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NAS im Eigenbau III – BSD/Solaris-Lösungen

Im zweiten Teil des Eigenbau-NAS-Workshops berichtete speicherguide.de über Linux-Lösungen. Teil 3 stellt Software-Appliances mit BSD und Solaris vor.

von Max Lessel

Das freie Unix BSD (Berkeley System Distribution) führt ein vermeintliches Schattendasein neben dem deutlich populäreren Linux. BSD wird gerne eine komplexere Administration bei schlechterer Hardware-Unterstützung nachgesagt, doch das ist nicht richtig. Speziell, wenn es um Speichersysteme geht, gilt hier das Gegenteil. Die GNU-Lizenz von Linux zwingt jeden, der  GNU-Open-Source-Code in eigenen Anwendungen verwendet dazu, seinen eigenen Code ebenfalls unter Gnu Public Lizenz (GPL) zu veröffentlichen. Die Berkeley-Lizenz von BSD fordert das nicht. Daher findet sich BSD in einer Vielzahl kommerzieller Speicherlösungen. Das Betriebssystem der NetApp-Filer »Data Ontap« basiert ebenso auf BSD, wie die Firmware von Dells Equallogic iSCSI-Blockspeichern. Ebenso erlaubt Linux nur Treiber, welche der GPL unterliegen im Systemkern. Das trifft auch Dateisysteme und verhindert somit, das Suns ZFS Dateisystem direkt vom Linux-Kernel unterstützt wird. BSD schert sich darum nicht und ist daher außer Solaris das einzige Betriebssystem, welches ZFS nativ beherrscht.

Das Dateisystem erlaubt zuverlässige und sehr große Raid-Verbände ohne eigenen Raid-Controller und beherrscht Snapshots. Es gibt Funktionen für Kompression und Deduplikation.

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FreeNAS 8

Die wohl populärste NAS-Appliance-Software auf Basis von BSD ist »FreeNAS«. Die Lösung basiert auf der FreeBSD-Distribution und erschien vor Kurzem in der Version 8. Es existiert sowohl eine 32 als auch eine 64-Bit-Version, wobei letztere wirklich nur bei Systemen mit großem RAM-Bedarf zum Einsatz kommen muss.

Die Appliance-Distribution unterstützt ZFS und UFS als Dateisysteme und installiert sich im Handumdrehen. Die eigentliche Verwaltung findet wie üblich im Web-Browser statt. Die Version 8 hat die Optik gegenüber ihrem Vorgänger aufpoliert, lässt an einigen Ecken jedoch etwas Bedienkomfort vermissen.

Als Dienste integriert FreeNAS neben den üblich verdächtigen CIFS und NFS auch FTP, TFTP, AFP (Alt-Apple) und ein iSCSI-Target. ZFS-Snapshots kann der Verwalter per GUI erstellen oder gleich einen Scheduler konfigurieren. Die Unterstützung für Deduplikation oder Kompression auf ZFS-Laufwerken fehlt jedoch.

FreeNAS nutzt eine eigene Benutzerverwaltung oder integriert sich in ein Active Directory. Im Test schlägt diese Integration mit einem »Windows-2008R2-DC« jedoch fehl. Auch das Forum offeriert hier noch keine passende Lösung. Dafür kann der Verwalter bei lokalen Accounts recht problemlos ein UID-User-Mapping einrichten, um gemeinsame NFS/CIFS-Shares mit passenden Rechten zu versehen. Darüber hinaus arbeitet das BSD-NAS sehr flott, ohne dabei die Ressourcen der darunter liegenden Hardware zu stark zu belasten. Im Test misst speicherguide.de NFS-Transferraten um die 70 MByte/s auf alter Hardware mit einer CPU, zwei GByte RAM und lediglich fünf SATA-Platten.

Fazit: FreeNAS ist ein solides NAS-Appliance-Betriebssystem, das vor allem durch gute Performance bei niedriger Ressourcenbelastung punkten kann. Wie beim OpenFiler muss sich der Verwalter jedoch mit den einzelnen Diensten auskennen, da etliche Verwaltungsaufgaben detaillierte Parameter fordern. Das Handling von iSCSI-Targets ist ein wenig komplex und langwierig.

Nexentastor Community 3.1.1

Der erste Teil des Workshops hat für einiges an Feedback gesorgt. Besonders aus der Nexenta-Ecke regte sich Widerspruch gegen einige Aussagen. Umso gespannter erwarteten wir das Abschneiden der auf Open-Solaris basierenden NAS-Appliance. Allerdings enttäuschte die Lösung noch vor einem möglichen Test: Nexenta verlangt für die Community Edition einen Lizenz-Key. Diesen erstellt ein Web-Portal anhand einer während der Installation generierten Maschinen-ID. Im Test lehnt die Nexenta-Community-Edition trotz dreimaliger Installation immer wieder den vom eigenen Web-Portal generierten Key ab und lässt sich damit einfach nicht in Gang setzen. Die Software bleibt daher den Funktionsbeweis vorerst schuldig.

Open Indiana

Wer sich für eine Solaris basierte NAS-Umgebung interessiert, ohne im Key-Wirrwarr von Nexenta hängen zu bleiben, sollte einen Blick auf »Open Indiana« werfen. Diese Open Solaris Distribution basierend auf den Illumos Ressourcen, installiert und bedient sich wie das offizielle Oracle Solaris und bringt alle ZFS-Features mit. Zwar fehlt in der Basis-Installation eine flotte NAS-Web-Gui. Die Basis-Funktionen des ZFS reichen jedoch aus, um mit wenigen Handgriffen auf der CLI ein ZFS-Dateisystem zu erstellen und Teile davon über NFS oder CIFS freizugeben.

Wer bereits Grunderfahrungen mit Linux gesammelt hat, braucht vor Open Solaris nicht zurückschrecken. Im Gegenteil: Wo man bei Linux händisch den NFS-Kernel-Server konfigurieren und Einträge in der /etc/exports verwalten muss, genügt bei Solaris ein »zfs share «-Befehl für eine NFS-Freigabe.

Open Indiana integriert im Gegenzug zum FreeNAS auch die erweiterten ZFS-Funktionen wie Deduplikation. Wer letztere nutzt kann dann aber nicht mehr mit simplen NAS-Blech anrücken, sondern muss viel RAM und CPU-Leistung bereit stellen.

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