restlichen 30 Prozent kümmern«, sagt Henke. »Aber weil er oft nicht die richtigen Tools hat, kümmert er sich doch um die kompletten 100 Prozent seines Unternehmens.«
Hier will Veritas ansetzen. Denn laut Henke sind »mehr Daten nicht gleich mehr Informationen«. Und dazu kommt, dass Datenverfügbarkeit auch oft nicht so megawichtig sei, wenn man sich Abwandern vieler Daten die Cloud anschaue. Die große Veritas-Klammer heißt also beim neuen Portfolio: ungezügeltes Informationswachstum und fragmentierte Datenspeicher beherrschbar machen. Das Portfolio besteht nunmehr aus acht Produktlinien, teilweise bekannt, weilweise ganz neu.
Mit den erweiterten Kernprodukten und neuen Softwarelösungen folgt Veritas einem fundamental etwas anderen Ansatz, Daten und entsprechende Dienste über multiple Cloud-Umgebungen hinweg zu organisieren. Die bestehenden Produkte wurden um Funktionen erweitert, mit denen Kunden ihre Daten in hybriden Cloud-Infrastrukturen einfacher managen und insbesondere in virtuellen VMware- und Microsoft-Umgebungen besser sichern können. Mit den neuen Softwarelösungen sollen Firmen tief in ihre Speichersysteme schauen und darin abgelegte Informationen verstehen sowie priorisieren können, auch wenn die Daten weit in der Organisation verstreut sind. Mit den Managementwerkzeugen sollen Kunden inzwischen gezielt jene geschätzten 1,5 Prozent ihrer Daten im Unternehmen finden können, die für eine Firma die wertvollsten Erkenntnisse liefern.
Update: »Veritas NetBackup 7.7«
»Veritas NetBackup 7.7«, die neueste Version der Backup-Lösung für Unternehmen, beherrscht neue Funktionen und soll mehr Leistung für große, dynamische Rechenzentren liefern. Das Paket unterstützt nun Vmware vSphere 6 und Microsoft Hyper-V als auch hypride Cloud-Modelle auf Basis von Amazon Web Services (AWS), Amazon S3, Cloudian, Google Nearline und vielen anderen.
Die Cloud-Leistung sei im Vergleich zur Vorgängerversion um das 30-fache gesteigert worden. Und es geht laut Henke darum, dass »Kunden damit die Kontrolle über ihre Daten in der Cloud behalten«. Mit einer einzigen Lösung für die ganze Organisation sollen Unternehmen die Komplexität ihrer Rechenzentren reduzieren und mit dem Wachstum ihrer Daten Schritt halten können.
Update »Veritas Data Insight 5.0«
»Veritas Data Insight 5.0« kann unstrukturierte Daten nun tiefer auswerten und hilft Firmen dadurch, die Governance und deren juristische Anforderungen über interne Datenspeicherplattformen bis hin zu Box-Cloud-Speichern besser einzuhalten. Die Software kann Zugriffe und Rechte auf Fileshares und die Privilegien besser tracken und aufeinander abstimmen, sodass Firmen ihre Fileshares stärker absichern können.
Dank ihrer anwenderzentrischen Sicht bei der Datenforensik kann Data Insight von der Norm abweichende Aktivitäten aufspüren. Die Version 5.0 soll im Spätsommer verfügbar sein, und wird mit weiteren Funktionen im Bereich Datenanalyse ausgestattet. Dadurch kann sie für wichtige Aufgaben wie Retention-Management und Zugriffs-Compliance eingesetzt werden. Ein Unternehmen kann auf diese Weise besser nachvollziehen, wie Anwender, Risiken und der Wert der Daten zueinander stehen.
Ganz neu: »Veritas Information Map«
»Information Map« visualisiert die Metadaten in einer Information-Fabric eines Unternehmens (Bild: Veritas)»Veritas Information Map« ist die erste Cloud-Applikation, die auf der vorhandenen Information-Fabric-Technologie von Veritas aufsetzt. Sie hilft Unternehmen, eine Übersicht über ihre unstrukturierten Daten zu gewinnen. Information Map extrahiert dazu Metadaten aus Veritas Netbackup, speichert diese in der Cloud und lädt sie in einer einfach zu bedienenden Oberfläche hoch. Darin können die Anwender auf einen Blick sehen, wo wie viele Daten in welchen Rechenzentren abgelegt sind, und mögliche Risiken identifizieren.
