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NAS im Eigenbau II – Linux-Lösungen

Linux ist auf vielen NAS-Plattformen schneller als beispielsweise ein Windows-Server. Teilweise sind aber mehr als nur solide Grundkenntnisse erforderlich. Im zweiten Teil Workshops NAS im Eigenbau stellt speicherguide.de nun Software-Lösungen auf Linux-Basis vor.

Max Lessel

Linux beherrscht alle wesentlichen NAS-Funktionen und Protokolle. Snapshots wickelt der »Logical Volume Manager« ab, Spiegelungen übernimmt DRDB oder rsync und Samba sorgt für SMB/CIFS-Dienste. Die Internet-Protokolle http, ftp und nfs gehören ohnehin zum Standard-Repertoire jeder Linux-Distribution. Zudem gibt es Blockserverdienste für iSCSI, Fibre-Channel und Infiniband.

Wer sich mit Linux auskennt, kann eigentlich jede beliebige Server-Distribution für das NAS verwenden. Allerdings fordert die Konfiguration des NAS dann Können und Erfahrung, denn bei der »händischen« Methode erfolgt die Konfiguration der Dienste auf der Kommandozeile und in textbasierten Konfigurationsdateien. Je nach Distribution gibt es das ein oder andere GUI-Tool, welches bei der Verwaltung der Dienste hilft, aber die Konsolen-Arbeit nicht gänzlich überflüssig macht.

Mögliche Probleme: Linux-Distributionen kommen mit einigen Hardware/Server-Komponenten nicht zurecht. Dazu zählen:

Pseudo-RAID: Etliche Board-Hersteller verbauen so genannte Pseudo-RAID-SATA-Controller. Diese fassen mehrere Platten scheinbar zu einem RAID-Verband zusammen, in Wirklichkeit übernimmt die RAID-Berechnung später dann jedoch der Windows-Treiber. Bei Servern mit solchen Adaptern sollte der Verwalter das RAID-Feature im Bios ganz abschalten. Die RAID-Funktionalität kann in diesem Fall Linux selbst über ein Software-RAID-Kernelmodul liefern.

UEFI: Noch unterstützen Linux-Distributionen den Bios-Nachfolger UEFI nur sehr schlecht. Sofern es das System zulässt sollte der Administrator hier auf jeden Fall den alten Bios-Modus des Servers verwenden.

Tipps: Bei der Partitionierung der Platten sollten Verwalter den LVM (Locical Volume Manager) verwenden, der Snapshots erstellt oder bestehende Volumes dynamisch erweitert.

Als zuverlässiges Dateisystem für NAS-Filer hat sich xfs etabliert. Im Gegensatz zu ext3/4 verzichtet xfs auf komplette Checkdisk-Läufe nach 60 Tagen Betrieb, die bei entsprechender Volumen-Größe mehrere Stunden laufen können. Auch das Oracle-Dateisystem BTRFS wird zunehmend interessant, hat aber noch mit ein paar Problemen zu kämpfen. Zugriffe auf große Dateien wie Disk-Images von virtuellen Maschinen bringen noch nicht die gewünschte Performance.

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Openfiler

Die GUI listet sehr viele Optionen auf die Linux-Kenntnisse voraussetzen.
Die GUI listet sehr viele Optionen auf die Linux-Kenntnisse voraussetzen.
Zu den bekanntesten NAS-Software-Appliances im Linux-Umfeld gehört der »Openfiler«. Wer zuerst an »FreeNAS« denkt, der irrt, denn diese Lösung basiert auf »FreeBSD« und wird im kommenden, dritten Teil des Workshops beschrieben.

Openfiler 2.99 baut auf eine Distribution von Red Hat. Die grafische Installation übernimmt daher »Anaconda« und Red-Hat-RPMs lassen sich nachinstallieren. Wer Openfiler als virtuellen Fileserver unter Vmware betreibt, kann daher auch die VMware-Tools einrichten.

Die eigentliche Konfiguration der Software-Appliance übernimmt der Web-Browser. Wer sich mit Linux auskennt, fühlt sich recht schnell heimisch, denn die im Web-Gui grafisch dargestellten Einstelloptionen erinnern an die Setup-Optionen in den diversen Konfigurationsdateien der Dienste. Im Gegenzug werden Linux-Unkundige mit der Openfiler-Gui erst einmal herzlich wenig anfangen können, da sie die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Diensten und Einstellungen so nicht kennen. Auch finden sich in vielen Web-Dialogen Optionen, welche der Anwender in 98 Prozent der Fälle nicht vom Standard abweichend konfigurieren muss. Das verwirrt eher als dass es hilft.

Negativ fällt dabei leider auch auf, dass viele Einstellungen erst einmal gar keine Wirkung zeigen, bevor der Verwalter nicht den Dienst oder den ganzen Openfiler neu startet. Schade, dass der Nutzer hier weder eine Information vom System im Stil von „Änderung wird erst nach Dienstneustart wirksam“ erhält, noch die Software selber den betreffenden Dienst neu startet. In der Praxis muss der Verwalter dann auf der Kommandozeile und in Konfigurationsdateien händisch nachhelfen.

