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Objektspeicher: Mit S3 könnte der Durchbruch kommen

Mit dem Vorteil der besseren Flexibilität konnten Objektspeicher bisher nur bedingt punkten. Viele IT-Abteilungen halten lieber am bekannten File- und Block-Storage fest. Nachdem S3 nun aber zum Industriestandard für Cloud und Objekt-Speicher geworden ist, kommt anscheinend Bewegung in den Markt. Wir sprachen mit Neil Stobart, Global Technical Director bei Cloudian, über die Entwicklung im Bereich Object-Storage.

  Objekt-basierte Speicher werden seit Jahren diskutiert, scheinen aber immer noch ein Nischen-Thema zu sein. Wie sehen Sie das?

Neil Stobart, CloudianNeil Stobart, CloudianStobart: Objektspeicherung fristete in der Vergangenheit sicherlich ein Nischen-Dasein. Aber die Wahrnehmung hat sich grundlegend geändert: Der Markt ist gereift und die Unternehmen verstehen die Vorteile dieser Technologie immer besser. Einer der Hauptgründe, dass Objektspeicher aus der Nische herausgetreten ist, liegt sicherlich darin, dass die S3-API zum Industriestandard für Cloud und Objekt-Speicher geworden ist. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die einfache Skalierbarkeit der Technologie. Objektspeicher lässt sich in einem einzigen System mit nur einer Verwaltungsoberfläche unbegrenzt skalieren.

  Die S3-Kompatibilität wird nun von einigen Anbietern aufgegriffen. Hier gibt es doch aber sicher Unterschiede?

Stobart: S3-Kompatibilität ist tatsächlich ein Bereich, der mit Vorsicht zu genießen ist. Die S3-API verfügt über 400 verschiedene Funktionen. Viele Anbieter, die mit S3-Kompatibilität werben, können viele der S3-Funktionen tatsächlich gar nicht unterstützen. Wir haben die S3-API vom ersten Tag an unterstützt und entwickelt und können deshalb behaupten, hochgradig S3-API-kompatibel zu sein.

DACH-Region setzt nur zögerlich auf neue Technoligen

  Deutsche Unternehmen haben, wie bei vielen neuen Technologien, lange gezögert. Erwarten Sie nun mehr Bewegung in Richtung Cloud-Speicher?

Stobart: Die DACH-Region ist tatsächlich ein schwieriges Pflaster für Speicherunternehmen. Es gibt jede Menge Vorschriften, die die Vorhaltung von Daten regulieren. Dass bestimmte Daten die Landesgrenzen nicht verlassen dürfen, ist nur ein Beispiel von vielen. Seit den Anfängen der Public-Cloud, die in der DACH-Region tatsächlich nur zögerlich angenommen wurde, haben sich aber viele alternative Cloud-Technologien entwickelt. Cloudian ist eine davon, die sicherstellt, dass Daten innerhalb bestimmter physikalischer Grenzen bleiben. Deshalb sind wir in der Region tatsächlich schon sehr erfolgreich, insbesondere im Dienstleistungssektor.

  Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)?

Stobart: In Sachen DSGVO hat Objektspeicher tatsächlich entscheidende Vorteile. Beispielsweise kann Hyperstore als private oder hybride Cloud genutzt werden, so dass Kunden darauf vertrauen können, dass ihre S3-Daten sicher innerhalb der Landesgrenzen, oder der eigenen vier Wände liegen. Auf technologischer Seite hilft Objektspeicher dabei den genauen Speicherort von Daten lückenlos zu kontrollieren. Unsere Objektspeicher-Lösung bietet obendrein auch alle nötigen Technologien, um Daten umfassend zu schützen und zu verschlüsseln.

Cloudian, AWS S3 und Azure

  Wie unterscheidet sich das Cloudian-Angebot von AWS S3?

Stobart: Der Begriff S3 ist oft verwirrend, da er mehrere Bedeutungen haben kann. Es kann sich dabei um den AWS S3-Service oder die S3-API handeln. Wir verkaufen keinen AWS-S3-Speicher. Stattdessen basieren unsere Storage-Services auf der S3-API. Das bedeutet, dass wir es einer Organisation oder einem Dienstleister ermöglichen, eine eigene Speicherplattform zu haben, die AWS nachempfunden ist. So können die Kundendaten in einem eigenen, privaten Rechenzentrum aufbewahrt werden, während gleichzeitig die S3-API für die Kommunikation verwendet wird.