»Administratoren sehen alles bis hinab auf die File-Ebene«, erläutert Henke. »Vor allem Duplikate lassen sich schnell identifizieren. Beta-Kunden konnten rund 20 Prozent ihrer gespeicherten Daten sofort löschen. Das war ein regelrechtes Aha-Erlebnis.«
Kunden können schnell Gebiete mit wertvollen Daten von Bereichen mit weniger sinnvollen unterscheiden. Unternehmen würden dank Information Map besser entscheiden können, wie sie die Risiken für ihre Informationen reduzieren und ihre Speicher besser nutzen können. »Letztendlich«, betont Henke, »generieren wir aus den Metadaten echte wertvolle Informationen über Informationen.«
Update »Veritas InfoScale« (früher: Storage Foundation)
»Veritas InfoScale« hilft Unternehmen, ihre kritischen Anwendungen in komplexen, mehrstufigen Umgebungen aus physischen und virtuellen Systemen hochverfügbar zu betreiben. Infoscale ist also eine Software-defined Storage-Umgebung, die die Storage-Hardware verschiedener Hersteller einbindet (virtualisiert). Laut Henke sei die Besonderheit, dass man auch Flash ganz nah am Server in die Virtualisierung mit einbinden kann: »Und bei uns kommt die Cloud als zusätzlicher Layer mit dazu.«
Über eine einzige Web-basierte Managementkonsole sollen sich die sonst komplexen Abläufe stark vereinfachen lassen. Veritas hat zudem das Verkaufsmodell für Infoscale überarbeitet und vereinfacht.
Ganz neu: »Veritas Resiliency Platform«
»Veritas Resiliency Platform« liefert mehr Transparenz und folgt dem Ansatz für Service-Continuity (Bild: Veritas)Business-Continuity soll als drittes Standbein bei Veritas ausgebaut werden. Dafür ist »Veritas Resiliency Platform« vorgesehen, das als Lösung für IT-Service-Continuity einheitlich und global regelt, wie kritische Daten und Anwendungen auch in komplexen, gemischten Umgebungen aus physischen und virtuellen Systemen im Ernstfall weiterhin verfügbar bleiben.
Die Plattform hilft laut Henke dabei, dass kritische Anwendungen strenge Service Level Agreements einhalten. Die Software liefert mehr Transparenz und folgt dem Ansatz für Service-Continuity, sodass die Wiederherstellung wichtiger IT-Dienste im Unternehmen vorhersag- und beherrschbar wird. Die Software läuft im eigenen Rechenzentrum oder bei einem Cloud-Anbieter.
Der Fahrplan für die Trennung von Symantec
Die operative Trennung von Veritas und Symantec ist für Oktober 2015 vorgesehen. Die schlussendlich vollständige rechtliche Trennung ist für Januar 2016 vorgesehen. Veritas dürfte auf 2,6 bis 2,8 Milliarden US-Dollar Umsatz kommen. Beschäftigt werden dann rund 8.200 Mitarbeiter. Als eigenständiges Unternehmen könnte Veritas an die Börse kommen. Aber in Finanzkreisen wird auch über einen Verkauf an den Finanzinvestor Carlyle Group gemunkelt. Als Kaufpreis werden sieben bis acht Milliarden US-Dollar herumgereicht.
Als General Manager fungiert während der Trennung John Gannon, der 2005 von Quantum zu Symantec stieß. Noch ist nicht sicher, ob er einen der beiden CEO-Posten bekommt bzw. übernimmt.
»Die geplante Trennung von Veritas und Symantec ist ein wichtiger Schritt für die Industrie. Viele IT-Organisationen scheitern daran, ihre Daten zu sichern, hochverfügbar zu halten und die dafür nötigen Datenspeicher zu verwalten. Die Vision von Veritas, Informationen hochverfügbar zu halten und zugleich Einblicke zu gewinnen, verspricht ein vollständiges Portfolio an Lösungen und Services, angefangen bei der Storage-Infrastruktur bis hin zu den Datenanalysen«, urteilt Jason Buffington, Sr. Analyst on Data Protection beim Analystenhaus Enterprise Strategy Group (ESG). »Es ist spannend, zu beobachten, wie Veritas sein Erbe beim Datenschutz und -management mit neuen Informationen und Einblicken in die Daten kombiniert, um so die IT-Herausforderungen von morgen zu adressieren.«
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