Der Openfiler verfügt über keine lokale Benutzerverwaltung, womit sich die Lösung nicht in kleinen Umgebungen ohne Domain oder LDAP-Directory verwenden lässt. In der Testumgebung mit einem Windows-2008R2-DC gelingt es erst nach mehreren Anläufen, das NAS in die Domäne zu integrieren.

Neben den NAS-Funktionen integriert Openfiler auch die Target-Treiber SCST- (SCSI Target) und IET (iSCSI Enterprise Target). Das ist eigentlich doppelt gemoppelt, da SCST sowohl ein Target für FC als auch iSCSI arbeitet und sich IET seit etwa einem Jahr nicht mehr weiterentwickelt. Auch die Target-Konfiguration lässt sich im Test nicht rein über die GUI abwickelt. Erst der Eingriff in die Konfigurationsdateien schaltet den iSCSI-Zugriff von außen frei.

Fazit: Openfiler erfordert vom Verwalter Linux-Erfahrung, da nicht alle GUI-Vorgänge immer zum gewünschten Erfolg führen. Der Administrator muss immer mal wieder auf der Kommandozeile nachhelfen. Dafür ist die Lösung frei verfügbar.

Open-E DSS

Der Volume-Manger verwaltet die Speicher-Ressourcen und erstellt NAS-Volumen oder Block-Devices für iSCSI und FC.
Volume-Manger verwaltet Speicher-Ressourcen und erstellt NAS-Volumen oder Block-Devices für iSCSI/FC.
Von Open-E stammt eine kommerzielle NAS-OS-Implementierung »DSS« (Data Storage Server) auf Linux-Basis. Das Betriebssystem installiert sich von CD auf eine Platte oder einen USB-Stick mit mindestens einem GByte. Die Kommandozeile ersetzt ein proprietäres Textmenü, welches nur für systemnahe Konfigurations-Optionen wie das LAN-Setup gedacht ist. Alles weitere übernimmt das Web-GUI. Open-E integriert den LVM mit XFS-Volumes für die NAS-Datenträger. Das SCST kann FC und iSCSI-LUNs erstellen und verwalten. Open-E beherrscht Software-RAID und integriert von Herstellern wie LSI auch die RAID-Controller-Steuerung in das eigene GUI. Neben der ADS- oder LDAP-Integration unterstützt der DSS auch eine lokale Benutzer-Authentisierung. Dabei gibt es ein kleines aber feines Feature: Der Administrator kann eine einfache Textdatei mit Benutzernamen und Unix-UIDs hochladen. Damit stellt DSS dann eine Brücke zwischen lokalem Benutzer und Unix-ID her, so dass Shares mit parallelem NFS und CIFS-Zugriff das richtige UID-Mapping verwenden.

Open-E »DSS V6«
Zeitgleich zu den Basisfunktionen integriert Open-E Backup-Clients für CA »ARCserve« oder Symantec »Backup Exec«, das Open-Source-Backup-Tool »Bacula« und einen NDMP-Zugang. Neuere Builds enthalten die Vmware-Tools, so dass DSS auch als virtueller Fileserver arbeiten kann. Mehrere DSS-Speichersysteme lassen sich in einen Cluster zusammenfassen und spiegeln.

In der Vergangenheit gab es beim DSS immer mal wieder kleinere Bugs, so dass der Hersteller recht häufig Software-Updates herausbrachte – was immer wieder lästige Neustarts erforderte. In der Zwischenzeit hat sich der Zustand einigermaßen stabilisiert. Open-E wird häufig von kleineren Hersteller oder Händlern als NAS-Lösung eingesetzt und unterstützt eine recht große Auswahl an Server-Hardware und Adaptern.

Den großen Funktionsumfang gibt es allerdings nicht umsonst: DSS 6.x kostet, je nach Lizenzgröße (bemessen in TByte Speicher) ab 750 Euro. Für kleine Umgebungen gibt der Hersteller jedoch eine kostenfreie Lite-Version her, die auf maximal zwei TByte Speicher begrenzt ist.

Fazit: Open-E DSS 6.x liefert einen großen Funktionsumfang, der mit professionellen NAS-Filern gut mithalten kann. Dafür muss der Systemverwalter jedoch auch mehr als 1.000 Euro (16 TByte Version) auf den Tisch legen.

Linux – schnell mit ausbaufähiger Handhabung

Linux liefert die solide Basis für NAS-Speicher und ist auf vielen Plattformen schneller als ein Windows-Dateiserver. Frei verfügbare Lösungen auf Basis einer Server-Distribution oder der Openfiler verlangen vom Verwalter jedoch gute Linux-Kenntnisse. Die kommerzielle Open-E-DSS-Appliance können auch Linux-Unkundige einrichten und verwalten, jedoch muss dazu eine passende Lizenz her.

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