  Nachdem Cloudian lange nur auf die S3-API gesetzt hat, unterstützt Ihr nun auch Azure. Was sind aus Ihrer Sicht die Unterschiede zwischen S3 und Azure?

Stobart: Es stimmt schon, wir waren immer nah verwandt mit AWS. Mittlerweile haben wir es jedoch ermöglicht, auch Azure und Google zu nutzen. Wir können nun Workloads, die für die S3-API geschrieben wurden, übernehmen und diese Daten im Azure-Blob-Format nach Azure verschieben, was einen Zugriff auf die Daten über beide API-Formate erlaubt. Dazu haben wir eng mit Microsoft zusammengearbeitet, um ein Gateway bereitzustellen, das die Interoperabilität der S3-API auf der Azure-Plattform sicherstellt und Kunden vom großen Ökosystem für S3-Anwendungen profitieren.

Es gibt natürlich Unterschiede, die für begeisterte Nutzer der einen oder anderen Plattform von Bedeutung sind. Aus unserer Sicht bieten sie beide unbegrenzt skalierbare Umgebungen für die Objektspeicherung und ein reichhaltiges Angebot an Anwendungen. Daher ist es sehr wichtig, dass wir beide unterstützen um Nutzer unserer Lösung die freie Wahl zu bieten bei Bedarf die Public-Cloud zu nutzen, die sie präferieren.

Anwendungsfelder für Objektspeicher

  Was sind die wichtigsten Anwendungsfelder für Objektspeicher? Backup und Archivierung?

Stobart: Sicher, wir adressieren auch Backup und Archivierung, weil das immer noch die größten Herausforderungen für die IT sind. Objektspeicherung ist hier eine ideale Alternative zu Tape oder teuren Festplatten. Aber es gibt auch viele andere passende Anwendungsfälle, wie zum Beispiel aktive Archive, Dateien für die Medien- und Unterhaltungsindustrie, technische Dateien, medizinische Aufzeichnungen und hunderte andere.

  Cloudian hat Ende letzten Jahres Hyperfile angekündigt und will damit auch den NAS- oder File-Storage-Markt adressieren. Was haben Unternehmen davon?

Stobart: Mit HyperFile erweitern wir unsere Vorteile auf Anwendungsfälle, die noch die Verbindung zu Dateien erfordert. Wir haben nicht vor, NAS-Lösungen zu ersetzen. Vielmehr konzentrieren wir uns auf die Workloads, die am sinnvollsten sind, um die Skalierbarkeit und die Kosten der Objektspeicherung zu nutzen. Videoüberwachung, PACs im Gesundheitswesen und Media-Asset-Manager beispielsweise haben alle Anforderungen, große Datenmengen, meist größere Dateigrößen, über einen längeren Zeitraum zu speichern. Hier ist die Objektspeicherung sinnvoll, um die langfristigen Speicherkosten für große unstrukturierte Datensätze zu reduzieren.

Künftige technische Entwicklung

  Was können wir von Cloudian in naher Zukunft aus technologischer Sicht erwarten?

Stobart: Letztendlich wollen wir auch weiterhin die Nummer eins in Sachen S3-API-Kompatibilität unter den Anbietern von Objektspeichern bleiben. Obwohl wir die S3-API nicht kontrollieren, können wir sicherstellen, dass wir Amazons Updates genau verfolgen.

Spannend wird die Erweiterung des Datenmanagements. Wir haben viel Erfahrung darin, Clouds und Dateitypen zu verwalten und werden diese nutzen, um hier geeignete Lösungen anbieten zu können.

Darüber hinaus ermöglichen wir durch die Skalierung der Metadatensuche und den Aufbau der Spark-Integration, dass die Daten intelligenter mit Metadaten verknüpft werden können, um sie zu einem wertvolleren Gut zu machen. Dies ist besonders wichtig für die Analyse großer Datenmengen bei Workloads, die eine Datenlokalisierung erfordern, das heißt für die Ausführung eines Jobs auf dem Node, auf dem die Daten tatsächlich gespeichert sind, um die Analyseperformance zu verbessern.


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